Am Online-Handel kommt kein Händler vorbei, hört man immer wieder. Doch die Warenhauskette Karstadt hat nun angekündigt seine Online-Aktivitäten sowohl konzeptionell als auch personell dramatisch zurückzufahren. Alles, was nicht profitabel ist, fliegt aus dem Web-Shop.
Unternehmerisch sicherlich eine nachvollziehbare Entscheidung, die Klaus Haensch, Nachfolger von Terry von Bibra als E-Commerce-Chef bei Karstadt, getroffen hat.
“Insgesamt wird das aktuell noch 140.000 Produkte umfassende Online-Sortiment laut “Lebensmittelzeitung” nach dem noch für 2015 geplanten Relaunch aber deutlich verkleinert sein”, schreibt die Internet World Business.
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Weg mit Spielwaren und Mode
Sortimente, die über das Web nicht ausreichend Profit bringen, werden online ausgelistet. Dazu zählen das Spielzeuge-Angebot und Mode. Vor allem das Mode-Sortiment leide unter zu hohen Retourenquoten und sei somit für Karstadt nicht mehr ausreichend rentabel.
Her mit Elektronik und Living
Diejenigen Sortimentsbereiche, die sich für Karstadt im Netz rechnen, werden weiter ausgebaut und bilden den starken Arm des Online-Geschäfts. Dies seien unter anderer der Bereich Elektronik sowie Haushaltsausstattung, die konzeptionell unter “Living” mit ähnlichen Sortimenten zusammengefasst wird. Ebenfalls ausgebaut wird der Gesundheitsbereich. Hier sei der Vorteil, dass sich Produktvorteile dieser Artikel im Netz wesentlich besser darstellen ließen, als dies im stationären Geschäft möglich sei.
Belegschaft muss gehen
Auch sind rund 50 Prozent der Belegschaft aus dem E-Commerce-Bereich dem Rotstift zum Opfer gefallen. Da die angepeilten Umsatzziele in Höhe von 300 Millionen Euro weit verfehlt würden, sei eine Halbierung auf etwas mehr als 40 Beschäftigte die Folge. Klaus Haensch rechnet für 2015 nur noch mit Umsätzen im mittleren zweistelligen Millionenbereich.
Naja, ich würde liebend gern auch komplett auf den Onlinehandel verzichten, wenns stattdessen dauerhaft im Laden laufen würde. Schon jetzt ist der Onlinehandel bei mir nahezu ein Minusgeschäft und ich bin schon fast froh, wenn keine oder nur wenige Bestellungen eingehen, umso weniger kann auch zurückkommen. Der Laden wirft zum Glück inzwischen wieder ein Vielfaches mehr ab, als der Onlineshop und das darf auch gern so bleiben :).
Also ich kann es nicht verstehen wieso dieser Schritt von Karstadt erst jetzt kommt, die hätten schon vor Jahren reagieren müssen. Man hätte viel früher in den E-Commerce setzen sollen und nicht erst wenn es wie z.b. Otto uvw. es einem vormachen und div. Standards setzen! Ich bin immer noch der Meinung: Karstadt hat zu lange auf den stationären Handel gebaut!
@R. Helping Gibt es keine Überlebenschance für Karstadt als stationärer Händler? Sicherlich ist es so, dass Kaufhäuser in B- und C-Lagen schon heute der Vergangenheit angehören. Allerdings haben Premium-Kaufhäuser und A-Lagen als Prestigeobjekte nach wie vor großes Potenzial. Vor allem wenn es Unternehmen wie Karstadt gelänge das Internet in die Customer Journey der Kunden im Ladengeschäft zu integrieren. Bspw. in Form von POS-Terminals an denen der Kunde auf der Fläche nicht vorrätige Waren vorbestellen kann. Bezahlung an der Kasse oder über Online-Payment-Services, Lieferung nach Hause oder Abholung im Kaufhaus etc.
Wenn ein E-Shop nicht läuft bzw. Minus macht ist der natürlichste Weg den Shop abzuschalten. @ Gothicshop! Wenn ich Angst davor habe, dass ein Kunde online etwas bestellt, dann würde ich die Reißleine ziehen und den Shop offline schalten. Für die Werbung eine entsprechende Seite bzw. einen Blog online stellen.
@Olaf Groß (Gibt es keine Überlebenschance für Karstadt als stationärer Händler?) Ich glaube schon aber nicht in dieser Form wie es im mom. Karstadt macht. Jetzt im ernst, die perfekte Lösung wäre doch bei der Masse der Kaufhäuser die Karstadt hat: Ich bestelle Online und bekomme innerhalb der 5-6 Stunden meine Sachen ins Büro geliefert (Same day delivery). Geht natürlich nur in Großstädten oder im Umkreis von 20 km. Ich frage mich, wieso wir Deutschen nicht ein Blick über den großen Teich machen? Die Amis machen es doch vor und es ist kein Geheimnis!
@R. Helping Der Grund, warum Karstadt erst jetzt sein Online-Sortiment verkürzt könnte darin begründet sein, dass ein Kaufhaus sich als Universalist sieht. Möglicherweise sah man es als schwierig an dem Kunden zu vermitteln, warum er auf der Fläche von Lebensmitteln, über Mode, Medien und CE alles kaufen kann, im Netz aber nur ein Teilsortiment. Online vollzieht Karstadt den Schwenk vom Universalanbieter hin zum…, ja zu was eigentlich? Ein interessantes Projekt, denn nunmehr begibt sich das Unternehmen stärker denn je in Konkurrenz zu den Top-Spezialisten aus CE, Living usw. Es wird interessant zu beobachten sein, ob Karstadt es schafft hier profitable Marktanteile dauerhaft zu erringen und zu sichern.
die Frage ist doch immer egal ob online oder offline, richtig machen oder bleiben lassen.
Karstadt kam/kommt von offline und hat online nur lieblos nebenher geführt. Dh. es ist egal wieviel Zeit und Geld hier (zukünftig) investiert wird, das wird so nicht funktionieren.
@Marc da bin ich deiner Meinung! Es ist nur schade um die Arbeitsplätze und die Mitarbieter
Karstadt weiß seit 20 Jahren nicht wie man Geld verdient. Weder online noch offline wird dort Geld verdient. Dieser Konzern ist desorientiert! Eine Hertie-Filiale in meiner Umgebung wurde auch irgendwann zu Karstadt. Das Konzept hieß früher Hertie hats! Und das war der Unterschied! Man hat alles bekommen, von der Socke über den Fahrradschlauch bis zur Büroklammer und alles zu einem günstigen Preis! Bei Karstadt hatte ich immer das Gefühl durch ein Museum zu laufen. Waren, die wie Schauobjekte dargeboten werden, überteuert und mittelmäßig. Mittelmäßig wie die Menschen, die den Laden führen! Mittelmäßigkeit ist heute aber nicht mehr so sehr gefragt.
@Killerpflanzen.com Sicherlich hat Karstadt respektive Arcandor seit vielen Jahren einige offene Flanken gehabt und hat sie immer noch. Die dort verantwortlichen Personen als “mittelmäßig” abzuwerten, finde ich allerdings weniger statthaft. Man kann immer konstruktiv auf Fehler der Führung hinweisen. Und in der Tat hatte man den Eindruck, als habe die Warenhaussparte das Internet lange Zeit als Konkurrent vollkommen ausgeblendet. Wie auch das Fachmarktsegment, das dem klassischen Warenhaus sicherlich schwer zu schaffen gemacht hat.
Karstadt ist ein Dauerthema. Solange Investoren nur ihren kurzfristigen Profit sehen, wird sich an der Misere Karstadt nichts ändern. Wer heutzutage im Onlinehandel nicht dabei ist, hat eigentlich schon verloren. Mit dem richtigen Konzept und Marketingstrategie könnte Kartstadt auch wieder nach vorne kommen.