Magento, die aufstrebende Open-Source Shoplösung, ist seit einiger Zeit Gegenstand vieler Lobeshymnen aber auch durchaus kritischer Berichterstattung. In einem Gastbeitrag berichtet Alexander Ringsdorff von der Visions new media GmbH über seine Erfahrungen bei den ersten Magento-Projekten hierzulande.
Wo sind die Herausforderungen bei der Implementierung?
Ist Magento mein nächstes Shopsystem? Momentan stellen sich Shopbetreiber aller Größen diese Frage. Schon auf den ersten Blick beeindruckt Magento mit einer Funktionsvielfalt, die seinesgleichen sucht. „Out of the box” wird ein sehr kundenfreundliches und schönes Userinterface geboten, Navigation nach Produktattributen, konfigurierbare Produkte, eine für Suchmaschinen optimierte URL-Struktur, mehrere Versandadressen in einer Transaktion, Preis- und Gutscheinregeln nach Warenkorb oder Kundengruppen und vieles mehr.
Vorteile und neue Möglichkeiten
Einige Ideen sind gänzlich neu, wie zum Beispiel der One Page Checkout. Zusätzlich steht eine mächtige Administrationsoberfläche zur Verfügung, die auch im Callcenter eingesetzt werden kann. Kurzum, Varien bietet mit Magento nicht nur die Funktionen die kommerzielle Anbieter im Augenblick für ihre „Enterprise”-Versionen vorhalten, sondern auch vieles darüber hinaus – ohne Lizenzkosten.
Kehrseite der Medaille: Komplexität und Leistungshunger
Jedoch haben alle diese Funktionen und die hohe Flexibilität von Magento auch ihren Preis: Einen großen Bedarf an Serverleistung, so dass unter einem dedizierten Server aktuell keine Hostinglösung in Frage kommt. In diesem Zusammenhang steht auch ein nicht zu unterschätzender Aufwand, das e-Commerce System für den individuellen Einsatz anzupassen und zu optimieren. Als Konsequenz ist das Verwenden von Magneto mit mehr Aufwand verbunden als bei den Open-Source-Konkurrenzsystemen wie OS- oder xt:Commerce.
ZEND als saubere Basis
Erst auf den zweiten Blick erkennt man bei Magento, dass hinter dieser Lösung Software Engineering auf Basis des ZEND-Frameworks steht. Mir ist keine andere e-Commerce Lösung bekannt, die so konsequent nach “best practices” entwickelt wurde. So ist es möglich, quasi jedes denkbare Alleinstellungsmerkmal für Shops als Modul zu entwickeln; wenn diese professionell umgesetzt werden, sind auch keine Probleme bei Updates zu neuen Magentoversionen zu erwarten.
Magento als Buchungssystem
Magento ist deswegen auch eine hervorragende Lösung für e-Commerce Segmente, in denen bislang häufig Eigenlösungen eingesetzt wurden. So realisiert Visions zum Beispiel gerade ein Hotelbuchungsprojekt auf Magento und hat andererseits bereits ein Projekt mit mehr als 18.000 Produkten aus dem Bürobereich mit voller ERP und Zahlungsintegration unter Alpedia.de für einen Kunden veröffentlicht.
Fallstudie: Einsatz von Magento bei Alpedia.de
Bei Alpedia.de zeigte sich, dass beim Umsetzen von Shops mit einer großen Anzahl von Produkten und Attributen auch Anpassungen am Kern von Magento nötig waren. Außerdem wurden zum Importieren und Synchronisieren der Produkte mit externen Anbietern eigene Web Services geschrieben. Zum Teil wurde dies notwendig, weil die Standardkomponenten nicht zu unseren Anforderungen skalieren konnten. Teils auch, weil die Beta-Versionen mit denen wir anfingen zu entwickeln, zu fehlerbehaftet waren in den relevanten Modulen.
Beim Thema Zahlungssysteme arbeiteten wir bereits bei individuellen e-Commerce Lösungen für Kunden mit GlobalCollect zusammen, die mehr als 200 Länder mit lokalen Zahlungssystemen bedienen können, und haben uns daher auch bei Magento entschlossen die deutschen Zahlungssysteme über diese Schnittstelle anzubinden. Anders als bei den kürzlich über MagentoConnect erschienen Zahlungsmodulen, waren wir jedoch dank enger Integration und PCI-DSS Compliance in der Lage die Zahlungsabwicklung komplett in den One-Page-Checkout zu integrieren und den Besucher nicht nach dem Abschicken der Bestellung auf einer externen Seite nach den Zahlungsdaten fragen zu müssen.
Zusammen mit der Integration von Bonitätsschnittstellen und einem eigenen Risk Management können wir individuell nach Kunde und Bestellung steuern, welche Zahlungsmittel angeboten werden. Diese Anpassungen waren natürlich mit einem erheblichen Programmierungsaufwand verbunden, jedoch dank des modularen Aufbaus von Magento möglich; es war auch nicht notwendig, die Schnittstellen von Magento zu brechen und so die Updatesicherheit der eigenen Erweiterungen zu gefährden.
Der modulare Aufbau von Magento ermöglichte unter anderem auch die Integration eines komplett neuen Suchmoduls, welches Ergebnisse mit extrem hoher Relevanz in kürzester Ladezeit findet. Dieses wurde vor wenigen Tagen dem bestehenden System hinzugefügt.
Übrigens war auch die Zertifizierung durch Trusted Shops problemlos. Der Shop ist der erste Magento-Shop in Deutschland, der das Trusted Shops Gütesiegel tragen darf.
Bevor Sie mit Magento loslegen…
Programmierern, die neu in Magento einsteigen, sei an dieser Stelle empfohlen, sich zunächst sehr ernsthaft mit der Architektur des Systems zu beschäftigen und dafür die notwendige Zeit einzuplanen – „losprogrammieren” wie in anderen Systemen die Norm ist bei Magento kein guter Ansatz…
Jedem Shopbetreiber, der über den Einsatz von Magento nachdenkt, sollte klar sein, dass die Ähnlichkeiten zwischen Magento und bestehenden Open Source Produkten beim Lizenzmodell aufhören. Neben der komplexeren Architektur sind auch die Infrastrukturanforderungen höher. Wie auch Varien betont, ist eine auf Magento optimierte Infrastruktur notwendig um wirklich hervorragende Performance zu erreichen. Bezüglich Kosten: Magento ist sicherlich günstiger zu implementieren als klassische Enterprise und Midrange Shopsystem – die Kosten liegen aber über denen anderer Open Source Projekte.
Einschätzung zur Magento Marktposition
Schon jetzt hat sich Magento im Markt etabliert und wird diese Position mittelfristig weiter ausbauen. Die Community wird kreative Module entwickeln, die den Abstand zu Konkurrenzprodukten vergrößern können, und auch Bugfixes beisteuern, um die Kinderkrankheiten von Magento auszumerzen. Wir selbst haben schon mehrere Patches beigetragen, die in dem kommenden Release enthalten sein werden.
Magento wird sich vor allem im Midrange-Segment und höher schnell durchsetzen können. Für kleine Shops wird die Lösung erst dann wirklich interessant, wenn auch deutsche Hoster „One-Click”-Installationen einer vereinfachten Version auf optimierter Serverumgebung anbieten; so sind die Startkosten niedrig, aber der Shop kann trotzdem mit dem Geschäft wachsen.
Magento wird auch das Agenturgeschäft verändern. Noch versuchen viele Agenturen, bei jedem e-Commerce Projekt alle Aspekte selbst abzudecken – von Design und E-Marketing Betreuung bis hin zu Entwicklung, Backoffice-Integration, Zahlungssysteme und Infrastruktur. Magento stellt hier höhere Anforderungen, denen nur durch größere Spezialisierung begegnet werden kann – wie sie sonst auch in der professionellen IT üblich ist. Visions setzt schon jetzt einen Schwerpunkt darauf, hochverfügbare Infrastruktur, Backendintegration und Module exklusiv für unsere Partneragenturen anzubieten.
Über den Autor dieses Gastbeitrags
Alexander Ringsdorff ist geschäftsführender Gesellschafter der Visions new media GmbH. Visions ist eine seit 2004 auf individuelle e-Commerce Lösungen ausgerichtete Internetagentur aus Hannover mit dem aktuellen Schwerpunkt auf Magento. Für Magento Shopbetreiber und Partneragenturen bietet Visions Fully Managed Hosting inklusive PCI-DSS Compliance, Wartung, Sicherheits- und Magentoupdates auf einer hochverfügbaren Clusterinfrastruktur mit verfügbaren Zahlungssystemen für mehr als 200 Länder an.
Sehr interessanter Beitrag zum Thema Magento. Auch wir setzen verstärkt auf Magento als zukunftssichere Open Source Shoplösung. Die im Artikel angesprochenen Vor- und Nachteile decken sich daher vollständig mit unseren Erfahrungen. Magento verfügt – durch den Einsatz des ZEND-Frameworks – über eine sehr saubere Architektur. Dies verlangt jedoch nach mehr Hardware-Resourcen und einer entsprechenden Server-Optimierung. Sofern man dies berücksichtigt, sind aber absolut konkurrenzfähige Performancewerte zu erzielen. Auch mit dem erhöhten Aufwand bei der Implementierung stimmen wir vollkommen überein. Insofern wird sich Magento eher für mittlere- bis größere Shop-Projekte anbieten. Dann trifft man mit Magento in unseren Augen aber auch die richtige Entscheidung, zumal Varien hier sehr eifrig weiterentwickelt und das Feedback der mittlerweile recht umfangreichen Community ernst nimmt.
Unser Fazit: Magento wird mittelfristig die Benchmark mit Open Source Shopbereich vorgegeben. Aufgrund des Programmumfangs und des erhöhten Implementierungsaufwandes eignet sich Magento für kleinere Test-Shops allerdings nur bedingt.
Wirklich interessanter Artikel! Unsere Erfahrungen mit Magento sind ernüchternd. Wir haben die Software auf einem relativ leistungsstarken Server einmal installiert und konnten über die dermaßen schlechte Performance nur staunen. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass der Server vielleicht nicht 100% für Magento optimiert war. Aber wenn ich mir die Performance des Demoshops auf der Varien-Seite anschaue, bestätigen sich unsere Erfahrungen. Was nutzt mir die am “saubersten” programmierte Software wenn sie nicht rund läuft? Wie soll ich das meinem Kunden erklären?
… dann bleibe ich doch (leider) bei dem zugegener maßen gefrickelten aber sehr performanten XT:Commerce Shop.
Der Leistungshunger von Magento setzt tatsächlich völlig neue Anforderungen an die Webserver. Um Magento performant einsetzen zu können, kommt man um ein modernes Mehrprozessor-System nicht herum, was die laufenden Kosten natürlich erhöht und den Einsatz von Magento für kleinere Shop-Betreiber oftmals unattraktiv macht.
@TYPO3 XT:Commerce Agentur: Wenn man allerdings Wert auf Ausstattung, Usability und sauberen Quellcode legt geht kein Weg an Magento vorbei. Sobald die Einarbeitungsphase durchgestanden ist stehen einem Entwickler alle Möglichkeiten offen…
Was die Performance betrifft muss ich widersprechen. Wir hosten derzeit zahlreiche Magento-Shops auf unseren Servern und die Kunden sind nach wie vor von der Geschwindigkeit begeistert.
Hier noch zwei Portionen mehr Infos zur Magento und den Funktionen der neuen Version:
http://t3n.yeebase.com/aktuell/news/newspost/erfolgreiche-weiterentwicklung-magento-112-im-detail/1818/
http://t3n.yeebase.com/aktuell/news/newspost/magento-11-ist-da/1789/
Finde vor allem der Admin-Bereich ist toll.
Aber ansonsten mein xtcommerce funtzt einwandfrei.
@Dorma: xtc funktioniert so lange einfwandrei, so lange man nicht updaten muss. Andernfalls kann´s ungemütlich werden. Insofern kann ich den Modulansatz bzw. die Kappselung des Programmkerns bei Magento nur begrüßen. Und die Updates funktionieren hier – mit wenigen, kleinen Anpassungen – auch wirklich problemlos….
Ich halte es für angezeigt die neusten Entwicklungen im Magento Bereich in diese Diskussion einzubringen, immerhin musste die Magento Marktposition ja vor kurzem erst relativiert werden. Magento wird sich als Enterprise Grade Shopsystem sicherlich positionieren können, hat aber mit Veyton und Oxid eSales CE sicherlich auch starke Gegenspieler bekommen. Den Markt der xtCommerce Shops wird es wohl kaum aufmischen können, die (Folge) Kosten sind zu hoch, die Performanceanforderungen ebenfalls und mit den Features wird man weniger anfangen können.
@H.P.
Ich sehe Oxid als scharfen Konkurrrenten, Veyton leider gar nicht. Das ist nicht meine persönliche Meinung, sondern eine Beobachtung der Reaktion und vor allem der gefundenen Installationen.
Ich glaube Veyton ist von den drei Systemen das mit dem geringsten Potential. Hierbei sind nichtmal der Preis oder Features ausschlaggebend, sondern die Tatsache, dass die anderen beiden viel mehr Investitionssicherheit durch offenen Quellcode bieten.
Da der Diskussions- und Informationsbedarf zum Thema Magento offensichtlich noch hoch ist, wird es Zeit, dass sich die Magento Community auch in Deutschland trifft.
Am 5. Februar 2009 findet der Event “Meet Magento” in Leipzig statt.
Das Treffen wird von Rico Neitzel und Thomas Fleck von Netresearch organisiert. Roy Rubin, CEO von Varien, hält die Keynote.
Näheres unter http://www.meet-magento.de
Der Magento Shop ist wahrscheinlich der am professionellsten programmierte Shop im Open Source Bereich. Bei TYPO3 ist die Serverlast bzw. die Anforderungen an den Server auch etwas höher als bei vergleichbaren Systemen. Ein weiterer Vorteil ist natürlich auch die Updatefähigkeit von Magento (gegenüber XT:commerce und Co) Wir denken es ist eine ernst zu nehmende Alternative zu lizenzpflichtigen Shop-Lösungen.
Mal eine Frage: Kann man mit Magento auch einen Marktplatz aufbauen, bei dem die registrierten Nutzer Produkte sowohl kaufen als auch eigene Produkte verkaufen können. Dabei sollen die Produkte zum Download angeboten werden und bei einem Kauf nicht aus dem Inventar verschwinden.
@ Michael
Ja. Man kann mit entsprechend Aufwand einen Marktplatz in der beschriebenen Art mit Magento realisieren. Erfahrungen im Bereich Mehr-Shop-Lösungen haben wir z.B. mit der Magento on Demand Lösung http://www.orgonix.com gesammelt (noch Beta)
@ Netresearch
Danke. Vielleicht ist es simpler nur einen Shop zu machen und statt dessen allen Nutzern das einstellen von Produkten ermöglichen. Das wäre ja sinnvoll, wenn man dann jedem Nutzer aufgrund der Kauf- und Verkaufvorgänge eine entsprechende Rechnung stellen könnte. Da es zu jedem Produkt eine ID gibt, sollte das doch funktionieren, oder? Und mit Hilfe der diversen Paymentdienstleister könnte das ja auch automatisierbar sein.
Orgonix probiere ich mal aus.
Grüße
Michael
@ Michael
Unabhängig von der technischen Umsetzbarkeit, wäre in diesem Fall aber zu klären, wer Vertragspartner des Käufers wird. Grundlegend ist der “Shopbetreiber” der Verkäufer und somit Vertragspartner.
Wir bringen gerade unseren ersten Magento Shop zu Ende und ich kann nach diesen langen Weg sagen – es lohnt sich. Alles was Magento bietet ist einfach nur wunderschön, sowohl für User als auch für Entwickler. Wenn man einmal drin ist, ist alles möglich. Alle anderen Shop Systeme sind in keinem Segment mit Magento vergleichbar, besonders nicht im Sicherheitsbereich – den man oft bei der Diskussion um Usability aus dem Blickfeld verliert.
Es gibt ein neues, kostenloses Plugin für Magento-Shops, für professionelle E-Mail-Kampagnen.
Mehr Infos unter: https://www.copernica.com/de/magento
Das Plugin schafft eine dauerhafte Verbindung zwischen der Copernica Marketing Software und Online Shops auf Magento-Basis. Alle relevanten Daten, wie beispielsweise Kundeninformationen und Bestellungen, werden regelmäßig synchronisiert. Dadurch sind Shopbetreiber in der Lage professionelle, großangelegte E-Mail-Kampagnen problemlos durchzuführen.
Immer wieder interessant sind die Statistiken von Google:
http://www.google.com/insights/search/#q=magento%2Coxid%20shop%2Coscommerce%2Cxtcommerce%2Cintershop&geo=DE&cmpt=q
Alles richtig gemacht, Magento
Magento ist wirklich die beste Lösung und mit etwas Mühe und Einsatz ist auch die Anpassung durch den Betreiber selber möglich, wir haben gerade http://www.tischlerwerk.de fertiggestellt und es ganz ohne Agentur realisiert einen Shop zu bauen in dem man Massivholzmöbel online kaufen kann. Viel Mühe und Arbeit aber durchaus möglich, ich bin von Magento absolut begeistert
alpedia.de ist nicht mehr online?
Unsere Erfahrungen mit Magento sind ausnahmslos positiv. Wir haben einen mehrsprachigen Shop mit russischer und englischer Übersetzung gebaut und viele tolle Elemente wie animierte Banner eingebunden. Das alles hat auf http://www.commando-industries.ru auch ohne Agentur problemlos funktioniert. Auch unsere Markenkategorien und konfigurierbare Artikel von Commando Industries werden perfekt dargestellt. Magento ist absolut perfekt!
Guter Kommentar,
Ich bin mal gespannt, wir stellen nächste Woche auf die Enterprise Version um!
Also ich kann Magento auch nur weiterempfehlen. Es gibt regelmäßig immer wieder Updates und die Shopeinrichtung ist wirklich einfach. Zudem bringt das System von Haus sehr gute SEO mit