Das Pokéwalker-Prinzip

Dass auch Online-Händler von Kindern viel über gutes Direktmarketing lernen können, habe ich schon oft geäußert. Genau so lohnt es, sich die Spiele-Industrie genau anzusehen. Auch wir sind inzwischen auf die Nintendo DSi gekommen. Und der Junior hat sich mit dem Wunsch nach einem Pokémon-Spiel durchgesetzt.

Im Paket lag dann auch - ein Pokéwalker.

Was für mich zuerst wie ein separates Gadget, Marke Schlüsselanhänger, aussah, ist in Wirklichkeit ein Lehrstück für die richtige Verlängerung eines Erlebnisses auf einem anderen Kanal. Denn natürlich darf der Junior die DSi nicht in die Schule mitnehmen. Den Pokéwalker schon.

Nintendo hat es verstanden, dem kleinen Anhängsel sowohl soziale Funktionen (Connectivity mit anderen Pokéwalkern, das gibt dem Social Media-Tool „Poken“ eine nette neue Form) zu verleihen als auch das „Walking“ zum Prinzip zu machen. Denn bei Pokémon geht es darum, die kleinen Wesen zu trainieren. Der Walker sammelt mit jedem Schritt Energie-Punkte, die wiederum mit der DSi getauscht werden können.

Der Pokéwalker hat noch andere Funktionen, aber ich lasse es mal dabei. Wenn Versender über den Einsatz unterschiedlicher Medien nachdenken, sollten sie genau so vorgehen:

  1. Finden Sie für Ihren Versandhandel einen übergeordneten Sinn- oder Service-Mehrwert. Für Douglas könnte das mit Duft zu tun haben oder mit gutem Aussehen, für Lautsprecher Teufel mit Konzert-äquivalentem Sound und so weiter.
  2. Leiten Sie aus dem Mehrwert „Beratungs-Module“ ab. Bei Douglas vielleicht eine Typberatung, die nach dem „Like.com“-Prinzip funktioniert.
  3. Übersetzen Sie die Beratungs-Komponente in eine spezielle Lösung für jeden Kanal: Bei Schuhkatalogen gab es in der Vergangenheit „Schablonen“, um das richtige Maß für die Bestellung zu ermitteln. Douglas könnte beispielsweise eine App für Smartphones mit Frontkamera entwickeln, die virtuelles Schminken möglich macht. Das entspricht dem sogenannten Porträt-Modus und dem Touch-Prinzip. Alternativ kann - für Düfte - zum Beispiel eine Bilderkennung für Blüten mit der Parfüm-Datenbank gematcht werden, um zum Beispiel alle die zu selektieren, die einen „zitronigen“ Duft haben, oder eher einen „blumigen“, speziell beispielsweise Rosen oder aber Veilchen oder Maiglöckchen.
  4. Entwickeln Sie die Konzepte weiter. Je mehr Nutzen Sie iterativ in eine App bringen, ohne dabei den Fokus auf die Kern-Beratung zu verlieren, um so eher erreichen Sie, dass die Nutzer wieder zugreifen. Douglas kann im nächsten Schritt zum Beispiel Hilfestellungen für besondere Hauttypen bieten. Die Aufnahmequalität sollte dazu längst ausreichen. Vielleicht entscheidet sich das Unternehmen auch dafür, Wetterdaten mit der Location der Nutzer zu verknüpfen, um das richtige Make-up zu empfehlen. Und so weiter.
  5. Am Ende der Skala stehen Kooperationen mit Entwicklern von Hardware-Zubehör. In den USA gibt es inzwischen viele kleine Gadgets, die auf das iPhone gesetzt werden und so spezielle Daten ermitteln. Zum Beispiel den Blutalkohol, oder auch den Blutzuckerspiegel bei Diabetikern.

Man muss kein Milliardenkonzern sein, um solche Apps zu entwickeln. Wie immer steht am Anfang das richtige Konzept.

Über den Autor:

Martin Groß-Albenhausen ist Chefredakteur und Herausgeber des renommierten Branchenmagazins "Der Versandhausberater" und einer der führenden Experten für Versandhandel, Direktmarketing und e-Commerce. Der Versandhausberater informiert seit 1961 Woche für Woche über aktuelle Trends und Entwicklungen im Versandhandel in Deutschland. Mehr Informationen finden Sie hier.

18.03.11
Martin Groß-Albenhausen

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