Umweltschützer fordern: Schluss mit kostenlosen Retouren

"Kostenlose Retouren darf es nicht geben". Unter dieser Überschrift fordert der BUND e.V. Bundesverband ein Umdenken in der Retourenpolitik der Online-Händler. Der Internethandel habe enorme Belastungen für alle Bürger zur Folge, deren Kosten die Allgemeinheit trage, so die Argumentation.

Verstopfte Straßen und durch Zustellfahrzeuge blockierte Fahrradwege. Unzählige LKW befördern Tag für Tag Pakete aus dem Online-Handel quer durch die Republik. Hinzu kommen noch Belastungen der Allgemeinheit durch Retouren. Dieses Horrorszenario zeichnet Antje von Broock, Leiterin Klimateam, BUND e.V. Bundesverband, in einem Gastbeitrag im Blog des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh).

Vor allem die anfallenden Retouren verursachten eine enorme Belastung für die Allgemeinheit, führt von Broock aus:

"Und dabei sind die von der Allgemeinheit zu tragenden Belastungen, wie die erhöhte Abnutzung der Straßen, gestiegene Gesundheitskosten durch mehr Lärm und Abgase und die Klimafolgen durch den erhöhten CO2-Ausstoß nicht einmal eingerechnet."

Ebenfalls bedenklich sei der unverhältnismäßig hohe Einsatz von Füllmaterialien beim packen der Pakete. Indem die Umverpackung vieler Waren nicht den Standardkartonagen der Händler entspreche, werde "in vielen Fällen einfach ‘Luft‘ durch die Gegend gefahren."

Allerdings verweißt der bevh in diesem Zusammenhang auf die ottogroup, die jüngst für ihre CorporateSocial Responsibility Strategie von der Bundesregierung ausgezeichnet wurde. Wirtschaftlicher Erfolg und Nachhaltigkeit seien durchaus vereinbar, was auch bereits im operativen Geschäft umgesetzt werde, erläutert Martin Groß-Albenhausen, Referent für E-Commerce und Marketing beim bevh:

"Der „ökologische Fußabdruck“ in der Logistik betrifft auch nicht nur die Zustellung und Retouren. Aus der Branche selbst sind Lösungen entstanden wie Mehrweg-Kartons, Alternativen zu Füllmaterialien oder auch das Angebot an die Kunden, auf Wunsch die Zustellung in einem wiederverwendeten Karton zu erhalten."

Retouren auf Kosten der Allgemeinheit

Daher fordern die Umweltschützer klar und unmissverständlich:

  • Preise rauf bei Expresslieferungen, da diese mehr Kosten verursachten als Standardlieferungen.
  • Keine kostenlosen Rücksendungen für Verbraucher, weil die entstehenden Kosten zu Lasten der Allgemeinheit gingen.

Ein weiterer Effekt des Online-Handels sei die Verödung von Innenstädten und die nachlassende Versorgung in ländlichen Gebieten.

"Innenstädte veröden, weniger mobile Menschen haben keine Einkaufsmöglichkeiten mehr vor Ort, der Verkehr und damit die Belastung durch Lärm und Dreck wächst, auch durch dann immer mehr Onlinebestellungen und zusätzliche Lieferfahrten."

Doch in welcher sähen die Umweltschützer den Online-Handel gerne? Auch hierzu hat Antje von Broock klare Vorstellungen:

"Sicher kann der Internethandel eine sinnvolle Ergänzung zur Nahversorgung sein."

Dabei wird jedoch übersehen, dass im Bereich der Nahversorgung der Online-Handel im Vergleich zu den Discountern und Supermärkten nur von geringe Bedeutung ist und sein wird. In der öffentlichen Diskussion wird der Begriff Nahversorgung in der Regel auf die Versorgung mit Lebensmitteln durch den Lebensmitteleinzelhandel angewendet.

E-Commerce-Experte Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH Köln, zeigt statt dessen ein alternatives Entwicklungsszenario auf:

"Viele Konsumenten, die Güter des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel und Drogeriewaren ausschließlich online ordern, gibt es noch nicht. Auch wenn der FMCG-Markt online in den kommenden Jahren weiter wachsen wird, bleibt die klassische Nahversorgung Sache des stationären Handels. Unsere Studien zeigen, dass auch die nachwachsende Generation der Smart Natives nicht auf Ladengeschäfte verzichten wird. Vielmehr entscheiden Konsumenten anlass- und situationsabhängig, wann sie wo was einkaufen."

Ihre Meinung ist gefragt!

Sind auch Sie der Ansicht, dass kostenlose Retouren in Zukunft verboten gehören, um Umweltbelastungen zu reduzieren? Oder sind Sie gegen kostenlose Rücksendungen, weil Sie sich als Händler im Nachteil gegen die Amazons, Ottos und Zalandos dieser Welt wähnen. Aber vielleicht sind Sie ja sogar ein Befürworter kostenloser Retouren.

Schreiben Sie uns Ihre Meinung in das Kommentarfeld unter diesem Artikel.

P.S.: Apropos Meinung: Seit 100 Tagen gilt das neue Verbraucherrecht. Wie zufrieden sind Sie denn mit den Vorgaben aus Brüssel? Wir haben die Umfrage gestartet!!

18.09.14
Olaf Groß

Olaf Groß