Das neue Paypal Plus vereint vier in Deutschland häufig genutzte Zahlarten in einer Lösung. Für den Online-Händler ist diese Konzentration auf einen Anbieter zunächst sehr praktikabel. Doch macht ihn das auch ein großes Stück weit abhängig von Paypal.
Wie Paypal Plus funktioniert und was es kostet
Paypal Plus bietet Online-Händlern die vier beliebtesten Bezahlmethoden der Deutschen aus einer Hand. Kunden können so Zahlungen per Paypal, Lastschrift, Kreditkarte und Rechnung im Shop tätigen – auch, wenn sie kein Paypal-Konto haben. Die Bezahllösung ist für die Darstellung auf mobilen Geräten wie Smartphone oder Tablet optimiert.
Die Integration in den Checkout erfolgt via iFrame. Paypal lässt dem Shopbetreiber die Freiheit weitere Zahlarten, wie zum Beispiel Nachnahme, Ratenzahlung usw., in die Startseite von Paypal Plus einzubauen und direkt zum Anbieter zu verlinken.
Einmalige und monatliche Kosten für die Nutzung sind nicht vorgesehen. Es gelten die üblichen Transaktionsgebühren von Paypal: 1,9 Prozent plus 0,35 Euro je Transaktion. Die Zahlungen sind im Rahmen der PayPal Verkäuferschutzrichtlinien gegen Ausfall gesichert.
Fragmentierung der Unternehmens-Prozesse
Paypal Plus ist sicherlich eine für Händler und Käufer sehr kommode neue Bezahllösung. Aber Paypal Plus ist ebenso ein weiterer Mosaikstein in der digitalen Transformation des Handels.
Seit einigen Jahren ist im Online-Handel eine zunehmende Fragmentierung der Prozesse zu erkennen. Man kann auch sagen, der Online-Handel wird zunehmend arbeitsteiliger. Immer mehr Prozesse werden aus dem Online-Handel herausgelöst und vollständig von Dienstleistern abgewickelt. Das Neue daran ist, dass die Dienstleister keine individuellen Lösungen für den Online-Shop Wein&Essig.de anbieten, sondern Produkte, die auch jeder andere Online-Händler für seinen Shop nutzen kann.
Ein Meilenstein in dieser Entwicklung war der Einstieg Amazons in den Dienstleistungssektor. Shopbetreiber, die Amazon Fulfillment nutzen, brauchen sich beispielsweise um Lagerhaltung, Fulfillment und Versand nicht mehr zu kümmern. Diese Prozesse laufen unabhängig vom Shop des Händlers bei Amazon ab. Der Shopbetreiber benötigt noch nicht einmal einen Online-Shop, denn Amazon übernimmt sogar den kompletten Verkauf.
Auch Google hat mit seinem Analytics-Tool und AdWords massiv in interne Prozesse der Händler eingegriffen und (Teil-)Prozesse aus dem Shop vollständig herausgelöst und auf eigene Plattformen transferiert.
Ähnliches ist jetzt auch bei Paypal Plus zu beobachten. Ein Online-Händler benötigt mit dem neuen Produkt im Grunde keine shopinterne Zahlungsabwicklung mehr. Zahlungssteuerung, Faktura und Mahnwesen werden direkt im einem Arbeitsgang an Paypal übergeben.
Konzentration der Anbieter
Für sich betrachtet ist die Fragmentierung der Unternehmens-Prozesse eine nachvollziehbare Entwicklung im Zuge der digitalen Transformation des Handels, die dem Shopbetreiber Vorteile bringen kann. Allerdings müssen sich Online-Händler darüber im Klaren sein, dass die Herauslösung von Prozessen zu neuen Abhängigkeiten von externen Anbietern führen kann.
Vor allem die großen Drei, Amazon, Google und Paypal, bauen damit ihre Position im Markt immer weiter aus. Zwar kommen zur Zeit immer wieder neue Anbieter nach, ob diese aber den Sprung in den Massenmarkt schaffen und in drei bis fünf Jahren noch am Markt aktiv sein werden, wird noch zu klären sein.
Durch diese Konzentration auf Anbieterseite können diese natürlich den Markt immer Stärker nach eigenen Vorstellungen gestalten. Dies hat sich bereits in der Vergangenheit angedeutet. So etwa, als Paypal vor wenigen Jahren deutschen Online-Händlern die Paypal-Konten sperrten. Die Händler hatten Produkte aus Kuba (Zigarren, Rum) im Sortiment und verstießen somit gegen geltendes Recht in den USA. Denn das Handelsembargo der USA gegen Kuba, schränkt den Handel mit kubanischer Importware massiv ein. Erst zu Jahresbeginn haben die USA die Sanktionen gegen den Castro-Staat erheblich gelockert.
Auch werden seit vielen Jahren Klagen von Branchenteilnehmern gegen Amazon laut. Immer mehr Shopbetreiber wollen die zum Teil sehr regieden Vorschriften für die Nutzung der Amazon-Services nicht hinnehmen. So ist beispielsweise immer wieder der Vorwurf zu hören, Amazon übernehmen gut laufende Produkte von Marketplace-Händlern selber ins eigene Sortiment und unterbiete dann im Preis seinen Marktplatzteilnehmer, um das Geschäft selber zu machen.
Dennoch geben viele Kritiker zu, wirtschaftlich nicht auf Amazon als Teil des Geschäftsmodells verzichten zu können. Die Reichweite und den angebotenen Service von Amazon könne man als kleiner Händler gar nicht selber leisten, so die Begründung.
Kleinvieh macht eben auch Mist
Interessant an dieser Entwicklung zu beobachten ist, dass die Angebote oftmals an kleine und mittelständische Handelsunternehmen adressieren. So heißt es beispielsweise bei Paypal:
“Davon profitieren vor allem kleine und mittelständische Händler, die alleine häufig nicht die Möglichkeit haben, ihren Kunden alle gewünschten Bezahlmethoden anzubieten.”
Der Ausbau der Marktanteile und somit des Einflusses auf den Online-Handel erfolgt augenscheinlich durch eine gezielte Bottom-up-Strategie. Ein kluger Schachzug in die Breite zu gehen. Denn im Gegegensatz zu den Zeiten der Katalogversender, verteilen sich die Branchenumsätze weltweit auf viele kleine Schultern anstatt wie ehedem bei wenigen Groß-Anbietern konzentriert zu sein.
Allein in Deutschland ist die Zahl der Online-Händler nicht wirklich bekannt. konservative Schätzungen sprechen von ca. 150.000 Online-Shops. Davon sind die Mehrheit Kleinst-, Klein- und Mittel-Unternehmen. Somit dürfte der Anteil an den Branchenumsätzen, den diese Mehrheit jährlich erwirtschaftet, sicherlich ein relevantes Maß erreichen.
Dienstleister, die es schaffen, diese Unternehmens-Basis marktbeherrschend zu durchdringen, haben somit einen massiven Einfluss auf die Branche, die Wirtschaft, die Politik.
Wenn nicht unbedingt “revolutionieren” so hat PayPal PLUS doch die Chance, den Payment-Markt kräftig durcheinander zu bringen. Auf den ersten Blick scheint das Konzept brauchbar zu sein. Wie einfach sich PayPal PLUS in Shops implementieren lässt und wie Heidelpay, PAYONE &Co. darauf reagieren werden, wird sich kurzfristig zeigen.
Paypal bietet sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen bzw. Freelancer hohen Komfort und Flexibilität. Zudem offeriert es die Möglichkeit, eigene Bankdaten nicht direkt an die Auftraggeber mitzuteilen zu müssen, was für viele Personen sicher auch ein hoher Anreiz ist.
@Werner Schmidt Es geht ja weniger um das konkrete Produkt (ob gut oder schlecht, müssen die Nutzer und Online-Händler beurteilen), als um die möglichen Entwicklungen, die sich aus einem Geschäftsmodell für die Branche ergeben.
Für laufende Betriebe eher ein unnötiger Kostenfaktor. Massive Abhängigkeit von Paypal und Gebühren die nicht zwingend notwendig sind.
Das “normale” Paypal kostet 1,2% und wenn man wie wir Kunden hat die gerne mit Vorkasse per Banküberweisung zahlen weil Paypal eben nicht wirklich schneller oder sicherer ist und nur die Preise erhöht kann man sich solche Lösungen sparen. 1-Mann Shops oder Startups werden an solchen Lösungen sicher Interesse und Nutzen finden.
@Werner Schmidt
Ist es “besser” Paypal… einem Konzern aus den USA der bei Anruf alle Daten (auch der Wirtschaft) offen legen mussen? Bei der reinen Überweisung bekommt der Händler keine Daten. Erst bei einer möglichen Rückbuchung. Zudem ist Paypal nicht wirklich komfortabler. Kontoauszüge werden automatisch geladen und automatisch zugeordnet. Zahlungen werden oft 2 – 3 Mal am Tag gebucht (inkl. Paypal) was Paypal eben nicht schneller macht. Außerhalb der Startup oder 1-Mann Shop Blase gibt es keine individuellen Zahlungseingänge. Zahlungen werden zu festen Zeiten verbucht und wenn eine Paypal Zahlung 5 Minuten später eintrifft wird sie wie die Banküberweisung erst am nächsten Tag gebucht.
Das ist die Realität im Handel.
Ich finde auch, dass es keine Rolle spielt, ob man nun beim Händler direkt oder bei Paypal seine Bankdaten und/oder Kreditkarten hinterlegt. Wer Böses damit treiben will, wird auch Böses damit treiben. Und bezahlen muss man nunmal auch im Onlienhandel, wer hier immer übertrieben vorsichtig und ängstlich ist, der sollte doch lieber nur noch im lokalen Laden einkaufen gehen.
@Frank: Sobald man seine geschäftlichen Finanztransaktionen über eine Bankingsoftware abwickelt, hat man die Kontodaten jeden Überweisers und kann Erstattungen auf Knopfdruck vornehmen. Ich finde das unheimlich praktisch und möchte es nicht mehr missen, die Fehlerquote aufgrund manuellen Eintippens falscher Kontodaten oder Preisgabe fehlerhafter Kontodaten durch den Kunden, beläuft sich auf 0.
@Frank
Die Konzentration ist doch in vollem Gange. Welcher Händler kann heute noch auf PayPal verzichten?
Das die Daten nicht in Echtzeit verarbeitet werden mag bei manchen noch der Fall sein – die Realität ist dies aber schon lange nicht mehr.
Durch die Hinzunahme von Vorkasse wird dieser Prozess noch einmal deutlich schneller, da wir Vorkasse dann sofort versenden können und nicht aufwändig die Zahlungen zuordnen müssten, weil das PayPal übernimmt.
Leider gilt auch hier – die Onlinehändler brauchen eine IT Kompetenz neben der Handelskompetenz. Leider wehren sich einige noch dagegen – wie man an den statistischen Ausgaben für IT ablesen kann. Das Rad dreht sich eben immer schneller und immer mehr fallen runter.
Paypal ist Zahlungsmittel Nr. 1 und ich finds genial, das Geld habe ich sofort zur Verfügung und die meisten meiner Lieferanten akzeptieren Paypal, so bin ich äußerst flexibel, im Gegensatz zu Vorkasse, wo man immer ewig auf die Zahlungseingänge wartet und bei 2 von 3 Vorkassebestellungen geht nie eine Zahlung ein, deshalb habe ich klassische Vorkasse-Überweisung jetzt komplett aus dem Zahlungspoertfolio gestrichen. Paypal ist bereits jetzt die Zukunft der Online-Bezahlsysteme und ich freue mich auf die kommenden Neuerungen, solange die Gebühren so moderat bleiben, wie sie sind.
@Heiner Reitmeier In der Realität wird Paypal schon sehr lange nicht mehr in Echtzeit bearbeitet sondern zusammen mit allen anderen Zahlungseingängen. Und die werden wie Paypal automatisch zugeordnet.Und Vorkasse beim Onlinebanking ist inzwischen oft schneller als Paypal da es hier regelmäßig zu Prüfungen kommt und natürlich im Gegensatz zur Vorkasse massiv zu Missbrauch und Betrug. An Paypal kommt man nicht vorbei aber die Vorteile sind eher Schein als Sein. Und das wissen auch immer mehr Kunden. Vor allem wenn man den Kunden die Kosten von Paypal aufzeigt. Es ist reine Bequemlichkeit. Wenn man Kunden die Paypal Kosten aufzeigt bestellen sie trotzen, zahlen dann aber per Vorkasse.
@Frank: 1) Ich hatte noch nie eine Prüfung durch Paypal 2) Ich habe das Geld sofort, im Gegensatz zu Vorkasse, hier kommt es ja auch noch darauf an, wann und ob der Kunde sich bequemt, die Überweisung zu tätigen, die (immernoch superlahmen) Bearbeitungszeiten der Banken spielen hierfür also absolut keine Rolle. Den Kunden die Zahlungskosten aufzuzeigen, geht mal garnicht und es dürfte auch keinen Kunden interessieren. Wenn es Dir zu teuer ist, dann biete Paypal nicht an und lebe mit massig unbezahlten Vorkassen, Spaßbestellern und dauerhaft blockierten Artikeln, ich jedenfalls bin es leid und ausser Paypal und Sofortüberweisung gibt es nichts mehr, (fast) alle anderen Zahlungsmethoden enden nur in einer riesen Rumeierei.
@Dunkelwelt Gothicshop Wie vielen Zahlungen haben Sie? Wie bekommen jeden Tag dutzende Zahlungen aus aller Welt. Da sind ständig Einbehalte dazwischen. Innerhalb von Deutschland in der Regel nur bei Kreditkarte, außerhalb regelmäßig. Paypal nennt Geschäftskunden ja auch kritische PLZ Bereiche und wo regelmäßig Prüfungen statt finden. Wir reden bei uns auch bei einem Durchschnittswarenkorb von > 500 Euro. Also regelmäßig auch deutlich drüber. Da macht es schon einen Unterschied für alle Seiten. Vor allem bei den Gebühren. Wir bieten zwei Banken an und die decken zu gut 80% auch die Banken der Kunden ab und eine Zahlung ist sofort da. Keine ein oder zwei Tage… nicht einmal Stunden. Von Bank zu Bank in der selben Zeit wie Paypal. Nur eben gibt es feste Eingangsüberprüfungen. Die Buchhaltung setzt sich ja nicht hin und wartet auf Zahlungen. WEnn das System Zahlungen automatisch verbucht muss dieses ja dennoch manuell kontrolliert werden. Der Paypal Vorteil ist weg. Genauso merke ich es wenn ich persönlich (privat/gewerblich) kaufe. Kein Händler liefert einen Vorteil wenn ich mit Paypal zahle.
Wir haben keine unbezahlten Vorkassen. Unsere Kunden zahlen. Und da liegt wohl der Unterschied. NoName Händler, unseriöse Buden oder einfach Ramschläden die auf den Kunden keinen guten Eindrucken machen müssen Paypal nehmen. Wir sind etabliert und bekannt. Die Kunden vertrauen uns und zahlen. 0 Zahlungsausfälle… erst Recht keine Spaßbesteller (wer hat denn so etwas?). Die Paypal GEbühren geben wir 1:1 an den Kunden weiter. Wer Paypal will akzeptiert diese Kosten auch. Das machen gerade Ausländer wo der Banktransfer dann doch dauern kann. Innerhalb von Deutschland und der nahen EU Länder bietet Paypal keinen Vorteil. Weder von der Sicherheit noch von der Geschwindigkeit. Es sei denn man hat einen der genannten Läden.
Startups muss man ja auch immer separat behandeln. Die brauchen auch alle möglichen Siegel. Wir hatten Siegel… 0 Mehrwert… keine Sau hat es interessiert. Siegel weg => keiner hat es gemerkt. Man muss also schon deutlich unterscheiden ob man neu oder etabliert ist, welche Warengruppen man hat und eben auch die Zielgruppe. Wer Handyhüllen an Kiddies vertickt muss anders planen als jemand der HiFi Systeme an Profis verkauft.
Ich stehe Paypal Plus bis jetzt positiv gegenüber. Habe mit Paypal generell bisher nur gute Erfahrungen gemacht und ich denke, dass sich das Anbieten von anderen Zahlarten positiv auswirken wird, denn es bedeutet sowohl für den Kunden als auch für den Händler Sicherheit.
@Frank
@Thomas
Ich möchte Euch beiden Recht geben, denn die Mischung aus beidem machts. PayPal als normal und Express-Zahlung ist ok sowie Vorkasse als Standardzahlungsart. Wir haben beide Zahlungsarten im Angebot und werden auch beide gerne genutzt. Dass die Großen ja ihre Darseinsberechtigung weiter ausbauen müssen ist doch hinlänglich bekannt. Und, man muß aber nicht jedem vermeintlich neu erfundenem Rad gleich hinterherlaufen. Ob PayPal Plus sich etabliert wird sich zeigen.
Wir werden PayPal weiter als alternative Zahlungsart nutzen und Vorkasse in jedem Fall anbieten. Zum Thema Spassbesteller. Wir bieten nur Bestellungen mit Kundenkonto an und überprüfen auch die Adressssen auf Konformität. Spätestens nach der Auftragsbestätigung dürfte dann allen Spassbestellern das Spasslächeln vergehen, weil wir jedem geschlossenem Vertrag nachgehen. Und die Kosten dafür haben Spassbesteller auch noch zu tragen. Also, das Thema Spassbestellungen ist bei uns kein Thema. Eher schon Rechnungseinkäufe von “angeblich” guten Bekannten und Händlern in unserer Filiale.
Zu guter Schluss noch das Thema Datenschutz bei PayPal. Wer sich darüber Gedanken macht, müßte dann im gleichen Atemzug auch seinen Facebook und Twitter-Account sofort löschen…
Ich habe mir das angesehen, bin jedoch letztlich bei miniPay gelandet. Da sind die Ausschüttungen höher. Nach 3 Monaten kann ich auch zufrieden feststellen, dass der Dienst super funktioniert, auch wenn der recht unbekannt ist.
Ich hatte schon seit längerem erwartet, dass PayPal diese Integration anbietet, bin aber auch bei einem anderen System angelangt.
Ich würde jedem empfehlen, sich mal das normale Lastschriftverfahren anzusehen. Integriert werden kann dies meistens genauso einfach über verschiedene Anbieter (Billingmaker Payment etc.).