Der große Boom der Online-Supermärkte ist bislang ausgeblieben. Trotz wachsender Marktanteile tun sich viele Anbieter schwer, ein tragbares und nachhaltiges Geschäftsmodell auf die Beine zu stellen. Ein Grund dafür liegt in den großen logistischen Herausforderungen.
Warum weigert sich die Mehrheit der deutschen Online-Shopper ihre Waren des täglichen Bedarfs online zu kaufen? Wir beleuchten in einer zweiteiligen Serie die größten Herausforderungen für den Supermarkt im Internet.
Die „ECC-Club-Studie zum Online-Lebensmittelhandel 2015“ hat unter anderem folgende Gründe für das sehr langsame Wachstum von Geschäftsmodellen auf Basis des Online-Supermarktes identifiziert:
Soweit der Blick durch die Verbraucherbrille. Doch welche Hürden behindern Unternehmen den Online-Supermarkt erfolgreich im Massenmarkt zu etablieren? Es sind im Wesentlichen zwei Faktoren: Die Logistik und das Angebot.
Der Online-Anteil am Umsatz mit Lebensmitteln, Wein und Delikatessen beträgt nach einer Hochrechnung der IFH Institut für Handelsforschung GmbH Köln gerade einmal 0,8 Prozent am gesamten Lebensmittel-Markt. Und auch auf Basis der vom bevh erhobenen Zahlen steht der Online-Handel mit Lebensmitteln nur unwesentlich stärker da.
Von 49,1 Milliarden Euro Umsatz im Distanzhandel wurden 2014 in Deutschland gerade mal 763 Millionen Euro Umsatz mit Lebensmitteln erzielt. Dies entspricht einem Anteil von etwa zwei Prozent am Gesamtumsatz des Distanzhandels.
Dabei wird mit Lebensmitteln im Distanzhandel schon seit vielen Jahrzehnten gehandelt. Eine Doppelseite mit Schokolade, Dosenwürsten, vakuumverpackten Räucherschinken und Weinen gab es in jedem Katalog der Ottos, Quelles und Neckermänner dieser Welt.
Und auch heute ist der Kauf von Spirituosen, Wein und Delikatessen über das Netz für viele Verbraucher ganz alltäglich. Der Markt ist offensichtlich so groß, dass Pure-Player (MyMüsli, Chocri, Gourmondo etc.) aber auch die alten Versender-Hasen wie Hawesko oder The Whisky Store bestehen und sogar wachsen können.
Gemeinsam ist all diesen Unternehmen, dass sich ihre Produkte in der Regel problemlos über den Versandweg zustellen lassen. Der Großteil der angebotenen Ware ist nicht in eine Kühlkette eingebunden, so dass auch Lieferzeiten von zwei oder mehr Tagen dem Produkt nicht schaden.
Doch anders als bei einem Delikatessen-Shop ist das Angebot in Supermärkten in der Regel identisch, unabhängig vom Betreiber. Kein Supermarkt kann auf Milchprodukte verzichten, WC- und Hygieneartikel sind ebenfalls in jedem Supermarkt und Discounter vorhanden. Selbst Aldi hat bereits vor Jahren Tiefkühl- und Frischeprodukte (Wurst, Käse sowie Obst und Gemüse) eingeführt bzw. einführen müssen.
Hieraus ergeben sich für den Händler logistische Herausforderungen, die über den klassischen Versand nur mit sehr hohem Investitionsaufwand gemeistert werden können.
Unser zweiter Teil der Reihe „Herausforderungen für Supermärkte im Online-Handel“ wird das Angebots-Problem beleuchten. Hier beschäftigen wir uns vor allem mit den Themen Infrastruktur, Marktsättigung und alternative Zustellwege.