Leider sind professionelle Verkäufer positiver Produktbewertungen immer noch ein Ärgernis und schaden der ganzen Branche. Amazon möchte diesem Treiben endlich einen Riegel vorschieben und geht nun gerichtlich gegen Anbieter vor.
Durch gefälschte Produktbewertungen kann man immer noch gutes Geld verdienen. Es hat sich sogar seit einigen Jahren eine kleine Agenturszene entwickelt, die gegen gutes Geld Produkte in Online-Shops und auf Marktplätzen positiv bewerten, ohne diese Produkte jemals in den Händen gehabt zu haben. Amazon ist für gefälschte Produktbewertungen anfällig, da in dem shop-eigenen Bewertungssystem auch Produkte beurteilt werden können, ohne sie vorab gekauft zu haben.
Aus diesem Grund knüpfen sowohl Online-Shops als auch einige Anbieter von Bewertungssystemen die Abgabe einer Produktwertung auch an eine Bestellung. Beim Musikhaus Thomann.de kann der Nutzer nur solche Produkte bewerten, die in seiner Kaufhistorie auftauchen. Diese kann er über den Login-Bereich des Shops einsehen.
Auch Trusted Shops setzt auf die Kombination Bestellung/Bewertung. In Kürze stellt das Unternehmen ein eigenes Produktbewertungsmodul zur Verfügung. Interessenten können sich noch für den Beta-Test anmelden. Einfach eine formlose Mail an productfeedback@trustedshops.de.
Auftraggeber solcher gekauften Produkturteile sind sehr oft Marktplatzhändler und Hersteller, die sich dadurch einen Vorteil erhoffen. Amazon hat nun in den USA den Anbieter solcher Fake-Bewertungen, Jay Gentile, vor dem King County Superior Court im Bundesstaat Washington verklagt. Gentile betreibt Webseiten wie BuyAmazonReviews.com, BayReviews.Net und BuyReviewsnow.Com.
Kommentar: Auf ein Wort…
Ein Schaden für die ganze Branche
Es ist ja gut und richtig, dass Amazon sich entschließt gegen Anbieter von Fake-Bewertungen vorzugehen. Die selbst ernannten Marketing-Spezialisten, schaden der Branche und tragen durch ihr Produktportfolio dazu bei, dass in den Medien immer wieder vor falschen Produktbewertungen gewarnt wird.
Aber die Frage muss erlaubt sein: Warum erst jetzt? Die Problematik ist doch seit einigen Jahren in der Branche allgemein bekannt. Und bedeutet dies im Umkehrschluss nicht auch: Amazon hat Betrug am Kunden über Jahre hinweg geduldet.
Und genau darum geht es: Um die Duldung. Es ja nicht nur Amazon, auch wenn das Unternehmen als Marktführer im Online-Handel eine Leuchtturm-Stellung einnimmt. Dass auch innerhalb des E-Commerce in Deutschland eine öffentliche Ächtung solcher Methoden bislang eher verhalten als offensiv erfolgt, wundert nicht, wenn Fachmedien den Betrug am Kunden als „Unsitte“ verharmlosen.
Hüstel
Betreibt amazon nicht selbst einen produkttester-Club der zumindest tendenziell zu eher freundlichen Rezensionen führt?
Exakt!
Liest man, was diese sog. “Vine – Produkttester” – also von amazon nach undurchsichtigen Kriterien ausgewählte Personen, denen kostenlos z.T. hochpreisige Artikel zum Zwecke der schriftlichen Bewertung überlassen werden – oft an geistiger Diarrhöe absondern, kann man nur noch … [unanständiger Ausdruck, daher nicht ausgeschrieben] brüllen!
Viele verstehen das Internet nicht und bemerken überhaupt nicht, dass Amazon sich auch hier eine Monopolstellung erschafft. Generell sind ja gekaufte Bewertungen nicht zulässig. Amazon selbst hat den Vineclub – die Seite ist auch öffentlich über Google zu finden. Da beschreibt Amazon ganz offen, Kunden für positive Bewertungen mit dem Produkt zu beschenken. Größeren Herstellern, wo Amazon auch als Anbieter/Großhändler auftritt bietet Amazon dieses Programm persönlich durch ein Anschreiben an. Selbst setzt Amazon es für eigene Marken ein um Verkaufsboost und hohe Produktrankings zu erlagen. Es wird ganz offen in einem kleinen Kreis gesagt, beschenkt unsere positiven Amazon Bewerter und ihr erhaltet dafür positive Bewertungen. Kleineren Herstellern, wo Amazon nicht als Großhändler involviert ist, haben diese Möglichkeit nicht – und werden mit der Amazonhärte vom Markt gefegt. Also kauft Amazon positive Bewertungen und niemand stört sich daran, weil niemand das verstanden hat. Kleine Hersteller, die auch einen Verkaufsboost anstreben und die Bewertung der eigenen Produkte durch o.g. Firmen forcieren, also genau das machen wollen, was Amazon vor macht, wird dieses verboten. Der Vineclub von Amazon gehört auch verboten. Niemand merkt wie unsittlich Amazon im Geschäftsleben auftritt – Amazon tut so als würden Gesetze für Amazon nicht gelten. Dieses Vorgehen kann man übrigens nur verstehen, wenn man ein eigenes Listing auf Amazon hat und weiß wie die Verkäufe anziehen bei positiven Produktbewertungen – das ist überhaupt nicht dumm Produkte zu verschenken (=Werbung) – besonders wenn man Amazon ist. Der Hersteller hat ja dann diese Werbekosten und Amazon profitiert. Ist Amazon der Markeninhaber – lohnt es sich für Amazon, weil der Verkauf ansteigt und es eine Investition in die Eigene Plattform und in das eigene Product darstellt. Aber dieses Verhalten ist generell verboten und muss deshalb auch für Amazon verboten werden.