Zahlungsausfälle sind für Shopbetreiber eine große Herausforderung. Auch manche Lieferantenbeziehung endete durch die plötzliche Insolvenz des Herstellers. Dr. Carsten Uthoff, Vorstandsvorsitzender der Creditreform AG, erklärt, worauf es beim Risikomanagement ankommt.
Hier lesen Sie das Interview mit Dr. Carsten Uthoff.
Herr Dr. Uthoff, für das Jahr 2010 wird ein Anstieg der Arbeitslosigkeit und damit eine wachsende Überschuldung von Privatpersonen prognostiziert. Welche Konsequenzen sind daraus zu erwarten?
Die Überschuldungssituation der privaten Haushalte wird sich im laufenden Jahr wieder verschärfen. Im Jahr 2009 wurden bereits rund 98.800 Privatpersoneninsolvenzen gezählt. Und dabei handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs: nach unseren Analysen gelten fast 6,2 Millionen Personen in Deutschland als überschuldet.
Zunehmende Arbeitslosigkeit, steigende Lebenshaltungskosten und eine vermehrte allgemeine Unsicherheit belasten die Verbraucher stark. All dies führt dazu, dass die Konsumbereitschaft sinkt und das Zahlungsverhalten sich verschlechtert und folglich mit erhöhten Forderungsausfällen zu rechnen ist. Gesicherte Informationen über die wirtschaftliche Situation von Verbrauchern werden vor diesem Hintergrund immer wichtiger.
Wie kann sich insbesondere ein Onlinehändler gegen diese Risiken absichern?
Grundsätzlich sollten Onlinehändler die Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden vor Vertragsabschluss überprüfen. Hier sind insbesondere Privatpersonenauskünfte ein verlässliches Instrument, um das Risiko einer Geschäftsbeziehung zu beurteilen. Je nach Ausgang der Bonitätsprüfung kann das Ausfallrisiko dann über die Auswahl der dem Kunden angebotenen Zahlungsarten wirksam ausgesteuert werden.
Bleiben Rechnungen trotzdem unbezahlt, sollten sich Onlinehändler nicht scheuen, einen professionellen Inkasso-Anbieter einzuschalten. Hohe Prozesseffizienz, speziell auf den Onlinehändler zugeschnittene Lösungen, gepaart mit einer exzellenten Marktpositionierung des Inkasso-Unternehmens lassen hohe Erfolgsquoten erwarten.
Darüber hinaus ist es sinnvoll, auch Lieferanten in regelmäßigen Abständen einer Bonitätsüberprüfung zu unterziehen. Sollten wesentliche Kennzahlen auf einen massiven Bonitätsabfall bis hin zu einer drohenden Insolvenz des Lieferanten hinweisen, kann der Onlinehändler rechtzeitig auf Lieferengpässe und auf alternative Lieferanten umsteuern. Gerade im Online-Geschäft erwarten die Kunden eine rasche Lieferung der bestellten Ware.
Wie unterstützt Creditreform Unternehmen in der aktuellen Situation?
Das Leistungsangebot von Creditreform reicht von Bonitätsinformationen zu Unternehmen und Privatpersonen über einen Full-Service zur Realisierung offener Forderungen bis hin zu Marketing-Services, beispielsweise der bonitätsbasierten Auswahl und Ansprache von Neukunden. Kurz gesagt: Creditreform unterstützt Firmen generell in allen Phasen der Kundenbeziehung dabei, Geschäfte anzubahnen und sicher und professionell abzuwickeln.
Gerade Bonitätsauskünfte zu Privatpersonen wie auch zu Unternehmen sind dabei ein wichtiges Hilfsmittel. Über die Creditreform Tochter CEG Creditreform Consumer GmbH (CEG) können risikorelevante Verbraucherinformationen aus einem Datenbestand von rund 64 Millionen personenbezogenen Informationen zu circa 53 Millionen Privatpersonen abgerufen werden. Für die Prüfung von Risiken ist oft auch die Verbindung von Negativmerkmalen säumiger Zahler mit Firmenadressen wichtig. Jedem fünften Eintrag in den bundesweiten Schuldnerlisten können eine oder mehrere gewerbliche Adressen zugeordnet und der Schuldner auf diesem Weg identifiziert werden.
Zur Bonitätsbewertung von Unternehmen liefern Wirtschaftsauskünfte wichtige Anhaltspunkte: Sie ermöglichen die Beurteilung des potenziellen Geschäftspartners auf einen Blick und bieten dadurch Sicherheit - für Lieferanten wie auch für Abnehmer. Mit insgesamt 3,9 Millionen Datensätzen über Unternehmen, Gewerbetreibende und Freiberufler ist die Creditreform Firmendatenbank die weltweit umfangreichste Datenbank zu deutschen Unternehmen.
Um die Unterscheidung von bonitätsstarken Unternehmen einerseits und von Ausfallrisiken andererseits durch die Nutzung von Wirtschaftsinformationen noch bedarfsgerechter zu gestalten, wurde durch Creditreform eine neue Generation von Auskunftsprodukten entwickelt. Mit einer erheblich breiteren Datenbasis werden Produktlösungen für Kreditentscheidungen im mittleren und hohen Risikobereich wie auch Auskunftsformate für die schnelle Bonitätsprüfung bei geringen Risiken angeboten.
Seit April 2010 besteht eine Kooperation von Trusted Shops und Creditreform. Was beinhaltet diese?
Sowohl Creditreform als auch Trusted Shops stehen für Sicherheit und Vertrauen: Ab April 2010 wird daher die Mitgliedschaft bei Trusted Shops als Merkmal in der Creditreform Auskunft ausgewiesen. Damit ist bei Abruf einer Creditreform Auskunft sofort ersichtlich, ob ein Unternehmen ein Trusted Shops Mitglied ist oder nicht. Trusted Shops stellt Creditreform zeitnah Daten zu neuen, veränderten oder beendeten Mitgliedschaften zur Verfügung.
Woher stammen die Daten, die in der Creditreform Auskunft grundsätzlich abgebildet sind?
Bei Unternehmen ist die Kombination aus öffentlich verfügbaren Daten sowie exklusiv recherchierten und bewerteten Informationen zentrale Basis der Creditreform Wirtschaftsauskunft. Als Quellen werden beispielsweise öffentliche Register und Verzeichnisse, Bilanzen und Geschäftsberichte, Inkasso-Daten ebenso wie Tagespresse und Internet genutzt. Neu und von großer Bedeutung sind die monatlich knapp drei Millionen Zahlungserfahrungen zu 1,8 Millionen Unternehmen aus dem Debitorenregister Deutschland, dem Zahlungserfahrungspool von Creditreform.
Das Beispiel Trusted Shops zeigt zudem, dass wir unseren Datenkranz permanent prüfen und selektiv um bonitätsrelevante Informationen erweitern. Obwohl Registerdaten, Bilanzen und Zahlungserfahrungen usw. grundlegende Informationen für die Bonitätsbeurteilung eines Unternehmens sind, so ist der Kern der Creditreform Qualität die hohe Kompetenz unserer rund 1.000 Analysten in den 130 Creditreform Unternehmen vor Ort.
Die Informationen zu Privatpersonen im Datenbestand der CEG stammen aus Kreditabwicklungen und Lieferungen, aber auch aus Schuldnerlisten, Insolvenzregistern sowie aus exklusiven eigenen Mahn- und Inkasso-Verfahren von Creditreform. Mit diesen Daten wird die Geschäftsbeziehung mit Konsumenten sicher und verantwortungsvoll. Insbesondere durch den Verbund aus Firmendatenbank und Privatpersonendatenbank wird ein nachhaltiger Vorteil für unsere Kunden geschaffen. Firmen- und Privatpersonenauskünfte können zusammen und abgestimmt in den Kreditentscheidungsprozessen eingesetzt werden.
Dr. Carsten Uthoff ist Vorstandsvorsitzender der Creditreform AG und Geschäftsführer des Verbandes der Vereine Creditreform e.V. Die Unternehmensgruppe Creditreform stellt mittelständischen Unternehmen ein Instrumentarium ausgereifter Dienstleistungen zur Verfügung, die zur gezielten Risikoidentifikation und Risikosteuerung eingesetzt werden können. Das Spektrum reicht von der bonitätsbasierten Auswahl und Ansprache von Neukunden über Bonitätsinformationen zu Unternehmen und Privatpersonen bis hin zu kompletten Systemplattformen für das unternehmensinterne Risikomanagement und ausgefeilten Forderungsmanagement-Tools.