Als Quelle vor sechs Jahren in die Insolvenz ging, waren die Markenrechte schnell in neuen Händen. Doch das riesige Versandzentrum fand bis vor wenigen Tagen keinen Käufer. Jetzt ging die Immobilie über den Ladentisch. Für nen Appel und nen Ei.
De mortuis nil nisi bene. Über die Toten nichts schlechtes, sagt der Volksmund. Doch der aktuelle Verkauf des Versandzentrums der Quelle in Nürnberg ist vielleicht die letzte symbolische Ohrfeige, die der insolvente Versandriese hat hinnehmen müssen: Zwangsversteigerung.
Vor wenigen Tagen kam das Gelände mit 250.000 Quadratmeter Fläche unter den Hammer. Der erzielte Erlös lag jedoch weit unter den Erwartungen. Die Immobilie ging für 16,8 Millionen Euro an den einzigen Bieter, die britisch-portugiesische Sonae Sierra. Das Amtsgericht hatte den Verkehrswert zuvor auf 31,7 Millionen Euro beziffert.
Verkauf war umstritten
Zustande gekommen war die Zwangsversteigerung auf Dränge der Großbank Credit Suisse, die zu den Gläubigern zählt. Ganz unumstritten war die Versteigerung allerdings nicht. Denn nach dem Auszug der Quelle wurde der Komplex als Kreativquartier für Künstler und Freiberufler genutzt. Die ehemaligen Mieter hatten sich für den Fortbestand der Nutzung stark gemacht und den Verkauf kritisiert.
Was machen Quelle und Neckermann?
Die beiden Traditionsmarken werden in Deutschland seit der Insolvenz von Otto am Leben gehalten. Sie existieren als Online-Shops weiter. Quelle ist wieder ein selbständiges Unternehmen, das seinen Sitz in Burgkunstadt hat und somit zur Baur-Gruppe zählt. Neckermann ist ein Unternehmensteil der Otto Einzelgesellschaft und wird aus Hamburg gesteuert.
Ach ja, 16,8 Mio Euro sind wirklich schon nen Appel und nen Ei, zaubert doch jeder mal eben aus der Tasche. Ich finde diesen Artikel recht reißerisch. Es sollte jedem bekannt sein, dass bei einer Versteigerung immer das Risiko besteht, weitaus weniger, als den angesetzten Wert zu erzielen, egal ob ein Amtsgericht diesen, wie in diesem Falle, mit 31,7 Mio Euro beziffert hat.
@Dunkelwelt Ob 16,8 Mio. Euro “ein Appel und ein Ei” sind, liegt im Auge des Betrachters. Allerdings ist diese Zwangsversteigerung nur auf Drängen eines Gläubigers zustande gekommen. Vielleicht hätte sich in absehbarer Zeit ein Investor gefunden, der bereit gewesen wäre die 31,7 Mio. Euro zu zahlen.
@Olaf Groß: “Vielleicht” spielt hier keine Rolle, der erwünschte Investor mit den 31,7 Mio hatte ~6 Jahre Zeit… Was kommt, kann eben niemand wissen, genauso verhält es sich mit der Höhe des Erlöses einer Versteigerung. Glück eben für Sonae Sierra bei “nur” 16,8 Mio Eur Kaufsumme.
@Dunkelwelt Eine Immobilie, die auf 31,7 Mio Euro taxiert wurde und anschließend auf Druck eines Gläubigers für 16,8 Mio Euro verkauft werden muss, das kann man durchaus als Verrammschen bezeichnen. Oder um es weniger umgangssprachlich auszudrücken: weit unter Wert. Andererseits, und da haben Sie vollkommen Recht, sind 16.8 Mio. Euro besser als kein Geld.