Seit Amazon angekündigt hat, Einfluss auf die Preisgestaltung seiner Marketplace-Händler zu nehmen, kocht die Händler-Seele, wie eine AdHoc-Umfrage hier im Blog zeigt. Auch eBay hat versucht, seine gewerblichen Händler zu stark ans Gängelband zu legen und musste anschließend zurückrudern.
Warum Marktplatzbetreiber immer wieder gegen ihre Händler handeln, lesen Sie hier.
Eine Woche ist es her, da berichteten wir im shopbetreiber-blog von Amazons Preisparität. Der Artikelpreis und der Netto-Gesamtpreis für alle Artikel, die ein Verkäufer auf Amazon.de anbietet, muss im Vergleich zu anderen nicht ladengeschäftgebundenen Vertriebskanälen dieses Verkäufers grundsätzlich gleich günstig oder günstiger sein.
Daraufhin haben wir unsere Leser gefragt, ob sie den Eingriff in die freie Entscheidung der Preissetzung durch Amazon akzeptabel finden. Das Ergebnis ist eindeutig. Von den mehr als 450 Teilnehmern an der Online-Umfrage antworteten 94 Prozent mit einem klaren “Nein”.
Im Dienste der Kundenfreundlichkeit
Amazon ist natürlich nicht das erste große Unternehmen, das versucht Einfluss auf die Geschäftsprozesse seiner Marktplatzteilnehmer zu nehmen. Auch eBay hat es versucht und tut es nach wie vor. So zwang der Marktplatzanbieter im letzten Jahr in bestimmten Sortimentskategorien seine Händler auf Versandkosten zu verzichten.
Durch diese Maßnahme sollte es Händlern unmöglich gemacht werden, überhöhte Versandkosten zu berechnen, um einen niedrigen Verkaufspreis wieder wett zu machen. Der Zwang führte jedoch nicht zum gewünschten Ergebnis. So mancher eBay-Händler entschloss sich in den entsprechenden Kategorien überhaupt nichts mehr anzubieten oder kehrte eBay sogar für immer den Rücken. Das Ende vom Lied war, dass eBay sich dem Druck seiner Händler beugen musste und im Februar 2010 seine Entscheidung zurück nahm und statt dessen eine Obergrenze für Versandkosten einführte:
Daher wird die Pflicht, kostenlosen Versand anzubieten, ab dem 8. Februar 2010 durch neue Obergrenzen für Versandkosten ersetzt.
Der Preis ist nicht alles
Bei all den Anstrengungen der Marktplatzbetreiber geht es darum, dem Kunden nach Möglichkeit immer den günstigsten Preis bieten zu können. Denn die “Geiz-ist-geil-Mentalität” ist bei vielen Internetnutzern nach wie vor eine Kernmotivation im Netz einzukaufen. Und da die Marktplatzbetreiber an den Umsätzen ihrer Händler verdienen, wird alles daran gesetzt, dass der Verbraucher auch auf dem Marktplatz kauft und nicht etwa in einem selbstständigen Online-Shop.
Auf der Strecke bleiben dabei oftmals die Händler. Beate Rank, Geschäftsführerin der Tradoria GmbH, erläutert in einem Interview, wie weit die Einflussnahme der Marktplatzbetreiber auf die Geschäftsentscheidungen der Händler gehen sollte:
Wie bewertet Tradoria die Einflussnahme der großen Marktplätze auf die geschäftliche Freiheit der Händler?
Selbstverständlich haben Marktplätze auch den Verbrauchern gegenüber eine besondere Sorgfaltspflicht. So haben Marktplatzbetreiber unter anderem dafür zu sorgen, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen seitens seiner angeschlossenen Händler eingehalten werden. Dies ist bei Tradoria zum Beispiel durch die Bereitstellung von rechtlich vorgeprüften standardisierten AGB gegeben. Außerdem, stellen wir durch ein Prüfverfahren sicher, dass der Händler alle notwendigen Angaben für das Impressum hinterlegt hat. Andernfalls kann der Onlineshop nicht aktiviert werden.
Darüber hinaus achten wir auch auf die Einhaltung weiterer Kriterien, wie beispielsweise der Einhaltung von angegebenen Lieferzeiten oder der korrekten Retouren-Abwicklung. Wir sind jedoch der Meinung, dass es jedem Händler selbst obliegen muss, wie er sein Produktsortiment darstellt oder seine Verkaufspreise kalkuliert. Unter diesen Aspekt können wir Amazons Verlangen nach Preisparität nicht nachvollziehen und ist für unseren Marktplatz auch unvorstellbar.
Wir sehen uns an dieser Stelle als Dienstleister der Händler und überlassen es seiner kaufmännischen Entscheidung welche Produkte er zu welchem Preis verkauft oder welche Versandkosten er verlangt.
Wo endet der Einfluss des Marktplatzbetreiber auf die Geschäftsabläufe von Händlern?
Der Einfluss der Marktplatzbetreiber sollte unserer Meinung erst da beginnen, wo rechtliche Notwendigkeiten nicht eingehalten und berechtigtes Verbraucherinteresse gefährdet wird.
Gleichzeitig sollte der Marktplatzbetreiber gewährleisten, dass der Händler seine Produkte auf seiner Plattform rechtssicher verkaufen kann. Leider ist dies nicht bei allen Marktplätzen der Fall.
Wie bewahrt Tradoria das Gleichgewicht zwischen Händlerinteresse und Verbraucherinteresse?
Wir sorgen seitens der Händler für die Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Darüber hinaus schützen wir Verbraucher dadurch, dass sowohl die Tradoria Shopping-Mall als auch alle einzelnen Tradoria Shops von Trusted Shops geprüft und zertifiziert sind. Der damit verbundene kostenlose Käuferschutz garantiert zusätzliche Sicherheit für den Online-Einkauf.
Wir sorgen im Interesse des Verbrauchers, aber auch im Interesse aller anderen Händler, auch für die Einhaltung der angegebenen Lieferzeiten sowie eine korrekte Bestell- und Retourenabwicklung. Dass wir für den Händler die gesamte Zahlungsabwicklung übernehmen, nützt im Fall von Retouren oder Widerrufen auch dem Verbraucher. Gleichzeitig sind wir bei Uneinigkeiten zwischen Händler und Käufer als Vermittler gefragt und können regulierend eingreifen.
Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie doch weiter unten einen Kommatar.
Ich finde das Ansinnen von Amazon eine Frechheit. Gerade im von uns genutzten Produktsegment der Unterhaltungselektronik sind die Margen minimal. Bei den von Amazon einbehaltenen Provisionen würde ich bei gleichen Preisen nur noch für Amazon arbeiten oder gar draufzahlen. Fakt: Diese Produkte werden dann auf Amazon nicht mehr angeboten. Ob das den Umsatz des Marktplatzes Amazon erhöht? Wohl kaum!
Entweder gibt Amazon diesen Unsinn wieder auf oder die Amazon-Gebühren für die Händler müssen drastisch sinken. Andererseits geht diese Idee für den Amazon-Umsatz sicher nach hinten los.
Wir haben den Verkauf auf Amazon vorerst eingestellt.wir könnten unter diesen Umständen den Service nicht mehr halten. Gott sei dank sind wir aufgrund unserer beiden Shops http//:www.moebel360.de und anka24.de nicht mehr auf andere Plattformen angewiesen. Ich kann nur raten spart euch die Gebühren und investiert die in Traffic Gewinnung und Service. Kunden in den eigenen Shop zu bekommen ist zwar schwerer und anfangs teurer, aber auf Dauer die gesündere Lösung.
Vielen Dank für den Beitrag!
Wir haben unsere gewerblichen Verkäufer auf Hitmeister.de darauf hingewiesen, dass sie beim Bundeskartellamt in Bonn eine Prüfung der Preisparitätsvorschrift von Amazon einleiten können. Das ist für den Anfragenden zunächst nicht mit Kosten verbunden. Die Vermutung liegt sehr nahe, dass Amazon seine in Teilen ggf. marktbeherrschende Stellung missbraucht und somit gegen geltendes Recht verstößt. Die EU ist nicht der “Wilde Westen” der USA…
Ich kann nur jeden Händler empfehlen, einen eigene Onlineshop aufzumachen. Denn Amazon und Ebay sind einfach zu teuer.
Ebay wird wahrscheinlich in eine paar Jahren, nur ein paar Großanbieter haben.
Amazon kann es egal sein, weil Amazon verkauft die Mehrzahl der Produkte selbst. Jeder dieser Marktplätze nimmt über 10 % – 20% Gebühren und mit den vorhanden Rest, kann kein Händler überleben.
Sicher leisten Plattformen die sehr bekannt sind auch eine wichtige Vorarbeit, die man mit eigenem Onlineshop erst einmal erreichen muß. Aber viele bekannte Matktplätze entwickeln sich offensichtlich kontraproduktiv zum kleinen Shopbesitzer. Die Umsatzgenerierung der grossen Handelsketten ist da wohl viel verlockender als das Fußvolk.
Da ist Amazon ganz anders zu beurteilen als z.B. Ebay. Amazon vertreibt auch selber Artikel. Was im kleinen Händleshop gut läuft, ist letztlich irgendwann bei Amazon preisgünstiger zu haben.
Ebay verfolgt da anscheinend eine ganz ander Strategie. Man ändert das Bewertungssysten unter dem Nahmen “Topverkäufer” so, daß der Mitbewerber mit zwei Bewertungen ( Note 2 in einem Bewertungpunkt) die lästige Konkurenz lahmlegen kann. Wer Dir das eingebrockt hat, erfährst Du nie. Letztlich bleiben bei Ebay auch nur noch die Grossen.
Tradoria trägt mit ihrer Versandkostenpolitik leider auch nicht zu einer grundsätzlichen Verbesserung der überhöhten Versandkosten bei. Tradori erlaubt 2 Möglichkeiten: pauschale Versandkosten oder versandkosten frei. SUPER!! Aber nur für Tradoria, die verdiehnen am Rechnungsendbetrag. Positiev ist hier allerdings nicht nur der Rahmenvertrag mit dem Transportunternehmen, der bei großvolumigen Bestellungen super interessant ist, sondern auch die voll integrierte Trusted- Einbindung. Trotzdem. Entweder ich kalkuliere die Versandkosten in das Produkt mit ein und ziehe den Kunden über den Tisch, wenn er 2 Art. bestellt. Oder ich berechne pauschal und ruiniere mich selber.
Ich habe Art. die ich per Paket versenden muß und Art. die gerade einmal 10 Gramm wiegen. Die kann ich preiwert per Briefpost versenden.
Wie soll man dem Kunden nun begreiflich machen, daß Versandkosten grundsätzlich den Betrag X kosten.
In Sachen Versandkostenberechnung besteht noch sehr viel Handlungsbedarf um hier Kundenfreundlich werden zu können.
LG Volker
So von dumme Entscheidung trifft man selten. Die Kunden bei Amazon sind im Vergleich von Ebay ganz anders und bereit mehr zu zahlen, weil auch besseres Service erhalten. Ich hoffe,dass Amazon sich überlegt und kein Krieg mit den Händlern führt!
Hallo zusammen,
genau genommen geht es doch hierbei darum, das Amazon den Wttbewerb zu den auf Ihrem Marketplace (sei es als Partnerangebote oder aus dem eingenen Sortiment) angebotenen Produkten ausschaltet.
Was ist es denn genau, wenn ein Händler seine Produkte bei Amazon teurer anbietet als in seinem eigenen Shopsystem oder auf anderen Platformen? Doch nichts anderes als ein Wettbewerber für Amazon.
Hier sieht man mal wieder, wie ein marktbeherrschendes Unternehmen versucht den Wettbewerb auszuschalten.
Denn ein Verkauf über Amazon beschert denen immer auch eine Einnahme, egal ob aus eigenem Sortiment oder über die Verkaufsprovision
LG
C. C. Thielemann
Amazon geht es doch letztlich nur um eines: Amazon will verhindern, dass potentielle Kunden von der Amazon-Webseite wegen dort überhöhter Preise auf die Händlerseite wechseln und dann direkt im Onlineshop des Händlers bestellen.
Aus Sicht von Amazon völlig nachvollziehbar, denn Amazon verdient natürlich nur an den Verkäufen, die auch über die Amazon-Seite laufen.
Dazu gehört natürlich auch der neue Kommunikations-Manager, der eine Kontaktaufnahme mit dem Kunden ausschließlich über die Amazon-Webseite ermöglicht, da die Email-Adresse verschlüsselt ist. Formularmäßig behält sich Amazon das Recht vor, die Emails mitzulesen und verletzt damit das Post- und Fernmeldegeheimnis…
Das Problem ist aber, dass viele Produkte im Niedrigpreisbereich dem Händler mehr Kosten als Gewinn bringen. Konkret beträgt der durchschnittliche Warenkorb bei Amazon-Bestellungen nur etwa 1/3 des Warenkorbwertes über unseren eigenen Shop. Dazu kommt, dass Amazon selbst die Kosten (Versandpauschale) mit einer Verkaufsprovision belegt.
Für jeden einigermaßen wirtschaftlich denkenden Händler kann das Fazit unter diesen Voraussetzungen nur lauten: Eingebüßt ist auch gehandelt.
Im Endeffekt, Nachteil für Kunden, weil viele die Preise erhöhen, nicht senken;) Gestern habe ich mich auch telefonisch bei Amazon beraten, nicht nur das Produkt billiger angeboten werden muss, sondern auch den Gesamtpreis,d.h. 9+3 ist ungleich 10+2!
Bin zufällig auf http://www.amacheck.de/fernseher.php gestoßen, naja sieht so aus, als wär die Seite noch nicht ganz fertig, aber ich bin mal gespannt, ob das noch was wird. anscheinend mit Preisalarm und Tiefstpreise.