Seit Monaten wird spekuliert, ob das neue Projekt von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales eher eine Revolution oder ein Rohrkrepierer ist. Seit heute kann man sich nun selbst ein Bild von der Suchmaschine machen. Wir haben uns für Sie die Suchfunktionen angeschaut.
Lesen Sie hier, ob Sie sich zukünftig nicht nur an Google als Suchmaschine orientieren sollten.
Die neue Suchmaschine trägt den Namen "Wikia" und umfasst zum Start einen Suchindex mit 50 bis 100 Millionen Seiten. Das ist nur ein Bruchteil der Datenmenge, auf die große Suchmaschinen wie Google zurückgreifen. Wichtiger als die schiere Anzahl an durchsuchbaren Seiten ist jedoch die Fähigkeit, relevante Ergebnisse einfach zu präsentieren. Und genau hier hoffen viele auf neue Impulse nach dem Wiki-Prinzip. Übertragen auf die Welt der Suchmaschinen sieht das dann so aus:
Bei Wikia bestimmen die Benutzer selbst das Seiten-Ranking und den Suchalgorithmus. Sie sollen einen Client auf ihren PC laden, die Suchergebnisse ergänzen und diese Ergebnisse an einen zentralen Wikia-Server übermitteln. (via Spiegel Online)
Erste Tests mit der Suchfunktion von Wikia-Search liefern aber eher dürftige Resultate. Und eben leider nicht nur in Bezug auf die Quantität der Ergebnisseiten (es ist schließlich eine frühe Vorabversion), sondern leider auch in Bezug auf Qualität der vorgeschlagenen Seiten.
Die Suchmaschinenexperten von Sistrix sehen es so:
Wohlwollend könnte man Search Wikia viel Potential für Verbesserungen attestieren. Wenn man allerdings bedenkt, dass die Entwickler an der vorliegenden Version ein ganzes Jahr gearbeitet haben, so möchte ich nicht extrapolieren, wann damit gerechnet werden kann, dass einen Variante vorliegt, die in ernsthafter Konkurrenz zu bestehenden Suchmaschinen treten kann.
Vielleicht hätte der Gründer besser daran getan, nicht bereits vor einem Jahr den Untergang von Google anzukündigen, sondern in Ruhe und unter Ausschluss der fordernden Medien eine wirkliche Alternative zu entwickeln - in Search Wikia sehe ich jedenfalls in absehbarer Zeit keinen „Google Killer".
Andere Stimmen, wie der US-Top-Blog TechCrunch werden sogar deutlicher und sprechen von einem klassischen Reinfall. Die erhofften sozialen Faktoren seien noch nicht zu erkennen:
But beyond the poor search results, there is really no "human" element to the engine at all. That functionality will come later, says Wikia CEO Gil Penchina. For now, users can add keywords to their profile - things that they are interested in, etc. When a search is conducted by others on those terms, the user's picture is shown in the right hand column. Eventually, users will be able to edit and improve results for searches they are interested in. But currently, all users can do is add keywords to their profile that they might someday be interested in, and/or contribute to a "mini-article" that appears at the top of search results for queries.
Diese negativen Aussagen kommentiert Wikia-Gründer Wales und verweist darauf, dass Wikia nicht eine funktionierende Suchmaschine sei, sondern ein Projekt zur Entwicklung einer solchen. Auch die allseits bekannte und genutzte Wikipedia sei so entstanden:
When I launched Wikipedia, I wrote at the top of the first page "Wikipedia, the free encyclopedia". On that day, anyone reviewing it would have laughed. What's this? There's nothing here! This is not an encyclopedia, it is an empty website with some funny editing syntax!
Für eine wirkliche Beurteilung ist es wohl noch zu früh, aber Wikia erfüllt die hohen Erwartungen mit der Vorab-Version nicht ansatzweise. Schade eigentlich, denn dem gerade in Deutschland im Grunde nur aus Google bestehenden Suchmarkt würde etwas Konkurrenz gut tun. Warten wir also ab, ob Wikia in diese Rolle hineinwachsen kann und drücken die Daumen!
