Ebay ist und bleibt der größte Internet-Marktplatz in Deutschland. Trotzdem häuften sich in den letzten Monaten Beschwerden gerade von professionellen Verkäufern. eBay führte daraufhin erste Änderungen im Geschäftsmodell durch und geht jetzt den nächsten Schritt, um an dynamischere Zeiten anzuknüpfen.
Was soll sich alles ändern? Wie weitreichend sind die Planungen?
Die Unzufriedenheit mit den bisherigen Änderungen zeigte auch unsere Umfrage zum Thema seinerzeit hier im Blog: 61% Prozent der befragten Shopbetreiber sagte, dass die angekündigten Schritte bei weitem nicht ausreichen. Einige US-Powerseller drohten gar mit Boykott. Zudem wurde eBay-Express in der Zwischenzeit geschlossen.
Drastische Gebührensenkungen bei eBay waren nötig
Mit einer weitreichenden Änderung des Geschäftsmodells will der eBay-Deutschland-Chef Stefan Groß-Selbeck den alten Schwung zurückgewinnen. Künftig wird die zeitliche Begrenzung der Angebote aufgehoben und die Einstellgebühren betragen statt bisher 25 Cent bis 4,80 Euro höchstens 10 Cent je Produkt.
Shopbetreiber sollen zurückgewonnen werden
eBay will sich hiermit gerade Shopbetreibern wieder annähern, die durch diese Preise und eine zudem angekündigte “Einstellgebühren-Flatrate” alle Produkte auch bei eBay günstiger listen können. Online-Shops hatten sich vor allem wegen der Gebührenstruktur in den vergangenen Jahren immer mehr von eBay abgewandt. Das soll ein Ende haben, wie eBay mit den heutigen Ankündigungen deutlich macht.
Hier ein Teil der heutigen Pressemeldung von eBay:
eBay baut um: Online-Marktplatz setzt auf Wachstum durch Wandel
Der weltweite Online-Marktplatz eBay stellt weitere grundlegende Neuerungen vor und setzt den im September 2007 unter dem Motto „eBay neu erleben!” begonnenen Umbau fort. „Wir wollen die größte und beliebteste Shopping-Website sein und bleiben. Dazu müssen wir uns auf neue Marktherausforderungen und veränderte Ansprüche unserer Käufer und Verkäufer einstellen – und vor allem die Käuferzufriedenheit auf eBay weiter verbessern”, sagt Dr. Stefan Groß-Selbeck, Vorsitzender der Geschäftsführung von eBay in Deutschland.
Durch ein neues Geschäftsmodell für die gewerblichen Anbieter will eBay unter dem Stichwort „Riesige Produktauswahl” das Angebot und damit die Auswahl für die Käufer auf dem Marktplatz mehr als verdoppeln. Außerdem wird unter dem Motto „Relevante Suchergebnisse” eine neue Suchtechnologie dafür sorgen, dass Käufer schneller genau das finden, was sie suchen. Im Mittelpunkt steht außerdem ein „Reibungsloser Kauf”. Diesen will eBay unter anderem dadurch sicherstellen, dass Käufer zukünftig in unbegrenzter Höhe über den Online-Zahlungsservice PayPal geschützt werden und der Verkäuferschutz auf alle Transaktionen ausgeweitet wird. Zudem werden allgemein höhere Standards für Verkäufer gelten und die Käuferzufriedenheit signifikant erhöhen.
„Riesige Produktauswahl”: Verdoppelung des Angebots
Die riesige Sortimentsbreite und -tiefe ist schon heute eine Stärke von eBay – ständig sind auf dem deutschen Marktplatz rund neun Millionen Artikel im Angebot, dazu kommen noch einmal genauso viele Produkte in den eBay Shops. Die Trennung zwischen Marktplatz und Shops wird eBay aufheben: Ab dem 25. September werden alle Shop-Artikel vollwertig in die Kategorienstruktur und die Suchergebnisse auf dem Online-Marktplatz integriert. Als Ergebnis werden die Käufer unter mehr als 18 Millionen Artikeln wählen können. Bei eBay wird es nur noch zwei Angebotsformate geben: Auktionen und Festpreisangebote. Die Verkäufer profitieren von einer deutlichen Aufwertung ihrer Shop-Artikel, deren Reichweite sich beträchtlich erhöht. Dabei behalten diese Angebote ihre langen Laufzeiten von bis zu 30 Tagen.
Neues Geschäftsmodell für gewerbliche Verkäufer
In Zusammenhang mit der Integration der Shop-Artikel in den Marktplatz schafft eBay ein ganz neues Geschäftsmodell für seine gewerblichen Verkäufer in Verbindung mit den eBay Shops. Shop-Abonnenten werden für ihre Festpreisangebote mehr Leistung zu fairen Konditionen bekommen. Zwar können gewerbliche Verkäufer ihre Festpreisangebote weiterhin auch ohne Shop anbieten. Die Shop-Abonnements aber bieten einen wesentlich höheren Gegenwert: Die Angebotsgebühren – je nach Shop und Produktkategorie zwischen ein und zehn Cent – gelten künftig unabhängig vom Produktpreis, ein Galeriebild ist immer in der Gebühr enthalten. Insgesamt wird das Risiko weiter von den Angebotsgebühren auf die Verkaufsprovision verlagert – der Verkäufer zahlt also vor allem dann, wenn er erfolgreich verkauft.
Ein besonders attraktives Angebot macht eBay Premiumshop-Abonnenten: Sie können bei Mehrfachangeboten künftig eine Flatrate nutzen und für 299 Euro im Monat unbegrenzt Artikel auf eBay einstellen. „Damit schaffen wir einen Anreiz für Verkäufer, die schon jetzt in großen Stückzahlen handeln, ihr Angebot noch einmal auszuweiten. Außerdem können Händler so komplette Sortimente anbieten, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen”, sagt Dr. Stefan Groß-Selbeck. Um das Einkaufserlebnis abzusichern, enthalten Angebote, die nach dem neuen Modell bei eBay eingestellt werden, automatisch PayPal als eine von mehreren Zahlungsoptionen.
„Relevante Suchergebnisse”: Finden, was wirklich interessiert
Eine neue Suchtechnologie sorgt auch bei deutlich größerer Produktbreite und -tiefe dafür, dass ein Sammlerstück genauso schnell und einfach gefunden wird wie ein Neuprodukt zum Festpreis. Die neue Suche bei eBay sortiert Festpreisangebote nach ihrer Relevanz für den Käufer. Dabei wird vor allem der Verkaufserfolg gleicher Artikel in der Vergangenheit berücksichtigt. Auktionen werden nach ihrer Restlaufzeit angezeigt. Je kürzer diese ist, desto höher steigen die Artikel in der Sortierung. Dabei trägt eBay dafür Sorge, dass auf allen Seiten ein optimaler Mix aus Auktionen und Festpreisangeboten angezeigt wird. Nach wie vor gilt, dass Artikel von Verkäufern, mit deren Leistungen die Käufer in der Vergangenheit besonders unzufrieden waren, grundsätzlich weiter unten in den Suchergebnissen angezeigt werden. Die neue Sortierung der Ergebnisse wird ebenfalls zum 25. September eingeführt.
Aufschlussreich ist auch ein Interview, das “Netzökonom” Holger Schmidt mit Stefan Groß-Selbeck zu den angekündigten Änderungen geführt hat:
Herr Groß-Selbeck, was wollen Sie tun, um die Händler wieder für Ebay zu begeistern?
Wir schaffen ein neues Geschäftsmodell für gewerbliche Anbieter. Sie haben künftig die Möglichkeit, Produkte zu niedrigen Einstellgebühren oder sogar einer Flatrate bei gleichzeitig langen Laufzeiten einzustellen. Wir verbessern auch signifikant die Art und Weise, Artikel auf dem Marktplatz zu finden. Und wir verbessern den Käuferschutz.
Was heißt das konkret?
Wer heute nach einem Produkt sucht, bekommt die Auktionen und Festpreisangebote angezeigt. Separat davon werden die Angebote in unseren Shops gezeigt. Diese Shopangebote sind unter den Verkäufern sehr beliebt, weil sie eine niedrige Einstellgebühr und eine lange Laufzeit haben. In Zukunft werden wir diese Shopartikel zu einem neuen Festpreisformat umwandeln. Diese Shopartikel sind dann komplett in die Ergebnisse der Ebay-Suche integriert. Der Nachteil der nicht so guten Auffindbarkeit verschwindet, aber die Vorteile bleiben. Damit senken wir die Zahl der Formate auf Ebay von drei auf zwei. Es gibt dann nur noch Auktionen und Festpreis.
Die Senkung der Einstellgebühr soll also zu einer Verdopplung des Angebots führen?
Die Verdopplung auf mehr als 18 Millionen Artikel schaffen wir über Nacht, indem wir die Shopangebote in die normale Suche integrieren. Wir hoffen natürlich, dass das neue Angebot darüber hinaus noch mehr Inventar auf die Seite bringt.
Ihre Einstellgebühren liegen heute zwischen 25 Cent und 4,80 Euro. Wie hoch werden die Einstellgebühren künftig sein?
Zwischen 0 und 10 Cent, je nach Produktkategorie und inklusive Galeriebild.
Weiter im Interview geht es hier und einen begleitenden FAZ-Bericht gibt es hier. Eine erste (recht positive) Einschätzung von eBay-Beobachter Axel Gronen finden Sie hier.
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Einerseits kann ich es ja gutheißen, dass ebay wieder mehr Händler und dadurch mehr Produktvielfalt anlocken will. Andererseits sind es manchmal gerade die Händler, die einem bei ebay total auf den Keks gehen. Ich wäre ja schon glücklich, wenn diese ganzen Ramsch-Händler nicht immer 100x den gleichen Artikel als Einzelauktion einstellen würden sondern diese wieder – wie auch eigentlich gewünscht – als ein Posten zusammenfassen würden. Ich hab nämlich keine Lust, bei der Suche nach interessanten Artikeln immer erst 100000x den gleichen Mist überspringen zu müssen…
Es scheint niemand die kompletten Auswirkungen des so schön geredeten von Herrn Groß-Selbeck zu kontrollieren. Die Einstellgebühren gehen nach unten, super! Die Verkaufsprovision geht drastisch nach oben + ungeliebtes PayPal für Shopbetreiber macht erhebliche Mehrkosten für die Verkäufer. Die Kosten für den Einstiegsshop sind auch verdoppelt worden.
Wir warten schon das ganze Jahr darauf, was man sich bei ebay einfallen lässt wie man die Verkäufer für PayPal zwangsrekrutiert. Die neue Geschäftsidee macht es möglich!
Herr Groß-Selbeck redet davon, die Käufer und Verkäufer wieder mehr von ebay zu überzeugen: So nicht Herr Groß-Selbeck, wer mal nachrechnet kann nur zu einem Schluss kommen: Verarsche hoch 3!
Zum Abschluss: Wir zahlen bei keiner unserer “Hausbanken” 1,9% und müssen noch 5-7 Tage auf eine Überweisung warten.
Lieber Herr Groß-Selbeck, denken Sie lieber mal darüber nach wie Sie ihre Kunden wirklich zufrieden stellen und etwas weniger darüber wie Sie sie ausnehmen können. Dann geht es ganz von alleine steil nach oben!
Ich habe vor ca. 18 Monaten fast alle meine Artikel aus Ebay gelöscht, weil es einfach zu teuer war. Mittlerweile betreibe ich einen eigenen Shop und dafür zahle ich nur ca. 60 Euro im Jahr für Domain und Serverplatz! Die Kosten für Werbung kann ich selbst steuern. Wenn ich mir nun die Arbeit mache, alle Artikel wieder einzustellen (es sind ca. 2000) müsste das Angebot doch etwas attraktiver sein. Und wer sagt mir, dass sich Ebay nicht nach ein paar Monaten wieder etwas einfallen lässt, um die Händler zu traktieren und weiter abzuzocken? Auperdem ist das Bewertungssystem, gegen das man sich nicht wehren kann, inakzeptabel.
Schöne neue Welt oder was?
Ich kann mich BL nur anschließen. Wenn man das Interview liest, könnte man schnell den Eindruck gewinnen, dass hier von einem ganz anderen Marktplatz die Rede ist. Gerade die Gebühren-Verdoppelung für den Einstiegsshop sind eine bodenlose Frechheit.
Ich bin nun seit circa 10 Jahren Ebay-Mitglied und kann dazu nur sagen, das Ebay bisher jedes Jahr 100% Gebühren-Aufschlag hatte.
Die ganzen Neuerungen sind einzig und allein Nachteile – meistens nur Verteuerungen – für den Verkäufer.
Der geplante Paypal-Zwang ist das allerletzte – bei einem Verkaufsbetrag von Euro 1,00 gehen insgesamt 67% an Ebay – eine genaue Berechnung dazu habe ich in einem meiner Ebay-Ratgeber dargestellt:
“EBAY WIRD SCHON WIEDER TEURER – TEILWEISE BIS ZU 100%”
Ebay sollte lieber seinen Marktplatz sicherer machen – immer mehr Betrüger tummeln sich hier und Ebay ist dies egal.
Ebay soll so weiter machen – das ist das Beste, was sie tun können, um der Konkurrenz ganz weit die Tore zu öffnen.
Moin, Moin,
naja, meinen ebay-Shop hab ih schon vor einiger Zeit geschlossen. Diese ganze Bevormundung die da im Moment abgeht kann ja kein Mensch mehr aushalten. Paypal wird als nächstes abgeschafft. Dieses wahnwitzige System verursacht Kosten ohne Ende und ist Sinnlos. (Siehe Bericht in der ARD-Plusminus von dieser Woche, den man in der Mediathek noch anschauen kann – Titel: eBay-Handel – Warum Paypal unsicher ist) Ich denke der Bericht sagt alles, da werden Gelder eingefroren und z.T. nicht ausgezahlt und dafür verlangt man auch noch horrende Gebühren. Ohne mich! Im übrigen hab ich mich auf meiner Suche nach einem anderen Auktionshaus gegen ebay und für ein im Gegensatz etwas kleiners, aber sehr sehr preiswertes entschieden. Nicht nur die Flatrate für 5 Euro im Monat ist interessant, auch der Shop dazu ist Gratis – Nennt sich auxion.
Also mein Fazit, wenn es jemals für ebay wieder vorwärts gehen soll: Back to the Roots!
Gruß an alle
Hallihallo
Ich habe schon vor über einem Jahr meinen Ebay Account, nach 6 Jahren Aufgeben müssen, weil mich Ebay regelrecht rausgeschmissen hat, als Ich Versuchte MIT Hilfe von Ebay gegen einen Bewertungserpresser vorzugehen.
Neben der Tatsache, das Ebay alle Händler mit ihren Gebühren und Provisionen regelrecht ausnimmt und teilweise sogar in den Ruin treibt, tut das System Ebay noch sein möglichstes, um jeden Käufer nahezu unbegrenzten Handlungsspielraum einzuräumen, was von manchen Käufern mit regelrechter Krimineller Energie ausgenutzt wird.
Ich bin jetzt seit einiger Zeit bei Hood.de, das ist die Alternative zu Ebay.
Leider nicht soviel Traffic, aber Supergünstige Gebühren. Und da wird es besser.
Ich freue mich auf das Weihnachtsgeschäft mit Hood.de
Also wenn ich richtig gerechnet habe, wird das Anbieten von Ware für Großanbieter billiger und für kleine Krauter teurer. Ebay will offenbar die semiprofessionellen Anbieter loswerden. Allerdings werden eventuell auch Anbieter von Nieschenprodukten gekickt, aber die kriegen ihre Ware eventuell auch anders los.
Was mich ärgert: Alle Neuerungen werden immer als Verbesserung verkauft, obwohl es für viele kleine Anbieter (für die Ebay ja eigentlich da sein sollte, die Großen haben eh ihre eigenen Internetauftritte) teurer wird. Da fühlt man sich irgendwie ver*rscht.
Für uns bedeuted die letzte Preiserhöhung lediglich erhöhte Verkaufsprovisionen von annähernd 100 %. Diese Unverschämtheit wird dazu führen, daß wir Ebay nur noch als Werbeplattform nutzen und den meisten Umsatz wie bisher im eigenen Shop machen. Ebay wird bald genau so teuer wie Amazon. Dort hatte ich in einer 1-monatigen Verkaufsaktion, bei der ich über 8.000 Artikel von Velux eingestellt hatte nicht einen einzigen Verkauf. Warum? Weil Amazon 20 % nimmt, wie Ebay bald auch. Und über jede Suchmaschine kommt der Kunde günstiger zu seiner Ware als bei Ebay oder Amazon. Es gibt halt Waren, da hat man als Händler nicht mehr wie 20 %, was soll man davon noch an Ebay + Paypal abdrücken?
Gruß,
HK
Sehr interessante Informationen, vielen Dank dafür. Gruß Dani