Neckermann-Insolvenz bringt Unternehmen in Schwierigkeiten

Die Insolvenz von Neckermann zieht Kreise. Unternehmen, die mit oder für Neckermann gearbeitet haben, werden massiv unter Druck geraten. Besonders dramatisch sieht es für die Logistik-Unternehmen aus.  Aber auch andere Branchen, wie Druckereien oder Listbroker könnten betroffen sein.

Der Rattenschwanz der Neckermann-Insolvenz.

"Hohe Verluste - vermutlich in zweistelliger Millionenhöhe". Damit habe die Post-Tochter DHL nach Recherchen des Handelsblattes im Zuge der Insolvenz von neckermann.de zu rechnen. 2005 hatte DHL die Versandlogistik von Quelle und Neckermann übernommen und seitdem die Logistik für beide Unternehmen als externer Dienstleister abgewickelt. Als Quelle und Karstadt 2009 in die Pleite rutschten, musste die DHL seine übernommenen Vermögenswerte mit einem Betrag von 247 Millionen Euro abschreiben.

Doch auch im Geschäftsbereich BRIEF der Deutschen Post könnten die Insolvenz als schmerzlich empfunden werden. Neckermann ist nach wie vor einer der größten Versender von Direktmailings und Katalogen in Deutschland. Wie viele adressierte Werbesendungen Neckermann im Jahr 2011 verschickt hatte, hat das Unternehmen trotz Nachfrage bislang nicht beantwortet. Wie viele davon über die Deutsche Post ausgeliefert wurden, wollte ein Post-Sprecher  zum jetzigen Zeitpunkt nicht verraten.

Druckbranche wackelt

Die DHL wird mit Sicherheit nicht das einzige Unternehmen bleiben, das finanzielle Einbußen davon trägt. Vor allem die Druckbranche wird dies zu spüren bekommen. Gabi Schermuly-Wunderlich, Leitung Öffentlichkeitsarbeit  beim Bundesverband Druck und Medien (bvdm), erklärt gegenüber dem shopbetreiber-blog.de:

"Jedes Unternehmen, das in die Insolvenz geht und unseren Unternehmen damit in diesem Fall Druckaufträge in Millionenhöhe entzieht, ist für die Branche schmerzlich. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland Kataloge mit einem Produktionswert von rund 1,1 Milliarden Euro produziert. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies ein kleines Wachstum von 0,2 Prozent. Die Insolvenz von Neckermann wird sich sicher auf diese Zahlen belastend auswirken."

Neckermann ließ jährlich Kataloge und Printmailings mit Auflagen im sechs stelligen Bereich produzieren. Vor allem bei denen für den Katalogdruck beauftragten Tiefdruck-Unternehmen dürfte die Ankündigung von neckermann.de den Katalog einzustellen und die Insolvenz für schlechte Stimmung sorgen.

Harte Zeiten

Somit verlieren zahlreiche Zulieferbetriebe im Versandhandel mit Quelle und neckermann.de innerhalb von nur drei Jahren zwei Auftraggeber, die durch ihre Auftragsvolumina ganze Branchen am Leben erhielten. Es sind aber nicht nur die Logistiker und Druckereien, die für die harte Zeiten anbrechen. Auch Listbroker, Lettershops und natürlich zahlreiche Lieferanten müssen sich nun nach neuen Kunden umsehen, um die Umsatzverluste auszugleichen.

23.07.12
Olaf Groß

Olaf Groß