Mit einer übersichtlichen Kategoriestruktur führen Sie die Kunden durch Ihren Onlineshop und sorgen für ein angenehmes Shopping-Erlebnis. Die ePages-Usability-Expertin Anja Gehl erklärt in diesem Artikel, worauf es dabei ankommt.
Jeder Onlineshop-Kunde hat ein bestimmtes Ziel vor Augen. Anna zum Beispiel ist auf der Suche nach dem günstigsten Preis für das neue iPhone. Paul hingegen benötigt einen günstigen Wasserkocher mit einem Fassungsvermögen von 1,7 Litern, und Michael stöbert nach einem modernen, elektronischen Geschenk für einen Freund. Obwohl alle drei Kunden unterschiedliche Vorstellungen haben, verfolgen sie dasselbe Ziel: das richtige Produkt zu finden.
Sie als Onlinehändler stehen nun vor der Herausforderung, diese unterschiedlichen Bedürfnisse zu befriedigen und Ihren Kunden zu zeigen, dass Ihr Shop genau die richtigen Produkte auf Lager hat. Eine optimale Strukturierung Ihrer Produkte und eine einfache Auffindbarkeit sind dabei Kernelemente eines guten Shopping-Erlebnisses für Ihre Kunden.
Kategorien als Wegweiser
Stellen Sie sich vor, bei Ihnen in der Nähe eröffnet ein neuer, großer Supermarkt, den Sie sofort bei Ihrem nächsten Wochenendeinkauf ausprobieren wollen. Voller Vorfreude betreten Sie den Supermarkt und versuchen sich zu orientieren. Der Aufbau des Supermarkts kommt Ihnen bekannt vor, sodass Sie sofort mit Ihrem Einkauf beginnen können.
Kurz bevor Sie sich an der Kasse anstellen, fällt Ihnen auf, dass Sie die Marmelade vergessen haben. Sie eilen in die Mitte des Supermarkts zurück und versuchen, einen Überblick zu bekommen. Dankbar entdecken Sie große Schilder über den Gängen und finden so schnell das gewünschte Produkt, ohne jedes Regal durchsuchen zu müssen.
Wenn wir dieses Muster nun auf die digitale Welt übertragen, wird deutlich, wie wichtig die Kategorien für den Nutzer Ihres Onlineshops sind. Ihr Ziel sollte sein, Ihre Kunden so einfach und benutzerfreundlich wie möglich zu führen – denn findet er nicht, wonach er sucht, verlässt er Ihren Shop wieder. Der nächste Onlineshop liegt nur einen Klick entfernt.
Auch wenn Sie noch am Anfang stehen und in Ihrem Shop erst wenige Produkte anbieten, zahlt es sich aus, sich bereits jetzt Gedanken über eine klare und erweiterbare Kategoriestruktur zu machen. In vielen älteren Shops stellen wir immer häufiger fest, dass es keinen roten Faden gibt. Denn Shops wachsen und neue Kategorien werden hinzugefügt. Dabei passiert es im Alltagsgeschäft häufig, dass das Gesamtkonzept vergessen wird und eventuell einige Kategorien aus dem Fokus geraten. Im schlimmsten Fall resultiert das in doppelten oder leeren Kategorien. Die Gefahr, einen Kunden auf diese Art und Weise zu verlieren, ist groß. Wie wirkt es beispielsweise auf Sie, wenn Sie in einem Supermarkt nach langer Suche endlich das richtige Regal gefunden haben, es aber leer ist? Würden Sie in diesem Geschäft weiter einkaufen oder sich für Ihre nächsten Einkäufe einen neuen Laden suchen?
Kategorien im Onlineshop
Die optimale Kategoriestruktur sieht für jeden Onlineshop anders aus, da sie abhängig von den Produkten und der Zielgruppe des Shops ist. Jedoch möchten wir Ihnen fünf Tipps geben, die Sie auf jeden Onlineshop anwenden können:
1. Überfordern Sie Ihre Kunden nicht mit zu vielen Kategorien auf der ersten Ebene
Entwerfen Sie eine einfache Kategoriestruktur mit wenigen Überpunkten und sinnvollen Unterkategorien. Fünf bis sieben Hauptkategorien haben sich als guter Richtwert herausgestellt.
2. Wählen Sie verständliche und überschneidungsfreie Oberbegriffe
Entscheiden Sie sich für bekannte und leicht verständliche Wörter und richten Sie sich dabei nach Ihrer Zielgruppe. Vermeiden Sie also zum Beispiel Fachwörter, wenn Sie kein Fachpublikum ansprechen. Wählen Sie Oberbegriffe, die sich thematisch nicht überschneiden, sodass Sie Ihre Produkte eindeutig zuweisen können.
3. Verwenden Sie keine Produktattribute in den Kategorienamen
Zu viele Optionen im Menü machen die Benutzung und Orientierung unnötig kompliziert. Anstatt zum Beispiel einzelne Kleidergrößen oder Farben als Kategorien zu listen, sollten Sie Ihren Kunden die Möglichkeit bieten, nach diesen Produktattributen zu filtern. Eine Ausnahme dabei sind besonders im Fashionbereich eigenständige Marken. Hier bietet es sich an, die Topmarken prominent zu platzieren und sie zur direkten Auswahl anzuzeigen – zum Beispiel mit einer Oberkategorie „Marken“ und dann den einzelnen Topmarken als Unterkategorien.
4. Nutzen Sie das Mega-Menü bei einer tiefen Kategoriestruktur
Wenn Sie eine tiefe Kategoriestruktur (also viele Unterkategorien) nicht vermeiden können, verwenden Sie ein Mega-Menü. Es öffnet sich, sobald man mit der Maus über einen Menüpunkt fährt und zeigt die Unterkategorien übersichtlich an.
5. Schauen Sie sich Ihre Konkurrenz an
Häufig hat sich bereits eine Art Standard für bestimmte Produktarten herauskristallisiert. Im Modebereich wird zum Beispiel auf der ersten Ebene meist nach Damen, Herren und Kindern kategorisiert.
Passt diese Struktur auch zu Ihnen? Dann gucken Sie sich ruhig den einen oder anderen Trick ab. Ihre Kunden werden sich freuen, da sie so bereits gelernte Muster auch in Ihrem Shop wieder anwenden können.
Abschließend möchten wir Ihnen gerne zeigen, wie Sie mit der Methode Cardsorting einfach und schnell eine Kategoriestruktur für Ihren Onlineshop finden. Cardsorting ist eine Designtechnik, mit der man herausfinden kann, wie Menschen verschiedene Elemente in Gruppen kategorisieren.
Dazu benötigen Sie:
- Stifte
- Karten
- Optional: Kunden Ihres Onlineshops
Anleitung:
- Schreiben Sie Ihre Produktarten auf einzelne Karten
- Sortieren Sie die Karten in zusammenhängende Gruppen
- Geben Sie den einzelnen Gruppen jeweils eine Überschrift
- Wiederholen Sie diese drei Schritte so lange, bis alle Ihre Produktarten in sinnvolle Kategorien gruppiert sind und Sie keine Überschneidungen zwischen den einzelnen Kategorien mehr haben
Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, führen Sie das Cardsorting gemeinsam mit Kunden Ihres Shops durch. Alternativ können Sie auch auf die Hilfe von Freunden zurückgreifen, die sich für Ihre Produkte interessieren. Die Schritte können Sie mit einer Gruppe durchführen oder mit einzelnen Teilnehmern. Anschließend vergleichen Sie die Ergebnisse.
Durch die Arbeit mit Kunden lernen Sie, wie Ihr Produktsortiment wahrgenommen wird und in welchen Strukturen Ihre Kunden denken. So finden Sie die perfekte Struktur, die nicht nur Sie, sondern auch Ihre Kunden verstehen.
Vielen Dank für diesen informativen Artikel. Auch meiner Meinung nach gehört die Navigation auf vielen Webseiten geändert. Auch wir haben lange überlegt, ob und inwieweit man die Navigation anpasst. Da hätte ich mir diesen Artikel schon früher gewünscht.
Die Frage, die mich aber schon seit längerem beschäftigt: Macht eine Kategorie heute eigentlich wirklich noch viel Sinn? Laut einigen Berichten, die ich gelesen habe, nutzen viele Menschen heute nicht mehr den Weg über die Kategorien, sondern über die Suche. Wie ist Ihre Erfahrung damit?
Der Frage von August schließe ich mich an.
Mit dem “Problem” Kategoriestruktur und im Shop “umbauen” beschäftige ich mich auch gerade.
Ich müsste meine Kategorien (es sind schon 20 Hauptkategorien, nebst jeweils zahlreichen Unterkategorien) vermutlich auch überarbeiten, wobei sich eben die Frage stellt, wie man diese auf 5-7 Hauptkategorien reduziert bekommen soll.
Andererseits kommt dann auch die Frage auf, wie dies aus SEO-Sicht zu betrachten ist, denn verliert eine Kategorie, je tiefer sie ist, nicht an Bedeutung für z. B. Google?
Da fällt mir gerade wieder das Bild auf, was hier oben neben dem Artikel erscheint.
Ich hatte auch vor, diese Markierungen für die Preise zu setzen um sie bei Google-Suchergebnissen mit anzeigen zu lassen, da stellte ich mir dann aber die Frage, ob das nicht eher wieder etwas “angreifbares” für Abmahnungen darstellt.
Denn wenn eine Preisänderung vorgenommen wird, wird diese ja bestimmt nicht zeitnah auch in den Google-Suchergebnissen geändert werden.
Auch habe ich vorhin ein Suchergebnis von einem großen bekannten Unternehmen gesehen, welches auch dort Preise angegeben hat und anschließend festgestllt, das Unternehmen gibt da doch tatsächlich NETTOpreise an.
Das kann doch nicht in Ordnung sein oder?
Die Preismarkierung für Google ist in der Tat nicht so einfach. Denn Sie müssten dann in dem Suchergebnis auch schon auf evtl. hinzukommende Versandkosten hinweisen. Das Thema Preiserhöhung spielt da natürlich auch eine Rolle, wie Sie richtig schreiben. Auch bei Google muss im B2C-Handel mit Brutto-Preisen geworben werden, auch da haben Sie Recht.
Den zweiten Punkt halte ich als besonders kompliziert, denn oftmals gibt es – gerade in der deutschen Sprache – eine Handvoll Synonyme für einen Begriff.
Hier ist es nicht immer leicht die Balance, zwischen Verständlichkeit, Korrektheit und Suchverhalten zu finden.
Auch Oberbegriffe, die sich nicht überschneiden gibt es nicht in jeder Branche. Es wäre toll, wenn Sie für diese Punkte noch ein paar Beispiele in den Artikel einfügen könnten.
Schade, dass die Fragen bezüglich der Suche noch nicht eindeutig beantwortet wurden.
LG E. Sultan
Danke für Ihr Interesse an dem Artikel. Gerne beantworte ich Ihre Fragen:
Die Suche ist ein sehr wichtiger Teil eines Online-Shops und sollte deshalb immer für den Kunden sofort sichtbar sein. Wann und wie ein Kunde jedoch die Suche verwendet, ist von seinen Zielen und Vorlieben abhängig. Viele Nutzer verwenden die Suche, wenn Sie nach konkreten Produkten bzw. Produktgruppen suchen. Im Idealfall führt eine Suche zu einem schnellen Ergebnis. Kategorien hingegen werden gerne für das Stöbern nach Artikel verwendet. Jedoch stellen wir in unseren Usability Tests immer wieder fest, dass die Verwendung von Suche und Kategorien auch durch Vorlieben geprägt ist. So verwenden manche Nutzer generell nur die Suche und andere hingegen gehen den Weg über die Kategorien.
Die Anzahl der Hauptkategorien ist immer von der Art des Shops abhängig. Otto und Amazon bieten Ihren Kunden zum Beispiel sehr viele Kategorien an, da sie ein sehr breites Produktangebot haben. Grundsätzlich ist jedoch empfehlenswert eine klare und einfache Struktur aufzubauen, da sich der Kunde so leichter orientieren kann. Ohne Details über den konkreten Shop kann ich jedoch nicht sagen, wie es sich bei Ihnen verhält. Ich empfehle Ihnen die Methode Cardsorting auszuprobieren und zu versuchen die Kategorien zu reduzieren. Nützlich ist dabei häufig die Hilfe von Unbeteiligten, die sich nicht regelmäßig mit Ihrer Struktur auseinandersetzen. Bei einem sehr breiten Produktangebot empfehle ich Ihnen zudem die Verwendung von Suchfiltern. So können Sie unter Umständen einige Kategorien reduzieren.
Liebe Frau Gehl, besten Dank für Ihre ausführliche Antwort. Ja, jeder Mensch hat seine eigenen Vorlieben. Daher halte ich eine unterschiedliche Benutzerfürhung für enorm wichtig. Nicht immer umsetzbar aber super, um sich zu informieren.
Also beispielsweise: Inspirationen (über Bilder), Ich weiß konkret was ich möchte (Fachbegriffe und Kategorien), Ich weiß nicht genau was ich brauche (Suche und Informationen)
Cardsorting klingt interessant, werden wir einmal testen!
Vielen Dank für die ausführlichen Infos zur Kategoriestruktur. Da ich mich gerade mit der Neustrukturierung meines kleinen Shops beschäftige fand ich die Tipps sehr hilfreich. Gerade Cardsorting scheint eine gute Möglichkeit zu sein die Artikel zu strukturieren. Doch nicht nur in einem Shop sondern auch für einen Blog und dessen Kategorieren eine gute Lösung.
Was ich jedoch vermisse ist wie eine gute URL Struktur aussehen soll in Verbindung mit div. Kategorien. Haben Sie hierzu auch Tipps?
Kompakt und gut erklärt. In jedem Fall ein Mehrwert für unsere WooCommerce Shops.