Neben Webhosting, Zahlungsabwicklung, Vermarktung und Shopsoftware bietet Amazon auch Logistik-Dienstleistungen für Online-Händler an. Bislang nur für die Partnershops im eigenen Haus. Jetzt sind Teile des Dienstleistungsangebots auch auf dem offenen Markt zu haben.
Jeder Händler kann jetzt Amazons Logistik nutzen.
Anfang des Jahres 2008 hat Amazon seine Logistik- und Fulfillment-Infrastruktur unter der Marke Fulfillment by Amazon (FbA) auch in Deutschland Online-Händlern der eigenen Shopping-Plattform zur Verfügung gestellt. FbA und der WebStore sind Teil von Amazons Full-Service-Strategie, die gesamte Wertschöpfungskette des Online-Handels zu bedienen.
Jetzt kann jeder Shopbetreiber den Logistik-Service von Amazon nutzen. Wie Gerd Meyer-Taborsky, als Senior Program Manager of Fulfillment europaweit für FBA zuständig, erklärte,
„können Händler ihre Ware an das Amazon-Versandzentrum liefern lassen und dort auf die selbe Art und Weise wie Amazon lagern und versenden“.
Konkret heißt das: kostenfreier Versand ab 20 Euro, die Artikel sind im Warenkorb mit anderen Amazon-Produkten kombinierbar und die Händler erhalten Zugang zu Versandservices wie Overnight-Express und Amazon Prime.
Nach Informationen des Branchendienstes Computer Reseller News können Shopbetreiber mit folgendem Preismodell rechnen
Wie schon bisher setzt sich das Pricing bei FBA aus den monatlichen Lagerkosten pro Kubikmeter, einer Festgebühr für die Auftragsbearbeitung und das Pick & Pack sowie gestaffelten Preisen je nach dem Gesamtgewicht der Lieferung zusammen.
Kostenloses Branding und Prozesskostenoptimierung
Hinter Amazons Dienstleistungs-Offerte stecken natürlich handfestes Eigeninteressen. Die Ware seiner Logistik-Kunden versendet der Branchenriese in den eigenen Standardkartonagen, die mit dem Amazon-Brand bedruckt sind. Dadurch vergrößert Amazon seine Markenreichweite, ohne großen eigenen Marketing- und Kostenaufwand. Wie Meyer-Taborsky berichtet, habe Amazon das Volumen der über den Logistikservice verschickten Sendungen im Jahresvergleich verdreifachen können.
Zudem schafft es Amazon durch den Logistikservice die Auslastung in seinen Versandzentren zu optimieren. Eine Strategie, die auch viele klassische Versender mittlerweile fahren. Denn leere Lagerflächen, stillstehende Fördertechnik und nicht optimal ausgelastete Logistikfachkräfte drehen die Kostenschraube nach oben.
Das Fulfillment by Amazon (FbA) ist sicherlich ein sehr guter und zuverlässiger Service. Für viele Bereiche finde ich die Kosten sehr hoch. In diesem Zusammenhang wäre interessant, ob Verkäufer die den Service nutzen, gesondert auf den Verkaufsseiten gewertet werden.
Wirklich attraktiv ist dieses Modell tatsächlich nur für Amazon. Händler mit niedrigpreisigen Produkten sollten sich von diesem Geschäftsmodell fernhalten, wenn sie noch etwas verdienen wollen. Für hochpreisige Artikel sieht es ein wenig anders aus.
Nehmen wir ein Standard-Produkt im Nicht-Medienbereich zum Verkaufspreise von 30 Euro, welches ein Gewicht von 1,5 kg aufweist und machen wir mal die Rechnung auf.
Bei einem üblichen Einkaufspreis von 50% des Verkaufspreises ergibt sich eine Gewinnmarge von 10,21 EUR (VKP ./. USt ./. EKP)
Amazon berechnet für den Verkauf des Produkts 15% des Verkaufspreises = 4,50 EUR. Verbleiben: 5,71 EUR (wenig genug)
Dann kommen die Versandgebühren für FBA:
pro Auftrag: 1,00 EUR + pro Einheit: 1,20 EUR + Gewichtshandling: 1,80 EUR = 4,00 EUR.
Dem Händler bleiben von diesem Auftrag also gerade mal noch 1,71 EUR.
Doch es kommt noch besser! Amazon definiert “Oversize-Artikel” wie folgt: “Als Oversize gelten Einheiten (Medienprodukte, Nicht-Medienprodukte), die zumindest eine der folgenden Maße überschreiten: 45 cm Länge X 34 cm Breite X 26 cm Höhe, oder die mehr als 12 kg wiegen.” – Was sind diese Maße schon? 45 cm lang oder 34 cm breit? Das sind bei uns jedenfalls schon ziemlich viele Produkte.
Für Oversize-Artikel langt Amazon bei den Gebühren richtig zu:
pro Auftrag: 1,35 EUR + pro Einheit: 3,50 EUR + Gewichtshandling: 1,80 EUR = 6,65 EUR.
Damit zahlt der Händler sogar noch 0,94 EUR zu. Aber eingebüßt ist auch gehandelt.
Zu berücksichtigen ist, dass diese Beispielrechnung noch keine Lagerkosten und die Kosten der Auftragsabwicklung beim Händler selbst berücksichtigt. Dies würde das Missverhältnis noch deutlich verschlechtern und die Unattraktivität von FBA auf Händlerseite noch viel mehr zu Tage treten lassen.
Amazon ist schlau… Durch FBA und die in den Shops angebotenen und über die Amazon-Plattform verkauften Artikel erkennt Amazon sehr schnell, welche Artikel Potential haben. Durch die Anlieferung zu Amazon bringt Amazon auch noch die Bezugsquellen der Händler in Erfahrung. Es ist also nun ein Kinderspiel, diese Artikel selbst ins Amazon-Sortiment aufzunehmen und die Händlerpreise zu unterbieten. Dabei liegt das wirtschaftliche Risiko (Absatzmarkt vorhanden?) nahezu bei Null. Bei diversen Produkten konnte ich schon beobachten, dass diese Produkte plötzlich im Amazon-eigenen Sortiment auftauchten und die Händlerpreise unterboten wurden.
Herr Görlach, vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar! Ich finde Ihre Beobachtung sehr treffend.
Vielen Dank für die Ausführung Hr. Görlach! Mir war die Problematik mit der eigenen Aufnahme ins Amazosortiment nicht so klar!
Es kommt noch schlimmer…Für externe Händler ist FbA möglich. Man wird aber “genötigt” die Verkäuferplattform für rund 40 EUR im Monat zu nutzen um die entsprechenden Artikel in das Amazon System einzupflegen. Auch dann wenn die Artikel auf Amazon nicht zum Verkauf angeboten werden! Demnach kommen nochmals 40 EUR/Monat zu den schon üppigen Gebühren hinzu…was so nicht aus der verlinkten Preisliste hervor geht.
(Quelle: Telefonat mit Amazon Sales Team)
…und wieder einmal werden, ich nenne es mal ahnungslose Händler, dazu benutzt, kostenlos Artikel in das Amazon System einzupflegen, ganz nebenbei werden Verkaufszahlen, Bilder, Artikelbeschreibung usw. an Amazon übermittelt…dies ist mittelfristig das Aus für viele kleine Online-Händler. Das schlimme, sie tragen selbst dazu bei in dem sie ihre sensiblen Daten preisgeben.
Hallo Kollegen und Lesen.
Der Versand durch Amazon ist absolut diletantisch, teuer und funktioniert nicht.
Ich habe mehr als 2.000 € an verlorene, kaputte oder falsch eingeordnete Waren.
Die Abteilungen sprechen nicht mit den Kunden (wir) und verstehen nicht, dass einwellige Kartons nicht reibungsresistent sind, so klassifizieren einwandfreie Ware als unverkäuflich.
Dann sitzt man ca. 3 Stunden am Tag und schreibt man Tickets die immer mit standard Sätze beantwortet werden und man wird eher pleite damit.
Ich will so schnell wie möglich davon weg.