Alexander Ringsdorff von visionsVor kurzen haben wir eine Fallstudie zum britischen Portal mydeco veröffentlicht, die die flexiblen Einsatzmöglichkeiten der Open-Source Shopsoftware Magento zeigte. Heute haben wir einen Nachschlag in Form eines Interviews mit dem Projektmanager.

Erfahren Sie mehr über die Hintergründe des Projektes im Interview.

mydeco.com, Großbritanniens führende Design- und Innenarchitektur-Plattform, integriert nun auch einen Online-Shop in seine Design Boutique. Als Shopsoftware entschied man sich für die Open-Source Lösung Magento, mit deren Hilfe Besucher Produkte direkt bei den verschiedenen Designern bestellen können. Insgesamt sind über 1.5 Millionen Produkte auf mydeco.com zu finden, davon ein wachsender Anteil in der Design-Boutique, die auf der neuen Magento-Lösung basiert.

Alexander Ringsdorff betreut als geschäftsführender Gesellschafter der Visions new media GmbH die Entwicklung der mydeco Design Boutique. Wir haben in einer Fallstudie über mydeco.com und das Projekt hier im Blog berichtet. Er stand uns Rede und Antwort zum Projekt:

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit mydeco?
mydeco hatte eine Reihe von e-Commerce Lösungen evaluiert, darunter auch Systeme von kommerziellen Anbietern wie zum Beispiel Venda in England. Da jedoch keines der betrachteten Systeme innerhalb des geplanten Realisierungszeitraums angepasst hätte werden können und der Umfang der Anpassungen bei allen Lösungen die spätere Updatefähigkeit eingeschränkt hätte, ist mydeco auf Magento aufmerksam geworden. Wir konnten mydeco bestätigen, dass die gewünschten Anforderungen in Magento umsetzbar sind, ohne den Kern zu verändern und somit die Updatefähigkeit einzuschränken. Außerdem war natürlich die Tatsache, dass Magento Open Source ist und keine Lizenzgebühren anfallen, ein ausschlaggebendes Kriterium.

Welchen Umfang hatte das Projekt Design Boutique?
Wir haben ca. drei Monate mit einem Team von drei Entwicklern an der mydeco Magento Lösung gearbeitet, bevor die geschlossene Beta-Phase im Oktober begann. Nach einem Monat Tests und Schulungen ist die neue Design Boutique dann im November in das Produktionssystem von mydeco.com integriert worden.

Konnte das Projekt komplett von Deutschland aus realisiert werden?
Ja, wir waren natürlich aus Deutschland im ständigen Kontakt mit dem mydeco Team in London. Da jedoch sogar mydeco selber viele der Mitarbeiter über die Welt an Standorten verteilt hat, war es kein Problem für uns die gleichen Kommunikationswege zu nutzen und uns mit dem Magento Projekt zu integrieren. Auch von vorherigen Projekten sind wir es gewohnt, weit entfernt vom Standort des Kunden zu sein, daher war die Umsetzung von Hannover aus keine große Herausforderung.

Welche Schwierigkeiten gab es bei der Implementierung?
Die größte Herausforderung war das Order-Splitting, um Bestellungen mit Produkten verschiedener Händler und Designer im Backend von Magento aufzuteilen. Dabei werden aus einem Warenkorb des Kunden im Backend mehrere Sub-Bestellungen, die dann jeweils von dem zuständigen Händler oder Designer über den eigenen Magento Administrationsaccount verwaltet werden können. Dafür mussten alle Prozesse im Zusammenhang mit Zahlungen, Rechnungen und Gutschriften mandantenfähig gemacht werden und dem Kunden der Einkauf trotzdem als eine Bestellung angezeigt werden. Bei Meet Magento am 5 Februar werde ich diese Erweiterungen im Rahmen eines Use Case detaillierter vorstellen.

Konnte das Einpflegen der Produkte durch die einzelnen Anbieter so automatisiert werden, dass bei mydeco keine Nachbearbeitung mehr nötig ist?
Der Großteil der Anbieter (Händler und Designer) nutzt die mydeco Administration von Magento, um den eigenen Produktbestand zu pflegen. Dabei wurde der Funktionsumfang angepasst, um das Einstellen und Bearbeiten von Produkten möglichst leicht zu gestalten. Eine Erweiterung von Magento ermöglichte dabei gewisse Kriterien als Pflichtinformation zu deklarieren und erst dann eine Veröffentlichung auf mydeco zu erlauben.

Wie funktioniert die Anbindung der externen Systeme der einzelnen Anbieter an Magento?
Die Anbindung erfolgt über die Magento Core API. Diese kann dank der Verwendung von Standards wie z.B. SOAP und XML-RPC gut von externen Systemen bedient werden.

Stammt die Schnittstelle, die die Kommunikation mit den Systemen der einzelnen Anbietern ermöglicht, von Magento?
Ja, wir haben diese lediglich um einige Funktionen und die Mandantenfähigkeit erweitert.

Welche Technik steht hinter der Design Boutique von mydeco?
Die Magento Elemente der Design Boutique laufen auf unserem für Magento optimierten Hochverfügbarkeits-Cluster System bei COLT Telecom in Hamburg. Dieses ist durch zwei vollredundante Gigabit-Uplinks an alle europäischen Kernmärkte angebunden; da Colt europaweit über ein eigenes Glasfasernetzwerk verfügt, können internationale Projekte problemlos über die Infrastruktur bedient werden. Zur Maximierung der Verfügbarkeit sind sämtliche Komponenten des Clusters redundant ausgelegt. Das Clustersystem wird professionell gewartet und regelmäßig von externen Firmen auf Sicherheit auditiert.

magento-shopsoftwareWie soll es mit mydeco und der Design Boutique weitergehen?
Wir haben sehr gutes Feedback von dem Team hinter mydeco betreffend der Magento Lösung bekommen und sind bereits dabei eine Road Map für die weiteren geplanten Funktionen und Module auszuarbeiten. Besonders positiv ist dabei anzumerken, dass mydeco auch den Open Source Gedanken von Magento aufgegriffen hat und es zu erwarten ist, dass einige der zukünftig durch uns umgesetzten Erweiterungen auch der Community zur Verfügung gestellt werden.

Wird es auch eine deutsche Version von mydeco geben?
Ich gehe in Bezug auf die Beteiligung von Burda im September 2008 und einen Artikel des Sunday Telegraph davon aus, dass mydeco mittelfristig auch in Deutschland starten wird.

Vielen Dank für das Interview!

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