trade-inZunächst nahm Amazon seine Produktanzeigen aus dem Portfolio, jetzt ist mit dem Re-Commerce-Programm Trade-In Schluss. Die Konkurrenz wird es freuen, wenngleich das Amazon-Modell eigentlich nur Außenseiter-Chancen gehabt haben dürfte.

“Dabei überrascht der Ausstieg aus dem Re-Commerce. Denn in den USA wird das Programm zum Beispiel fortgeführt, nicht aber in Deutschland. Dabei brummt hierzulande das Geschäft mit Re-Commerce wie nie.”

So kommentiert Stephan Meixner von neuhandeln.de das Aus von Trade-In zum 31.08.2015. Allerdings konnte man sich schon von Beginn an die Frage stellen, welchen strategischen Stellenwert das Re-Commerce-Programm bei Amazon wirklich hatte.

Gutschrift statt Bargeld

Beim Re-Commerce verkauft der Händler Gebrauchtwaren statt Neuwaren. Die Produkte bezieht er in der Regel von Verbrauchern, die für ihre gebrauchten Artikel bares Geld erhalten.

Anders bei Trade-In. Hier tauschte der Verbraucher seine gebrauchten Artikel – Bücher, Spiele und Elektronik – gegen eine Gutschrift auf seinem Amazon-Kundenkonto.

Außenseiter in einer Boom-Branche

Auch wenn Branchebeobachter wie Meixner vollkommen zu Recht von der Boom-Branche Re-Commerce sprechen, sind die Umsätze in diesem Segment doch noch relativ überschaubar. Zumal aus der Sicht eines Giganten wie Amazon. Momox gilt mit einem Jahresumsatz von 80 Millionen Euro als der größte Player in Deutschland. Demgegenüber steht ein Umsatz von 11,9 Milliarden US-Dollar bei Amazon.

Es liegt auf der Hand, dass auch Amazon mit Trade-In Erfahrungen in diesem Vertriebssegment sammelt wollte und auch musste. Aber dass damit ein signifikanter Umsatzzuwachs in Deutschland erreicht werden könne, war schon ziemlich unwahrscheinlich. Auch bedeutet Re-Commerce einen zusätzlichen Logistikprozess, um den Ankauf der Gebrauchtwaren realisieren zu können.

Auch das Vergütungsmodell von Trade-In war für viele Verbraucher sicherlich weniger attraktiv als bei anderen Anbietern. Weil es bei Amazon kein Geld für die gebrauchten Produkte gab, ist es wahrscheinlich, dass andere Anbieter vorgezogen wurden.

Fazit

Der Zeitpunkt für das Aus von Trade-In in Deutschland überascht. Aber er zeigt auch, dass Amazon nach wie vor sehr rührig testet und sich nicht scheut den ein oder anderen Testballon wieder vom Himmel zu holen. Selbst wenn dieser schon länger seine Bahnen in der Amazon-Welt zieht.

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