Bis zum Jahresende wird Amazon seine Läger im großen Stil automatisieren und mindestens 10.000 Pick-Roboter in Betrieb nehmen. Amazon verspricht sich von dieser Maßnahme eine Verbesserung seiner Logistikprozesse für das strategische Ziel Same-Day-Delivery.
Von derzeit 1.300 auf über 10.000 Pickrobotern wird der Automatisierungsgrad in den Lägern von Amazon bis Ende 2014 angehoben. Konkret geht es um die Optimierung der Arbeitsgänge in der Kommissionierzone. Die neuen Roboter seinen laut Medienberichten in der Lage, die bestellten Waren aus den Regalen zu nehmen und zu den Packtischen weiterzuleiten.
Angekündigt hatte sich ein solcher Schritt mit der Übernahme von Kiva Systems vor zwei Jahren. Kiva ist ein Hightec-Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Logistik-Robotern spezialisiert hat. Amazon hatte damals 775 Millionen US-Dollar auf den Tisch des Hauses gelegt.
Mit diesem Schritt macht sich Amazon auch ein Stück weit unabhängiger von seiner menschlichen Belegschaft. Er kürzlich wurde Amazon-Lenker Jeff Besoz in einer Internetumfrage des internationalen Gewerkschafterbunds (ITUC) zum "schlechtesten Chef der Welt" gewählt.
In Deutschland kam Amazon wegen der Arbeitsbedingungen in seinen Lägern in die Schlagzeilen. So hätten Leih- und Saison-Arbeiter in den Versandlagern unter teils unmenschlichen Arbeitsbedingungen arbeiten müssen, so einer der Anwürfe an das Unternehmen.
"Wie in anderen Industriezweigen wird die Automatisierung auch in der Versandlogistik zunehmen. Denn Schnelligkeit ist schon heute ein entscheidender Wettbewerbsfaktor und wird künftig noch mehr an Bedeutung gewinnen", ist sich E-Commerce-Experte Stephan Meixner sicher. "Zurzeit ist die Logistik auf Grund der Personalintensität ein nicht zu unterschätzender Kostenblock. Roboter jedoch benötigen keine Wohnquartiere. wollen keinen Urlaub und streiken auch nicht! ", so Meixner weiter.
Ingmar Böckmann, Referent für Logistik beim Branchenverband bevh, sieht durch die Automatisierung noch einen weiteren großen Vorteil. Das Pick-Konzept von Kiva Systems beispielsweise, stelle die Versandlogisitik von den Füßen auf den Kopf. Bislang kommt der Picker zum Regal. Bei Kiva kommt das Regal zum Picker.
"Die Innovation dieses Konzeptes liegt darin, dass bei gleicher Lagerfläche viel mehr Waren im Kommissionierlager vorgehalten werden können. Regalgänge sind überflüssig, da der Picker nicht mehr mit seinem Wagen zu den Regalen laufen muss", erklärt Böckmann. "Den Picker wird es auch in 50 Jahren noch geben. Aber sein Arbeitsbereich wird sich verändern. Weg vom Dauerläufer, hin zu einem festen Arbeitsplatz. Einige Berechnungen gehen davon aus, dass Online-Händler in der Zukunft durch die Automatisierung etwa 50 Prozent ihres Personals im Versandbereich sparen können", skizziert Böckmann ein mögliches Szenario.