Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erreichten die Handelsumsätze zwischen Deutschland und Polen im Jahre 2015 ein neues Rekordergebnis – 96,6 Milliarden Euro wurden über Oder und Neiße ausgetauscht. Welche Trends sind zu beobachten und welche Perspektiven hat die polnische Wirtschaft insbesondere im E-Commerce? Wir haben alle Infos für Sie.
Die ersten Handlungen und Entscheidungen der neuen polnischen Regierung (z.B. Streit um Verfassungsgericht oder neues Kindergeldprogramm und Sozialpolitik) sorgten sowohl im Inland wie auch international für einige Diskussionen.
Die bereits realisierten (Kindergeldprogramm 500+) und die angekündigten weiteren Maßnahmen im Bereich der Wirtschafts- und Sozialpolitik werden laut vielen Experten für kurz- und mittelfristige Nachfragesprünge im Verbraucher- und Unternehmenssegment sorgen. Langfristig besteht jedoch das Risiko, dass die neuen sozialen Maßnahmen und Ausgaben die Staatsfinanzen zu stark belasten werden.
Die Wirtschaft in Polen entwickelt sich derzeit nicht dank, sondern eher trotzt der Politik und innenpolitischen Konflikte in gutem Tempo und die Perspektiven sind nach wie vor gut. Im vergangenen Jahr ist das Bruttoinlandsprodukt um 3,6% gewachsen – nahezu doppelt so stark, wie das aller 28 EU-Mitgliedstaaten insgesamt. Die EU Kommission hat im Mai 2016 in ihrer Frühjahrsprognose das Wirtschaftswachstum in Polen für das laufende Jahr auf 3,7% geschätzt, was wieder deutlich höher ist als die voraussichtliche gesamte Prognose für die ganze EU mit 1,8%.
Das Wirtschaftswachstum soll bis 2018 nach Schätzungen der Europäischen Kommission, der Weltbank sowie der Polnischen Nationalbank stabil im Bereich von 3,5% bis 4% liegen.
Auch der polnische E-Commerce weist hohe Wachstumsraten auf. Laut Prognosen der Firma Boston Consulting Group (BCG) werden die Umsätze im Online-Handel im Jahr 2016 etwa 45 Milliarden Zloty (rund 11 Milliarden Euro) betragen. Dies würde einen Anstieg von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeuten.
Drei Faktoren werden in kommenden Jahren für weiteres Umsatzwachstum des polnischen E-Commerce sorgen.
Seit April 2016 haben Eltern in Polen Anspruch auf ein neues Kindergeldprogramm. Es war das wichtigste soziale Vorhaben der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Das Programm wird in diesem Jahr 17 und in den Folgejahren jeweils etwa 23 Milliarden Zlotys kosten.
Die ersten Analysen zeigen, dass die neue soziale Maßnahme den Einzelhandel stark ankurbelt. Ein großes Teil des Geldes landet in Ladenkassen. Die Unternehmer – darin auch Online-Verkäufer aus der Spielwarenindustrie aber auch aus Lebensmittel-, Möbel-, Elektro- und Textilhandel-Branchen notieren seit Einführung des neuen Kindergeldprogramms deutlich höhere Umsatze und Gewinne.
Die meisten Ökonomen prognostizieren, dass das neue Kindergeld in den kommenden Jahren weiter eher im Laden ausgegeben und kaum auf den Sparkonten landen wird. Es kann also kurz- und mittelfristig Konsum und Konjunktur - auch im E-Commerce - antreiben.
Um das Kindergeld zu finanzieren wurde unter anderem eine neue Einzelhandelssteuer (sog. Supermarktsteuer für Handelskonzerne) eingeführt. Diese Einzelhandelssteuer soll dem polnischen E-Commerce einen weiteren Impuls geben.
Verkäufer werden je nach Umsatz von 0,8% bis zu 1,4% der Einnahmen abführen müssen. Es betrifft jedoch nur stationären Handel.
Online-Händler sind davon befreit und können somit ihren Kostenvorteil weiter ausbauen. Die neue Einzelhandelssteuer gilt in Polen ab dem 1. September 2016.
Die rasante Entwicklung der neuen Technologie begünstigt den E-Commerce. Es ist ein globaler Trend. Laut der Untersuchung „Finanzporträt der Polen 2015. Pläne für 2016" der Deutschen Bank Polska haben etwa 60% der Polen ein Smartphone und 30% ein Tablet.
Die Online-Einkäufe können heutzutage dank der Entwicklung der Technologie unterwegs im Bus oder Zug gemacht werden und die Forschungsergebnisse zeigen, dass dies insbesondere bei den jungen Leuten in Polen eine immer häufiger verwendete Einkaufsmethode ist.
Etwa 35% aller Smartphone- oder Tablet-Nutzer haben 2015 vom ihren elektronischen Gerät im Internet mindestens ein Produkt oder eine Dienstleistung erworben. Die Tendenz ist jedes Jahr steigend – leichter Zugang zu neuen Technologien, Komfort, Zeitersparnis und oftmals niedrigere Kosten veranlassen immer mehr Polen im Internet einzukaufen – auch vom Smartphone- oder Tablet.
Zu den beliebtesten Produktgruppen im polnischen Onlinehandel gehören: Kleidung, Schuhe sowie Spielzeug und Kinderartikel. Die detaillierten Ergebnisse (Angaben in %) der Untersuchung des Forschungsinstituts CBOS aus dem Jahr 2016 zeigt die Grafik unten.
Der polnische E-Commerce Markt gehört zu den am schnellsten wachsenden Märkten in der EU. Als Mitglied der EU gelten in Polen mit einigen Ausnahmen grundsätzlich dieselben Regeln im E-Commerce wie in Deutschland, da diese meist auf EU-Richtlinien beruhen.
Zudem schätzen die polnischen Verbraucher die Qualität deutscher Produkte und die Zuverlässigkeit der deutschen Händler. Deutsche Online-Händler haben also einen Vertrauensvorschuss, auf den sie bauen können, wenn sie ihre Produkte auch nach Polen verkaufen.
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