Darf Amazon eine kostenfreie Lieferung für rabattierte Bücher anbieten? Die französische Kulturministerin Aurélie Filippetti sagt: "Nein" und will ein Gesetz einbringen, das Amazon diese Strategie künftig untersagen soll. Ziel sei es, mehr Wettbewerbsgleichheit zu schaffen.
In Frankreich nimmt eine Gesetzesidee Fahrt auf, die es dem Online-Shop verbieten soll die kostenfreie Lieferung auf rabattierte Bücher anzubieten. Dies ließ nach Medienberichten Aurélie Filippetti, Frankreichs Kulturministerin im Privatsender BFM News Television, verlauten.
Mit der Ankündigung eine Lex Amazon schaffen zu wollen, lässt die Ministerin ihren Worten augenscheinlich Taten folgen. Vor wenigen Wochen griff sie Amazon verbal auf einem Branchentreffen des Buchhandels an und warf dem US-Unternehmen vor sich systematisch eine marktbeherrschende Stellung zu sichern.
Amazon erkaufe sich einen unfairen Wettbewerbsvorteil, weil der Online-Primus bewusst beim Verkauf rabattierter Bücher durch die kostenfreie Lieferung unter Kostendeckung arbeite, pflichtet Guillaume Husson, Sprecher des Branchenverbands SLF, der Ministerin bei. Da könne keiner der Konkurrenten mithalten, so Husson weiter.
Beim Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) stößt die Initiative von Aurélie Filippetti auf Unverständnis. Gegenüber dem shopbetreiber-blog bezieht Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des bvh, eindeutig Position:
"Wir sprechen uns als Handelsverband gegen solche gesetzlichen Beschränkungen für Internet-Händler aus und appelieren an die Politik, das Internet endlich nicht mehr als gefährliches #neuland, sondern als innovativen Wachstumstreiber für den Einzelhandel insgesamt zu sehen.
Es käme doch auch niemand auf die Idee, stationären Händlern zu verbieten, kostenfreie Kundenparkplätze zur Verfügung zu stellen oder ihren Kunden eine Gebühr für die Rolltreppennutzung zwangsweise aufzuerlegen.
Es muss grundsätzlich jedem Händler freigestellt sein, ob und welche zusätzlichen Services er seinen Kunden zu welchen Konditionen anbietet.“
Der Schweizer E-Commerce-Experte Thomas Lang geht sogar noch einen Schritt weiter und sieht in der Initiative "ein Zeichen der Hilflosigkeit".
"Es ist ein typisches Zeichen von der protektionistischen Haltung der aktuellen franz. Regierung, dass man ein solches Gesetz überhaupt nur erwägt und reiht sich nahtlos in ähnliche Gesetze ein wie die absurde Preisbindung für eBooks oder die geplante Smartphone- und Tablet-Steuer."