Seit einigen Monaten gibt es auch in Deutschland Online-Shops, die nur ein Produkt pro Tag anbieten. Ein Konzept, das sich am bekannten TV-Shopping orientiert und zuerst in den USA erfolgreich auf das Internet übertragen wurde. Der bekannteste Anbieter dort, Woot.com, vermeldete kürzlich mit diesem “Live-Shopping” genannten Ansatz einen Umsatz von 200.000 Dollar pro Tag.
Aber was macht den Reiz für die Käufer beim Live-Shopping aus?
Vor einiger Zeit haben wir über die verschiedenen deutschen Anbieter und deren erste Erfolge berichtet. Heute will ich versuchen, das Modell genauer zu erklären und die Erfolgsfaktoren herauszustellen. Schauen wir uns die wesentlichen Merkmale eines Live-Shops an:
- Begrenztes Angebot
Durch eine begrenzte Stückzahl wird ein Druck aufgebaut, sich schnell zu entscheiden. Immer wieder werden geschickt Produkte günstig angeboten, die schnell ausverkauft sind. Dieses Vorgehen steigert den Anteil an Impulskäufen, ohne dass der Käufer zu lange über den tatsächlichen Bedarf oder den echten Nutzen z.B. eines „Liventa Pizza Maker mit 1200 Watt” nachdenkt. - Transparenz
Bei Woot.com wird ständig angezeigt, wie viele Produkte wann verkauft werden. In einer Art „Fieberkurve” erkennt man, wie gut ein Produkt läuft. Der schnellste Käufer wird genannt. Hierum ist in den USA tatsächlich eine Art Wettrennen gestartet. Diese Statistiken unterstreichen den Aktionscharakter und erhöhen den Druck. - Günstige Preise
In der Tat sind die angebotenen Produkte oftmals sehr günstig. Daher wir in den meisten Live-Shops schon direkt neben dem Angebot die Ersparnis zum Marktpreis angezeigt. Für den zukünftigen Erfolg wird aber wichtig sein, dass es sich nicht um Produkte der „Resterampe” handelt. - Attraktive Produktdarstellung
Durch die Fokussierung auf nur ein Produkt pro Tag fällt es den Anbietern leicht, das Tagesprodukt mit einer guten Beschreibung und modernen, großen Fotos zu versehen. - Kommentare und Diskussionen
Besuchern wird es leicht gemacht, ihre Meinung – sei sie auch manchmal deftig oder euphorisch – direkt beim Produkt kundzutun. So wird dem Kaufrausch Vorschub geleistet, oft finden sich beispielsweise Kundenprognosen in den Kommentaren, zu welcher Uhrzeit das Produkt ausverkauft sein wird.
Live-Shopping ist für viele Besucher scheinbar so reizvoll, dass sie leichter zugreifen, als in einem herkömmlichen Online-Shop. Die Konversionsrate kann dabei schon mal auf bis zu 10 Prozent ansteigen, berichtet einer der mittlerweile zahlreichen deutschen Live-Shops „Guut.de”. Die Besucher steigern sich selbst in einen Kaufrausch hinein.
So reizvoll das woot-Konzept auch für Shopbetreiber als Ergänzung zum “traditionellen” Shop erscheinen mag – der Aufwand, der sich hinter dem Ansatz versteckt, ist nicht zu unterschätzen. Der große Online-Shop cyberport.de hat seinen Live-Shopping-Ableger cyberport24.de vor einiger Zeit wegen des unrentablen Aufwandes schließen müssen.
Gehen Sie also am besten die fünf Punkten oben einmal durch und überlegen Sie, was Sie davon in Ihrem Shop mit vertretbarem Aufwand umsetzen können. Oder sprechen Sie einmal einen hiesigen Anbieter eines Live-Shops darauf an, ob Sie über seinen Shop ein Produkt verkaufen können.
Übrigens: Die Reihe “Shop-Tipp” schreibe ich zweiwöchentlich für die Internet World Business als Gast-Autor. Diesen Beitrag finden Sie also auch dort.
Was ist Ihre Meinung zum Thema?
Fallen Ihnen weitere Aspekte ein, die die Live-Shops so attraktiv machen? Sehen Sie konkrete Möglichkeiten, wie traditionelle Shops die Ideen aufgreifen können? Oder ist das Miteinander der zwei Modelle zum Scheitern verurteilt? Schreiben Sie doch weiter unten einen Kommentar!
Das ist auf dem Blatt Papier ja eine ganz nette Idee. Aber wieviele tägliche Besucher sollte ein Shop denn mindestens haben, damit sich so etwas rechnet?
Wenn es schon bei cyberport.de (großer Onlineshop, geeignete Produkte) nicht klappt, bei welchem Onlinehändler kann Ihr Tipp denn realisctisch umgesetzt werden. Da bleiben in D doch nur eine Handvoll Onlineshops übrig, oder?
Viele Grüsse, Martin
Da ist etwas Wahres dran, wenn Sie die verschiedenen oben genannten Aspekte aber einzeln betrachten, dann gibt es bereits Faktoren, die Online-Shops schon heute berücksichtigen (Produktdarstellung, teilweise Kommentarfunktionen). Richtig ist allerdings, dass das “Kaufrausch-Erlebnis” bei Live-Shops erst durch die geschickte Verknüpfung aller Aspekte erreicht wird – und auch dann ist es nicht garantiert…
Unter dem Strich denke ich, dass es sich für tradionelle Shopbetreiber in jedem Falle lohnt, die Entwicklungen zu verfolgen und geeignete neue Ideen auf den eigenen Shop zu übertragen.
P.S.: Ähnliche Erfolgsfaktoren gelten übrigens auch bei den sogenannten Private-Shopping-Clubs wie vente-privee.com oder buyvip.de.
Punkt 2 ist doch bei den deutschen Liveshopping Anbietern gar nicht umgesetzt.
Besonders interessant finde ich das Liveshopping Konzept übrigens nicht. Zu einem “Erlebnis” wird der Einkauf dadurch immer noch nicht und gehetzt werden möchte ich auch nicht bei der Entscheidung.
Besonders viel sparen kann man auch eigentlich nie, vielleicht 5-10 Euro, aber keine außergewöhnlichen Summen.
Da sind die Amerikaner wie so oft einen weiten Schritt voraus. Woot fragt seine Nutzer sogar ganz direkt nach weiteren Statistiken, die sie interessieren könnten.
Ich persönlich mag das Einkaufen unter “Zugzwang” auch nicht wirklich, viele Menschen spricht es aber wohl an und bereitet spielerischen Spass.
Dieser Effekt ist ja auch seit langen Jahren bei eBay zu beobachten: Bei Zeitdruck werden oftmals impulsivere und wohl auch irrationale Kauf-Entscheidungen getroffen.
Irrationale Kauf-Entscheidungen werden nicht nur unter Zeitdruck getroffen, sondern auch bei den angesprochenen Private-Shopping-Clubs. Mich wundert es wirklich, dass solche Konzepte funktionieren!
Ich bin sowohl bei buyvip als auch bei vente-privee seit jeweiligem Launch zu Beobachtungszwecken angemeldet und teilweise sind die Aktionen schon fast lächerlich. Da wird eine Casio Digitalkamera angepriesen, exklusiv, in begrenzter Stückzahl und was weiß ich alles, aber nach einem schnellen Check lässt sich ganz einfach feststellen, dass die gleiche Kamera bei Amazon 20 Euro günstiger ist, in mehreren Farben verfügbar und kostenlos geliefert wird…
Anscheinend muss man die Leute wirklich nur einmal an sich binden und die Zustimmung für den Newsletter bekommen und dann lässt sich unter dem Banner der “Exklusivität” fast alles verkaufen!?
Na ja, ich selbst teste die genannten Plattformen auch regelmäßig. Zumindest Kleidung wird oftmals zu attraktiven Preisen angeboten. Ein Haken war bei meinen bisherigen Bestellungen eher die teils sehr lange Lieferzeit (in einem Fall bei vente-privee 6 Wochen) und die fehlende Umtauschmöglichkeiten aufgrund des Aktionsverkaufs. Das trübt das ansonsten sehr ansprechende Shopping-Vergnügen ein wenig…
Nicht alle Liveshopping-Portale zwingen den Kunden zu unüberlegten Spontankäufen. Bei Preisbock sind alle Produkte eine Woche lang verfügbar, sofern sie nicht vorher ausverkauft sind. Damit macht der Kunde ein Schnäppchen ohne sich unter Druck setzen lassen zu müssen. Und Rückgaberechte werden hier auch gewährt, trotz Aktionsverkauf, siehe Trusted Shops Siegel!
Hallo Herr Hafenbradl,
wir haben eine Live Shopping Ecke auf unserer Internetseite eingerichtet. Das Projekt ist in der Beta-Phase.
In der Live Shopping Ecke möchten wir jeden Tag Produkte zu einem möglichst niedrigen Preis vorstellen.
Wir bieten Händlern, Herstellern und Kunden die Möglichkeit Produkte vorzuschlagen.
Live Shopping Ecke
http://www.it-bo.com/live-shopping-ecke/
Zudem haben wir eine Dokumentation zum Thema Live Shopping erstellt.
Live Shopping Dokumentation:
http://www.it-bo.com/online-shop/live-shopping/live-shopping-dokumentation/
Freundliche Grüße
Daniel Stateczny