Die Online-Offensive der Media-Saturn-Holding (MSH) scheint ins Stocken zu geraten. Laut Medienberichten tobt hinter den Kulissen ein Streit. Im März hatte das zum Metro-Konzern gehörende Handelsunternehmen Redcoon übernommen, um endlich einen Fuß in den e-Commerce zu bekommen.
Mehr zu den Hintergründen lesen Sie hier. Wie der österreichische Standard in seiner Online-Ausgabe der vergangenen Woche berichtete, können sich die Metro-AG und Erich Kellerhals nicht über die Übernahme zweier Internetfirmen verständigen. Kellerhals ist einer der beiden Gründer von MediaMarkt und hält noch immer eine Minderheitsbeteiligung an der Fachmarktkette.
"Der Machtkampf um Media-Saturn überschattet die Online-Offensive der Elektronikketten. Metro-Chef Eckhard Cordes warf dem Media-Saturn-Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals vor, die Geschäftsführung der Ketten zu schwächen."
Kellerhals hat seine Ablehnung der Zukäufe bestätigen lassen. Nach wie vor sei er ein Befürworter der Online-Strategie bei Media-Saturn, sehe aber die Gefahr, dass durch weitere Zukäufe zu viele Kapazitäten der Geschäftsführung gebunden würden.
Im März dieses Jahres hatte MediaSaturn die Mehrheit beim Online-Händler Redccon übernommen. Zudem sollen auch MediaMarkt und Saturn mit eigenen Online-Shops ans Netz gehen.
Die Erwartungen der Konzernführung an das neue Geschäftsfeld sind hoch. Amazon soll als europäischer Marktführer abgelöst werden. Dazu müsse MSH über das Internet rund drei Milliarden Euro umsetzen, gab Rolf Hagemann, Finanzchef und stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung von Media Saturn, der Süddeutschen Zeitung zu Protokoll:
"Wir wollen in Europa die Nummer eins im Online-Geschäft werden und dazu wird Redcoon einen wichtigen Beitrag leisten. Das ist in vier, fünf Jahren zu schaffen."
Nach erfolglosen Versuchen ein profitables Internetgeschäft aufzubauen, soll es nun gelingen. Dazu hat sich MSH zum Jahresbeginn der Dienste von Martin Wild versichert. Wild ist Gründer des Online-Shops Home-of-Hardware und in der Metro Gruppe für die Abteilung Strategic E-Commerce verantwortlich.
Ein Blick auf die aktuellen Quartalszahlen bei MSH macht deutlich, wie dringend der Elektronikhändler neue Umsatzquellen erschließen muss. Das Unternehmen wies für das zweite Quartal einen Verlust von 44 Millionen Euro aus. Im Vorjahresvergleich konnte Media-Saturn noch einen Gewinn von 41 Millionen Euro verbuchen. Für die Verluste machte der Mutterkonzern Metro starke Umsatzrückgänge bei Media Markt und Saturn insbesondere in Deutschland sowie hohe Investitionen verantwortlich.
Media-Saturn-Chef Horst Norberg konkretisierte daher die Umsatzerwartungen an das Online-Geschäft: Bis 2015 soll der Umsatz im Onlinebereich auf fünf Milliarden Euro steigen. Der Start des Saturn-Onlineshops ist für Oktober geplant. Im Januar 2012 soll Media Markt mit einem eigenen Onlineshop folgen.