Ein sattes Umsatzplus um die 40 Prozent sowie ein Verlust in Millionenhöhe – so beendet Zalando das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2015. Alles verlaufe im geplanten Rahmen, beruhigt die Unternehmensspitze die Anleger und Analysten.
“Unser Ziel ist weiterhin profitables Wachstum – aber wir sind gewillt, kurzfristige Einbußen bei der Profitabilität in Kauf zu nehmen, um Wachstum zu beschleunigen und Marktanteile zu gewinnen.”
Mit diesen Worten kommentiert Rubin Ritter, Mitglied des Vorstands bei Zalando, die vorläufigen Geschäftszahlen für Q3/2015. Und so steht Zalando zu Beginn des Weihnachtsgeschäftes finanziell da:
- Umsatz im dritten Quartal 2015: 707 bis 717 Millionen Euro
- Umsatzwachstum im Vergleich zu Q3/2014: 41 bis 43 Prozent
- Bereinigtes EBIT: -18 bis -32 Millionen Euro
- Marge: -2,5 bis -4,5 Prozent
- Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2015: 33 bis 35 Prozent
- Prognose für bereinigte EBIT-Marge: 3 bis 4 Prozent
Fulfillment und Marketing treiben die Kosten
Verantwortlich für den hohen Kostendruck seien vor allem Investitionen in Logistik und Fulfillment gewesen. Hier hätten insbesondere “signifikante Technologieinvestitionen” zu Buche geschlagen.
Als weiteren Kostenblock haben die Controller höhere Marketingaufwendungen für App Downloads und den relativ frühen Start in die Herbst/Winter-Saison identifiziert.
Schlechte Zahlungsmoral der Kunden
Zudem verweist das Unternehmen auf “weniger Einnahmen aus Inkasso-Forderungen als ursprünglich angenommen, insgesamt in Höhe eines einstelligen Millionenbetrags.”
Es verwundert schon ein wenig, dass Zalando diesen Punkt öffentlich kommuniziert. Denn eines ist klar: Auch wenn die fehlenden Inkasso-Erlöse ausgeblieben wären, hätte das Quartalsergebnis nur unwesentlich besser ausgesehen.
Sicherlich sind bei einer extensiven Wachstumsstrategie höhere Zahlungsausfälle nicht zu vermeiden. Denn es gilt auf dem Weg zum Kauf-Button jeden Stein, jedes Hindernis beiseite zu räumen. Dazu zählt natürlich auch, dass möglichst allen Kunden der Kauf auf Rechnung angeboten wird. Wie Studien seit vielen Jahren immer wieder belegen, liefert der Rechnungskauf nun einmal die besten Konversionsraten. Ob dann auch unter dem Strich noch ein Euro als Gewinn mit diesem Kunden gemacht wird, ist in der Logik des extensiven Wachstums nachrangig.
Und davon profitieren dann auch Betrüger und Menschen, die in der Konsumfalle gefangen sind und die Waren entweder nicht bezahlen wollen oder können.
Aber noch einmal: Kriegsentscheidend ist dieser Punkt für die Gewinnentwicklung bei Zalando in den kommenden Jahren mit Sicherheit nicht. Es sei denn, dass die Verluste durch fehlende Inkasso-Erlöse rasant zunähmen. Doch so dumm wird Zalando nicht sein und daher seine Maßnahmen weiter optimieren.
Habe gerade mal auf unsere Bilanz vom dritten Quartal angeschaut. Muss mal mit unserem Steuerberater reden. Der macht immer so exakte Zahlen. Der hat wahrscheinlich keine Ahnung von kreativer Mathematik. Plus ist Minus geteilt durch alles und die MwSt. ist auch schon weg. 😉
Brauche den kreativen Steuerberater von Zalando. So mit Schätzungen von…bis. Lässt ja dann auch Spielraum beim Finanzamt. 😉 Gerade das Ebit schwankt ja um fast das Doppelte oder auch etwas weniger als die Hälfte. 😉 Da kann sogar Volkswagen noch was lernen: Es wurden zwischen 4 und 8 Milionen Fahrzeuge mit der pösen pösen Software ausgestattet. Wir haben zwischen 100 Millionen und einer Milliarde Rückstellungen gebildet. Nichts genaues weiß man nicht. 😉
Hat shopper nicht gerade noch groß rumgetönt, dass Zalando inzwischen fette Gewinne fährt? Und man scheint es sich ja locker leisten zu können, unabgesichert auf Rechnung zu liefern… Ich verstehe eine solche Geschäftspraktik nicht, Hauptsache, maximale Konversationsrate durch Rechnungskauf für jeden vs. exorbitantem Zahlungsausfall dabei.
Wachstum um jeden Preis.
Entweder um irgendwann “too big to fail” zu sein. Das funktioniert aber nicht mehr. Der Fokus auf Eigenmarken lässt den Schluss zu, dass mit den etablierten Marken zu wenig Gewinn gemacht wird. Die branchenübliche Kalkulation reicht bei diesem Geschäftsmodell einfach nicht. Aber Zalandos Eigenmarken braucht kein Mensch.
Oder um in ein paar Jahren Pleite zu sein, aber der Welt gezeigt zu haben, wie man Banken, Analysten und Anleger an der Nase herumführt. Und die Gründer sind steinreich geworden und lachen sich jetzt schon kaputt, weil es bisher niemand gecheckt hat
@Dunkelwelt
Die Überschrift sagt doch eigentlich schon alles auf: Wachstum hat Vorfahrt vor Profitabilität. Zalando wäre aus dem Stand in der Lage Gewinne zu erwirtschaften, wenn die halt mit dem Wachstum aufhöre würden. Das wäre allerdings keine langfristig erfolgreiche Strategie. Die wollen nun mal alle Märkte/Marktanteile erstmal an sich reissen.
Und bitteschön, was sind Inkassoausfälle im einstelligen Millionen-Bereich, angesichts eines Quartalsumsatzes in Höhe von über 700 Mio. Euro? Lächerlich…
Ha, wunderbar. Wie werden solche Geschäftsmodelle eigentlich genannt? Leute schnell noch bei Zalando einkaufen bevor es nicht mehr möglich ist…Konsumschulden ist die moderne Form von Sklaverei…Zalando gibt sich alle Mühe noch mehr Sklaven zu generieren…auf wessen Kosten eigentlich?