Langjährige Beobachter der Distanzhandelsbranche kennen das: Alle paar Jahre vermeldet der ein oder andere Händler jetzt auch ein Lebensmittelsortiment via Internet verkaufen zu wollen. Jetzt startet Otto einen erneuten Versuch und Amazon fährt aktuell einen Beta-Test im deutschen Shop.
Mehr zu den Supermärkten im Web lesen Sie hier.Frische Bio-Kiwis für 0,39 Euro das Stück gibt es jetzt bei Amazon zu kaufen. Leider kostet der Spaß inklusive Versandkosten 5,34 Euro. Die Lieferzeit ist mit einem bis drei Tagen ausgewiesen. Hier ist der Gang zum Supermarkt um die Ecke dann wohl doch die vom Verbraucher bevorzugte Methode seinen Tages- oder Wochenbedarf zu decken.
Amazon testet
Amazon bietet in Deutschland seit Monatsbeginn rund 35.000 Artikel rund von Gemüse, Fleisch und Fisch über Backwaren bis hin zu Delikatessen an. Das eigene Sortiment wird durch 60 Partnershops ergänzt, die Amazon als Marktplatz für ihre Produkte nutzen. Darunter sind beispielsweise Shops wie gourmondo.de und genusshandwerker. Der Käufer erhält allerdings nur eine Rechnung, selbst wenn er bei unterschiedlichen Anbietern einkauft.
Ob Amazon bei der Einschätzung der Erfolgsfaktoren für den Amazon-Supermarktes richtig liegt, muss erst einmal offen bleiben. Wie Amazon-Manager Christian Bubenheim der Nachrichtenagentur dpa sagte, seien die Voraussetzungen für einen Erfolg inzwischen ganz andere. So sei schon allein die Versorgung mit schnellen Internet-Verbindungen viel besser. Und die Waren könne man heute auch attraktiver mit Bildern darstellen.
Otto versucht es erneut
Auch der Otto Versand versucht sich erneut im Lebensmittelhandel und nimmt sich Händler wie Tesco in Großbritannien und Coop in der Schweiz zum Vorbild, berichtet die Lebensmittel-Zeitung aus einem Interview mit Otto-Chef Hans-Otto Schrader. Dazu sei man auf der Suche nach einem national aufgestellten Partner aus dem Lebensmittel-Einzelhandel.
Der Versandkonzern hatte einen Lebensmittel-Service unter www.otto-supermarkt.de bereits im Mai 2000 gestartet. Zunächst bot Otto nur im Großraum Hamburg ein Lebensmittel-Vollsortiment an. Wenige Monate später expandierte Otto und weitete das Sortiment aus. Bundesweit wurden 2.500 Produkten angeboten, in Hamburg kamen noch Frischeprodukte hinzu. Doch schon 2003 war dann Schluss: Es lohnte sich nicht.
Spezialitäten als Erfolgsmodell
Natürlich gibt es viele Beispiele dafür, dass der Online-Handel mit Lebensmitteln funktioniert. Allerdings spielen sich in Deutschland diese Erfolgsgeschichten bisher hauptsächlich auf dem Gebiet des Spezialitätenversands ab. Vor allem internationale Spezialitäten sind hier zu finden. Aber auch Mass Customization-Produkte wie individuell gemixtes Müsli oder die eigene Schokolade sind große Renner.
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Ich bestelle ja auch mal ganz gerne bei Anbietern wie Gourmondo, die Spezialitäten aus aller Welt anbieten. D.h. Sachen die man sonst im Supermarkt nicht unbedingt bekommt. Aber den ganz normalen Tageseinkauf im Online Shop erledigen? Wenn man sich überlegt dass bei einem ganz normalen Einkauf schnell mal 30-40 Artikel im Einkaufswagen landen, dann glaube ich daß man sogar inklusive Fahrzeit zum normalen Supermarkt schneller ist.
Wenn man irgendwo in der Pamap wohnt, kann der Online Supermarkt aber durchaus eine Alternative sein.
Ich finde es interessant zu sehen, dass die großen Anbieter dieses Thema wieder angehen wollen. In anderen Ländern funktioniert es ja schon seit Jahren gewinnbringend für Unternehmen und Kunden.
Allerdings finde ich den Online-Ansatz immernoch irgendwie doof. Da muss man sich immer an den PC setzen, um an sein Zeug zu kommen.
Ein Bekannter von mir nutzt so ein Gerät für die Küche, wo man direkt Sachen kaufen kann. Ist wohl sehr zufrieden damit. (www.jatuso.de) Dahin denke ich geht das ganze Lebensmittelbestellthema eher.
Ich denke, in naher Zukunft hat das keine Chance, so wie Sie es gerade wieder versuchen, es sei denn wie schon kommentiert, dass es sich um Ware aus dem Special Interest Bereich, Spirituosen etc. handelt.
In Frankreich gibt es schon ein gutes Beispiel eines funktionierenden Online Lebensmittelmarktes, nur wird da viel mehr der Shop nur als Bestellungsmittel angeboten. Die Firma selbst ist in den einzelnen Regionen mit Lager ansässig und man kann die Bestellte Ware dann abholen oder sich zustellen lassen.
Das sehe ich als gute Möglichkeit an aber dafür hat weder Otto noch Amazon die Kapazitäten. Ich denke, da wird es in Zukunft eigene Firmen geben wie eben die aktuellen Lebensmittelläden, die ja auch hin und wieder es versuchen.
Ich vermute mal für Menschen die fast täglich einkaufen gehen oder eben mehrmals in der Woche, wird es keine Alternative sein.
Ich für meinen Teil warte unheimlich (nicht erst seit kurzem) darauf die Lebensmittel (aber alles ohne Ausnahme und bei einem Anbieter) online einkaufen bzw. bestellen zu können und diese geliefert zu bekommen.
Wenn wir einkaufen gehen, ist es in jedem Fall ein Großeinkauf (auch wenn wir nur ein 2 Personenhaushalt sind), da wir dann gleich für ca. 1 bis 1,5 Monate Lebensmittel einkaufen. Oft wird man sogar etwas seltsam angeschaut, wenn man mit dem total überladenen Einkaufswagen an der Kasse steht. Ulkig finde ich, dass die Förderbänder an den Kassen in den Läden (bis auf einen) total kurz sind und der Inhalt des Einkaufswagens garnicht mit einmal darauf Platz findet.
Dass die Preise evtl. nicht mit einigen Supersonderangeboten mithalten könnten wäre verständlich, aber die Zeitersparnis, sowie der ersparte Stress, wäre es mir wert etwas mehr dafür zu bezahlen.
Aber da würden bestimmt auch wieder so einige Steine in den Weg gelegt werden, was irgendwelche rechtlichen Bestimmungen oder ähnliches angeht, was die ganze Sache dann vermutlich wieder unheimlich erschwert oder sogar unmöglich macht. …… Oi das war etwas viel, dies musste ich jetzt aber mal loswerden. Schönen Gruß 🙂 ……. PS: Meine Antwort auf die Umfrage wäre “Ja, aber nur mit einem Vollsortiment, ohne Ausnahmen”
Ich glaube, dass es eher ein Markt für Spezialitäten ist. Denn auf dem Lande bekomme ich z.B. in der Regel keinen spanischen Jamon Iberico beim Metzger, also muss ich mit derartige Delikatessen online bestellen.
Spezielle Wünsche an hochwertigem Wein bestelle ich ja auch online, z.B. bei http://www.amadoro.de
Besondere Tropfen in großer Auswahl finde ich halt i.d.R. nicht beim Händler um die Ecke oder ich muss sonst weit fahren.
Generell ist der Versand von Lebensmitteln ein sehr schwieriges Geschäft, ich rede hier aus langjähriger Erfahrung ( http://www.naturkost.com ). Insbesondere auch, weil Lebensmittel in Deutschland oft mit nur minimaler Marge vertrieben werden (können), der logistische Aufwand dagegen überdurchschnittlich hoch ist.
Nicht vergessen werden sollte, dass der Versandhandel einen ganz entscheidenden Vorteil für den Kunden mit sich bringt: Er spart Zeit und Geld (selbst bei im Vergleich mit dem stationären Einzelhandel identischen Produktpreisen), da alltägliche Routineeinkäufe entfallen.
Wenn man realistisch rechnet, was jeder gefahrene KFZ-Kilometer tatsächlich kostet -mit Umlage aller Kosten wie Wartung, Steuer, Verschleiß, Sprit, Wertverlust und vielem mehr-, wird das klar. Allerdings scheinen viele Privatleute so genau nicht zu rechnen (oder vielleicht auch garnicht so genau rechnen wollen…).
Viele unserer Kunden lassen sich die Waren an den Arbeitsplatz liefern. Nach Feierabend wird die Bestellung “im Vorbeigehen” in den Kofferraum verladen, und man kann auf direktem Wege nach Hause fahren, ohne Zeit, Geld und oftmals Nerven kostende Zwischenstopps bei diversen stationären Geschäften einlegen zu müssen.
Trotz allem, wie auch immer: aus Anbietersicht ist und bleibt es ein schwieriges Geschäft. Das mag sicherlich auch ein Grund dafür sein, weshalb Amazon dieses nicht selbst abwickelt, sondern Marketplace-like auf darauf spezialisierte Partner zurückgreift.
Nach unserer Erfahrung funktioniert der Onlinehandel mit Spezialitäten die nicht überall erhältlich sind, aber trotzdem landesweit nachgefragt werden wie z.B. unser BIO Leinöl (http://www.spreewald-praesente.de) sehr gut. Bei diesen Produkten ist auch die Marge etwas höher, so dass sich der hohe Verpackungsaufwand lohnt. Auf jeden Fall sind wir gespannt, ob sich auch “normale” Lebensmittel lohnend online verkaufen lassen.
Als Spezialitätenversender (italienische Bio-Lebensmittel) über meinen Godita-Shop stelle ich eine deutlich steigende Nachfrage nicht nur in ländlichen Gegenden oder Kleinstädten fest, sondern auch Kunden aus Berlin, München, Düsseldorf und Hamburg – die mit Sicherheit über eine große Anzahl ähnlicher Anbieter verfügen – bestellen online. Wir Lebensmittelanbieter haben einen deutlich höheren Verpackungsaufwand, der nicht annähernd mit dem Buchversand zu vergleichen ist.
Hallo, ich habe das mal getestet. Ergebnis: Ohje, Amazon
sollte bei dem bleiben, was es am besten kann. Kurzfassung: Teuer,
hohe, teilweise zwei bzw. dreifache Versandkosten, falsche und
fehlende Kennzeichnungen und sehr oft fehlende grundpreise. das
wird gut für abmahnanwälte, ist aber schlecht für uns kunden. mal
sehen, ob das besser wird. ich mach einen testkauf einfach drei
monaten nochmal.
hallo,
ja, das habe ich auch gesehen. eigentlich unmöglich, dass Amazon rechtsunsicher bei einem derart grundlegenden thema lebensmittel anbietet. die abmahnanwälte freuen sich bestimmt schon.