Es ist schon fast zu schön um wahr zu sein, aber die EU-Kommission hat tatsächlich mal Vorschläge vorgelegt, die den Online-Handel nicht bremsen, sondern voran bringen sollen. Konkret geht es um die Vereinfachung des Mehrwertsteuersystems beim grenzüberschreitenden Handel.
Online-Händler, die waren in andere Länder der EU verkaufen, sehen sich einem komplizierten Mehrwertsteuersystem gegenüber.
Ist die Lieferschwelle für ein bestimmtes Land überschritten, müssen sich Händler dort beim Finanzamt anmelden und in dem Land nach den jeweiligen Steuersätzen auch die Mehrwertsteuer abführen. Pro Jahr entstehen Händlern durch dieses umständliche System rund 8.000 Euro an Kosten.
Das bedeutet im Zweifel: Pro Land eine eigene Steuererklärung.
Vereinfachtes Verfahren
Damit soll bald nach Plänen der EU-Kommission Schluss sein. Es soll auch für Warenverkäufe ein vereinfachtes Verfahren eingeführt werden, bei dem die Umsätze nur jeweils an das heimische Finanzamt gemeldet werden, auch nur dorthin die Mehrwertsteuer abgeführt wird und der deutsche Fiskus das Geld dann an die einzelnen Mitgliedstaaten verteilt.
Endlich ein richtiger Schritt
Nach den eher zweifelhaften Vorschlägen der Vergangenheit wie der Geoblocking-Verordnung und anderen kommt nun endlich mal ein sinnvoller Vorschlag aus Brüssel, der den internationalen Online-Handel wirklich voran bringen wird und nicht neue Handelsbarrieren aufbaut.
Fazit
Jetzt bleibt zu hoffen, dass die Mitgliedstaaten und das EU-Parlament keine Einwände haben. Außerdem sollten die Regelungen alsbald auf den Weg gebracht werden, damit der sich immer weiter entwickelnde Online-Handel auch bald davon profitiert.
Die komplizierten und sehr unterschiedlichen Steuerregelungen der einzelnen Mitgliedsländer sind einer der wichtigsten Gründe, die gegen eine Internationalisierung des Geschäfts sprechen.
Wir werden Sie auf dem Laufenden halten.
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Ich fürchte nur, dass dann im Gegenzug die Lieferschwellen wegfallen und es dann für kleinere Händler wiederum komplizierter wird oder diese den Auslandsversand erst gar nicht anfangen.
Klingt in erster Linie nach einen großen Vorteil, aber ich bin gespannt wie die Steuerregelungen fallen.
Es mag sein, daß es für größere Umsätze interessant ist. Das größere Problem ist doch eigentlich ein ganz anderes: Unterschiedliche Widerrufsregelungen, AGBs, Elektroschrottverordnung usw. – wenn dieser ganze “Mist” mal so schön einfach von der EU geregelt würde, wie eine einheitliche Streitbeteilgungsdingens, 😉 dann wären die Grenzen rein rechtlich für alle auf und wir Händler könnten auch mehr verkaufen. Klartext: Die EU stellt und eine Internetseite mit allen Regeln zur Verfügung, auf die wir nur noch verlinken müßen und eigene AGBs usw. fallen dann weg. So muß ich doch jeden Verkauf ins Ausland “rein rechtlich & theoretisch” verhindern, sofern ich nicht alle Daten für das jeweilige Land angepaßt habe und welches kleines Unternehmen, kann sich mal eben in jedem Land einen/mehrere Sachbearbeiter einstellen, um dort dann verkaufen zu können – wer soll das bei kleineren Unternehmen zahlen? Von sprachlichen Hürden mal ganz abgesehen.
Immerhin scheint die EU ja mal wenigstens etwas zu merken, mal schauen, wann man wirklich frei verkaufen darf/kann, ohne gegen sämtliche rechtlichen Schranken zu stoßen, die alles wieder nur blockieren. Kostet zwar Arbeitsplätze, aber DAS wäre mal eine Vereinfachung.
Mal schauen was da raus kommt.