Deutsche Markenhersteller wollen augenscheinlich das Rad der Zeit mit Gewalt zurückdrehen und haben den Verkauf ihrer Produkte über das Internet untersagt. Zum einen sei die Präsentation der Produkte in den Shops unzureichend, zum anderen gehöre eine adäquate Beratung zum Markenkern der Hersteller und diese sei im Netz nun einmal ungenügend.
Die Hersteller für Outdoor-Produkte Mammut, Deuter und Lowa haben Medienberichten zur Folge den Vertrieb ihrer Produkte über das Internet untersagt. Als Messlatte haben die drei Anbieter die Präsentation und Beratungsleistung in einem Ladengeschäft angelegt. Diese könne ein Online-Shop nicht erreichen und daher sei ein Verkauf im Netz ausgeschlossen.
Immer wieder haben Hersteller von Markenartikeln den Versuch unternommen der Vertrieb ihrer Produkte im Internet zu unterbinden. Erst 2012 hat Adidas den Online-Vertrieb seiner Produkte eingeschränkt und nur noch unter folgenden Voraussetzungen erlaubt: Adidas-Produkte dürften nur als Neuware angeboten werden, es müsse ein separater Shops für die Adidas-Marken vorhanden sein oder in einem Online-Shops dürften dieselben Produkte nicht von unterschiedlichen Anbietern verkauft werden, wie etwa auf Marktplätzen.
Wie sensibel das Thema für die Branche ist, zeigt sich in den Reaktionen auf die Ankündigung der Outdoor-Marken. Der Bundesverband des Deutschen Versandhandels lehnt Vertriebsbeschränkungen zwar grundsätzlich ab, zeigt aber auch Verständnis dafür, dass große Marken strenge Regeln für den Vertrieb anlegen müssen:
“Allerdings ist bspw. bei stark beratungsintensiven und hochwertigen Produkten völlig klar, dass Markenhersteller eine angemessene Präsentation Ihrer Waren gewährleisten möchten.[…] Problematisch werden Verkaufsbeschränkungen allerdings dann, wenn darüber der Vertriebskanals Internet entweder in Gänze oder aber jedenfalls in weiten Teilen faktisch eingeschränkt wird.”
Auch Otto und Zalando geben sich auf Nachfrage zurückhaltend und verweisen auf ihre ausgezeichneten Lieferantenbeziehung.
Deutlicher wird dagegen E-Commerce-Experte Johannes Altmann von der Agentur shoplupe. Der Online-Handel, sei deshalb so erfolgreich, weil er für den Verbraucher attraktiv sei und perfekt die Kundenwünsche erfülle:
“Natürlich ist der Preis wichtig aber auch Vielfalt, Verfügbarkeit, Geschwindigkeit, einfache Bestellung und bequeme Bezahlung haben beispielsweise Amazon zu dem gemacht was es heute ist.
Die professionelle Beratung zu jedem Produkt und jeder Marke ist heute doch schon eine völlig Illusion, die Argumentation der Markenartikler daher lächerlich. Wo der Kunde ist, muss auch die Marke sein. Adidas kann sich einen Alleingang leisten aber die kleineren Marken werden bald zur Realität zurück kehren.”
Naja, schließlich ist das Internet auch absolutes Neuland 😉
Denen geht es nur darum, das die UVP eingehalten wird, was bei vielen Marken nicht der Fall ist, bei uns klingelt täglich das Telefon, wenn wir 10 cent unter UVP liegen.
Das Kartellamt muss sich endlich einschalten und harte Strafen auflegen. Preisabsprachen sind verboten, wird von fast jeden Markenhersteller aber ignoriert, die Marken kann man rausfinden wenn z.B. auf Amazon alle Verkäufer (sogar Dumper) den selben Preis haben.
Ich finde vorgeschriebene Preise sogar mehr als wünschenswert, so würden die ganzen Preisdumper und Wohnzimmerhändler im Nebenerwerb endlich mal von der Bildfläche verschwinden und Läden/Onlineshops im Haupterwerb mit gemieteten Flächen und/oder Angestellten hätten endlich mal wieder eine faire Chance im Wettbewerb.
Das versuchen diverse Hersteller aus dem BEreich Elektronik schon lange… und der eine oder andere hat vom Kartellamt deswegen auch schon einen auf den Deckel bekommen. Diese ganzen Internetvereinbarungen, Exklusivvertrieb oder Selektivvertrieb ist nichts anderes als Schikane.
Die ehrlichen Händler werden gegängelt, die großen kommen drum rum und die schwarzen Schafe besorgen sich einfach EU Ware… behobene Probleme? Null… geschaffene? Etliche!
Zitat: “….. es müsse ein separater Shops für die Adidas-Marken vorhanden sein oder in einem Online-Shops dürften dieselben Produkte nicht von unterschiedlichen Anbietern verkauft werden, wie etwa auf Marktplätzen.” Zitat Ende
Demnach müsste ja auch ein stationiärer Schuhladen einen extra Laden eröffnen, in dem er nur diese eine Marke verkauft.
In einem stationären Schuhladen werden doch auch mehre verschiedene Marken verkauft, warum soll das dann bitte für den Onlinehandel nicht gelten!!??!!
Wenn ich den Artikel richtig gelesen habe, geht es hier aber nur um ein Verbot des Verkaufs auf Drittplattformen. Ein Totalverbot des Internetverkaufs wäre nämlich ein eklatanter Verstoß gegen die vertikale Gruppenfreistellungsverordnung und sowas von illegal.
Händler mit stationärem Ladenlokal dürfen laut Artikel weiterhin über ihre eigenen Shops verkaufen. Wichtig ist das Wort “reinen”:
Zitat:
Sie schreiben ihren Händlern neuerdings vertraglich vor, dass sie keine Produkte bei reinen Online-Händlern, die bezüglich Beratung und Präsentation nicht an die stationären Geschäfte heranreichen, verkaufen dürfen.
Ich würde solche Vertriebsbedingungen ja gerne mal im Wortlaut lesen. Gibt es da Quellen?
Der einzige der sich lächerlich macht ist doch Herr Altmann von Shoplupe. Markenware gehört nicht in Hände von Ramschhändlern und nicht auf Plattformen wie Rakuten oder amazon.
Viele unserer Lieferanten untersagen sogar den Vertrieb über Plattformen, reine Onlinehändler werden gar nicht beliefert. Man bekommt Premiumware nur als Fachgeschäft und das ist der richtige Weg für den Hersteller und für die Fachhändler. Alles andere endet nur mit unzufriedenen Kunden durch “Wohnzimmerhändler” und die schaden am Ende dem Produkt und dem Hersteller.
Professionelle Produktberatung ist keine Illusion sondern nimmt immer mehr zu. Kunden wollen beim Fachhändler kaufen und beraten werden. wobei es auch auf das Produkt ankommt.
Wir sieht es denn da rein rechtlich aus. Was dürfen denn die Hersteller einschränken und was nicht?
Wieso wird hier eigentlich ständig auf der Aussage herumgeritten, dass Online-Händler keine Beratung bieten können? Gute Produktbeschreibungen, zusätzliche Downloads (z.B. Bedienungsanleitungen als PDF – kann ich mir im Laden in der Regel nicht ansehen, da erst die Packung geöffnet werden müsste!), Live-Chats mit der Kundenbetreuung usw. usf. bieten hier durchaus die Möglichkeit, auch online eine hervorragende Beratung zu bieten.
Klar: Das bietet nicht jeder. Aber genauso wenig bekomme ich in jedem stationären Laden eine gute Beratung. Will man die Beratung als Argument anbringen, dann soll man gefälligst Kriterien ansetzen, die auch auf die Beratung abzielen. Ob sich in dem Shop dann noch andere Marken finden, hat damit wirklich nichts zu tun.
Geht es nur um die Preistreiberei mancher Online-Händler, kann ich das Thema gut verstehen – aber auch hier: Dass es schwarze Schafe gibt – von deren Anzahl mal ganz abgesehen an dieser Stelle -, heißt doch nicht, dass man die “vernünftigen” Online-Händler mit strafen muss, nur weil die eben reine Online-Händler sind.
Es gibt so viele Kriterien, die man anlegen könnte, um hier eine positive Entwicklung einzuleiten. Stattdessen wird der komplette Vertriebskanal stumpf abgewürgt. Die – entschuldigung – Stupidität der Verantwortlichen schreit einfach zum Himmel.
Ich stimme der Meinung von Holger (15.7. um 11:39 Uhr) voll und ganz zu.
Wenn sich beratungsintensive Markenprodukte für den Fachhändler wie “Discounter-Artikel” anfühlen (und rechnen) stimmt doch etwas nicht!
Markenhersteller wären gut beraten ausschließlich mit Fachhändlern zusammen zu arbeiten deren gelebte Unternehmensphilosophie zur Marke passt.
Der unregulierte Onlinehandel hat doch zur “Veramschung” vieler hochweriger Produkte geführt. Die meisten Hersteller sind doch in die Falle kurzfristiger Erfolge getappt – jetzt geht zun Glück dem ein oder andern endlich ein Licht auf.
Als Händler bleibt einem doch manchmal garnichts anderes übrig als alternative, oft minderwertige Produkte zu pushen – da stimmen jedenfalls noch die Margen, ganz im Gegensatz zu vielen “Großen Marken”.
Was heißt Beratung im Stationären Handel? Die Firmen Deuter und Lowa haben anscheinend noch nicht realisiert, das es unter den Fachberatern auch Al Bundy in verschiedenen Fachgeschäften bzw. Ketten (den Namen nenne ich hier nicht) gibt. Diese werden auf 450€ Basis angestellt und nicht richtig geschult, da kann der Kunde auch im Internet kaufen.
Verramschung im Internet, ist natürlich das zweite Problem mit dem aber nicht nur Deuter und Lowa zu kämpfen haben sondern auch andere Produktsparten die von Großanbietern fast schon abhängig sind.
Falls es Deuter und Lowa aber noch nicht aufgefallen ist, die Rabattschlacht und Punktesammlerei ist auch in Fachgeschäften angekommen.
@holger
grundsätzlich stimme ich dir zu.
wenn ich als fachhändler von meinen Lieferanten genötigt werde meinen onlineverkauf zurück zufahren (den ich parallel zu meinem ladengeschäft betreibe) kann irgendwas nicht richtig sein.
Mir fehlt da so ein bisschen die Rechtsgrundlage, auf der das “untersagt” wird. Ihro Durchlaucht “Corporate Nonsense, Inc.” haben gesprochen? Dürfte nicht reichen.
a) Wollen die Online-Händer einfach nicht mehr beliefern? Könnte juristisch auch dünnes Eis sein. Liesse sich mühelos über Zwischenhändler/Strohläden ‘tunneln’. Gibt ja doch so eine Art Marktwirtschaft in Deutschland…
(So wie es manchen Parfümhersteller ja auch versuchen, weshalb bei bestimmten (auch offline-)Discountern die Chargen-Nummer aus dem Karton gekratzt ist. Zu besichtigen im 1. Stock der Wandelhalle, Hamburger Hauptbahnhof, z.B.)
b) …oder geht es um Inverkehrsbringungsrecht (eh ein bizarres Konstrukt, noch etwas kranker als die “Störerhaftung”) womit „Abmahnmafia & Fotch“ (Abbildung ähnlich) auf Ebay ja große “Erfolge” feiern (nur nicht am ohnehin ramponierten Image) gegen US-Importe und bizarre Preispolitik…
c) Haben die noch was anderes im Köcher… ?
@Fran Kee
Es steht nirgendwo im HGB, dass ein Hersteller oder Großhändler etc. eine Bestellung eines Händler annehmen muss! Selbst im BGB steht nichts davon drinn, das ein Händler an jeden seine Ware verkaufen muss den er nicht mag. Allerdings gibt es hier eine Ausnahme: die Firma Merklin muss laut einem Gerichtsurteil aus den 80ern jeden Spielwarenhändler beliefern. Allerdings macht die Zahlungskonditionen nicht der Händler sondern der Hersteller 🙂