Die Shopsoftware Magento hat sich in den letzten zwei Jahren zum Liebling vieler Shopbetreiber und auch weiten Teilen der Fachmedien entwickelt. Magento war mit dem richtigen Produkt zur richtigen Zeit am Markt. Glaubt man aktuellen Auswertungen, so wird der Begriff „Magento“ häufiger gegoogelt als der generische Begriff „ecommerce“.
Wie Magento den e-Commerce beeinflusst, lesen Sie hier.
Um hier eines vorweg zu nehmen: Magento gehört mittlerweile zu den führenden Systemen im Bereich e-Commerce. Dennoch sollte man als Shopbetreiber bei der Auswahl des geeigneten Systems durchaus etwas Zeit investieren und sich vorab mit möglichen Lösungen intensiver beschäftigen. Nur so kann ein Gefühl für die Möglichkeiten des jeweiligen Shopsystems, etwaige Stolpersteine sowie Probleme und Kritikpunkte entwickelt werden.
Die pauschale Aussage, „Magento ist grundsätzlich kostenlos und eignet sich daher für alles und jeden!“, ist mit Sicherheit falsch und auch gefährlich, und zwar aus mehreren Gründen die häufig nicht oder nur unzureichend bedacht werden:
- Es ist richtig, dass es sich bei Magento um eines der modernsten und flexibelsten Shopsysteme handelt. Diese Flexibilität und die sich damit ergebenden Möglichkeiten bekommt man aber – trotz Open Source Version – nicht umsonst. Magento ist – verglichen mit diversen anderen Shopsystemen – zum Teil deutlich komplexer. Dies hat zur Folge, dass ein Magento-Shop – sofern er sauber umgesetzt wird – auch durchaus sehr zeitintensiv werden kann und in vielen Fällen auch sein wird. Dies hat natürlich auch unmittelbare Auswirkungen auf die Kosten. Insbesondere das Layout beziehungsweise Template wird hier sehr häufig unterschätzt. Grundsätzlich kann ein Magento-Shop, sofern das Standard-Template beibehalten wird, zwar recht flott umgesetzt werden. In den allermeisten Fällen wird es jedoch nicht beim Standard bleiben. Hier kann es dann sehr schnell recht spannend und mitunter auch kostspielig werden.
- Die Oberfläche eines Magento-Shops basiert nicht auf „normalem“ CSS, sondern aus sogenannte PHTML-Templates, bei denen Design und Funktionalitäten zum Teil verschmelzen. Damit wird höchstmögliche Flexibilität bei der Umsetzung sichergestellt, die Komplexität bei der Umsetzung und die Kosten steigen dadurch allerdings auch.
- Magento bietet bereits standardmäßig einen sehr breiten Funktionsumfang. Damit lassen sich viele Anforderungen – sofern diese nicht zu exotisch sind – häufig bereits mit Bordmitteln bzw. auf Basis bereits vorhandener Komponenten realisieren. Hierzu ist es jedoch zwingend erforderlich, sich im Vorfeld sehr detailliert mit den Anforderungen und Wünschen zu beschäftigen und dies im Rahmen eines Konzeptes auszuarbeiten. Man kann jetzt natürlich argumentieren, dass die Erstellung eines detaillierten Lastenheftes mit anschließendem Fachkonzept mit erhöhtem Kostenaufwand verbunden ist, dieser Aufwand wird sich durch Einsparungen während der Umsetzung jedoch in den allermeisten Fällen sehr schnell amortisieren.
Bei einem Magento-Projekt sollte daher größtmögliches Augenmerk auf eine solide Konzeption gelegt werden, auch wenn damit zusätzliche Kosten entstehen können.
Magento alleine macht keinen erfolgreichen Shop
Auch wenn Magento in den Medien omnipräsent ist und man inzwischen schon fast “an jeder Ecke“ etwas über das System zu lesen oder hören bekommt, ist die Entscheidung für den Einsatz von Magento noch lange kein Garant für einen erfolgreichen Online-Shop. Man kann jetzt natürlich argumentieren, dass die Software beispielsweise damit wirbt, bereits standardmäßig suchmaschinenoptimiert zu sein und man dadurch ja bereits „safe“ und „Googles bester Freund“ sei. Das stimmt so natürlich nur äußerst bedingt. Es ist zwar richtig, dass Magento die wesentlichen Onpage-Parameter bereits berücksichtigt, damit alleine wird es aber nicht getan sein.
Dies bedeutet in der Praxis, dass man gerade im Bereich Online-Marketing selbst aktiv werden und seinen Shop beziehungsweise sein Angebot aktiv im Web vermarkten muss. Je nach Themen- und Konkurrenzumfeld kann hier auch problemlos gleich mal ein Mitarbeiter beziehungsweise die Kosten für einen oder auch mehrere Mitarbeiter einkalkuliert werden.
Magento hilft natürlich auch nichts, wenn das Produktangebot und die Preise nicht attraktiv sind oder wenn hier grundlegende Hausaufgaben eines Shopbetreibers – wie Kundenservice, Zahlungs- und Versandabwicklung, Retourenhandling etc. – nicht oder nur unzureichend erledigt werden.
Fazit
Magento hat sich inzwischen einen festen Platz im Bereich der e-Commerce-Systeme erarbeitet und gehört mit deutlich mehr als 60.000 aktiven Installationen weltweit zu den am schnellsten wachsenden Shopsystemen. Dennoch ist Magento nicht der Heilsbringer für den Shopbetreiber. Die passenden Technologie ist hier nur ein Zahnrad in einem Getriebe.
Online-Händler sollten sich überlegen, welche Ziele sie verfolgen. Für einen ersten Test im Bereich e-Commerce ist die Software tendenziell zu komplex. Wer das Web mittel- und langfristig für sich als echten Absatzkanal sieht und hier auch ganz klare Vorstellungen über die Ausgestaltung hat sowie hierfür ein realistisches Budget bereitstellen kann, wird mit Magento mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein System erhalten, mit dem man viel Freude haben kann.
Autoreninfo:
Josef Willkommer ist Geschäftsführer der in Rosenheim ansässigen Online-Agentur TechDivision. Der Magento Enterprise Partner TechDivision betreut seit 1997 unterschiedlichste Kunden bei deren Webaktivitäten, wobei das Hauptaugenmerk auf der Entwicklung komplexer e-Commerce-Lösungen, basierend auf Magento, liegt.
Keine Ahnung wie Google den Trend analysiert, aber wenn es auch das Keyword in Suchphrasen mitbeachtet, ist es mir klar – denn man muss sich als Magento-Entwickler jeden noch so kleinen Sch… zusammengooglen da die hauseigene Doku und das hauseigene Forum sehr sehr bescheiden sind. So kommen schnell mal ein paar Hundert Suchanfragen im Monat zusammen. Das wäre meine Erklärung 🙂
Ich setze Magento ein und kann dem Autor grundsätzlich zustimmen. Allerdings ist es irgendwie logisch, dass man die Flexibilität, die man mit Magento erhält mit einer größeren Komplexität bezahlen muss.
Mit zwei Abschnitten des Artikels habe ich allerdings ein Problem:
>>Die Oberfläche eines Magento-Shops basiert nicht auf „normalem“ CSS, sondern aus sogenannte PHTML-Templates, …
Magento hat durchaus normale CSS. Design und Content sind damit sauber getrennt. Will man was am Content ändern, beispielsweise am Layout muss man an die Templates, oder XML-Files, die den Content sozusagen als Skelett definieren. Das ist normal und mit CSS im übrigen auch nicht umsetzbar. Im Gegenteil ist es so, dass die Struktur des Content-Aufbaus am Anfang zwar schwer zu verstehen ist, aber in Magento mehr als vorbildlich gelöst ist. Alles ist hierarchisch aufgebaut. Und selbst wenn man den kompletten Shop ändert musste ich bei Magento noch NIE in den eigentlichen Quell-Code des Systems eingreifen.
Mit dem Abschnitt “Magento alleine macht keinen erfolgreichen Shop” hab ich auch so meine Probleme. Auf welchen Online Shop trifft das eigentlich nicht zu? Ist Magento schuld, wenn ich kein Marketing mache? Und welcher Online Shop hilft mir dabei attraktive Preise zu finden?
Was ich zusätzlich noch erwähnen möchte und im Artikel vergessen wurde ist, dass Magento in der Grundinstallation nicht für den deutschen Markt geeignet ist. Also es fehlen deutsche Lokalisierung und rechtlich relevante Anpassungen wie Bestätigung der AGB und Widerrufsrecht vor Bestellung, etc. Durch geeignete Plugins kann diese Funktionalität aber relativ schnell nachgerüstet werden.
techdivision mal wieder auf kundenfang!
das template ist keim thema! es gibt millionen templates und wem das nicht reicht kann sich für 1000€ eins individuell bauen lassen. aber das ist bei jedem shop gleich.
Magento war bei uns lange Zeit der Favorit für den Relaunch unserer Shops. Allerdings haben wir inzwischen davon Abstand genommen. Eben jene Komplexität, gepaar mit den Performanceproblemen (wobei viele das ja schon Bestens in den Griff bekommen haben) haben dazu geführt, dass wir uns weiter intensiv mit anderen Systemen befasst haben.
Oxid war ein Thema, final steuern wir aber gerade auf PlentySystems zu. Wo der Aufwand der Programmierung deutlich geringer ist. Leider leidet die Flexibilität auch ein wenig bei solch einem System. Durch die Anbindung an die Portale und die Multishopfähigkeit können wir unsere Zeit nun aber vermehrt in den Verkauf, statt der Entwicklung stecken.
Mike, genau so sehe ich das auch. Es sind wohl hauptsächlich verweifelte Entwickler, die Google bemühen, um sich von einem Magento-Fehler zum nächsten zu hangeln.
Womit wir auch beim Thema sind: Dass Magento von Struktur und Technologie ein tolles System ist, will ich nicht bestreiten. Hier ist viel Potential vorhanden.
Aber aktuell ist Magento für mich nur Fluch, viele (vorzugsweise anfängliche) Shopbetreiber meinen mit dieser Software ihren persönlichen Messias für den Onlinehandel gefunden zu haben. Aber das wird ja auch schon im Artikel thematisiert.
Meiner Meinung nach ist Magento in der angebotenen Form absolut noch nicht markttauglich. Aktuell haben Fehlerbehebungen und andere Anpassungen, die zur puren Funktion des Shops beitragen, einen noch zu großen Anteil am Gesamtaufwand der Shoperstellung. Dafür ist die Software aber auch noch neu und durch die anscheinend stark ansteigende Verbreitung besteht in einigen Jahren oder auch schon Monaten eine gute Chance, ein sozusagen massentaugliches Produkt zu haben. Oder der Misserfolgs- und Frustrationsfakor nimmt weiter zu und man wird in ein paar Jahren nichts mehr von Magento hören.
Ich habe mit mit Magento intensiv befasst – und mich dann für Oxid entschieden. Ganz einfach, weil es viel einfacher strukturiert ist als Magento. Auch das hat natürlich seine Nachteile, in der Summe aber hat Oxid (für mich) die Nase vorn. Ebenfalls von Bedeutung: Eine deutsche Software ist dann doch in vielen kleinen Punkte näher an der hiesigen Realität.
Ansonsten gebe ich Mike recht: Man sollte mal analysieren, wie oft “magento” und “problem” in der gleichen Suchanfrage vorkamen.
Den Beitrag finde ich gut und würde die Punkte auch so ungefähr unterschreiben, allerdings ist der Vergleich des Suchvolumens irgendwie total unpassend in dem Beitrag.
Wie Mike schon meint, man muss ja auch vieles Suchen bzgl. Code etc. da ist es bei höherer Verbreitung kein Wunder, dass auch das Suchvolumen steigt und besser ist, als irgendein anderes Keyword.
Wir raten unseren Kunden inzwischen von Magento ab und haben dafür einen eigenen XT-Commerce Fork entwickelt, der zumindest in der Optik und in den Funktionalitäten im Frontend an Magento heran kommt.
Magento ist nicht nur komplex und verteuert damit für Kunden die Umsetzung von Sonderwünschen immens, es ist auch für den deutschen (europäischen) Markt nicht tauglich. So werden z.B. Steuern grundsätzlich falsch berechnet. Das ist zwar den Entwicklern in den USA bekannt (es gibt Dutzende von Threads in den Foren dazu), aber es scheint niemanden wirklich zu interessieren.
Da das nicht die einzige Unzulänglichkeit ist, die gerade beim strengen Onlinerecht in Deutschland zu Problemen führen kann, empfehlen wir Magento nicht mehr.
@Jörn: Zum Thema Magento fit für den deutschen Markt sei auf die Erweiterung Market Ready Germany verwiesen. Mehr Infos dazu hier.
Vielen Dank, Olaf, das Modul kenne ich, ist super, löst aber leider nur einen Teil der Probleme (und auch nur einen Teil der aktuellen TS Zertifizierungsanforderungen). Und die falschen Steuerberechnungen sind immer noch da 😉
@ Herr Willkommer,
gibt es eine Quelle für die genannten 60.000 aktivem Installationen?
Am liebsten natürlich mit Länderverteilung. Sie wissen ja, dass mich derlei Zahlen interessieren. ;-?
Schönen Gruß.
@Felix: Ich gebe dir natürlich Recht, was Deine Argumentation zum Thema “Magento alleine macht noch keinen erfolgreichen Shop” anbelangt. Natürlich sind das Punkte, die bei jedem anderen Shopsystem auch greifen. Das Ganze wurde in diesem Artikel im Zusammenhang mit Magento nur nochmals explizit aufgegriffen, da hier in der Vergangenheit – gerade im Zusammenhang mit dem Magento-Hype – immer wieder die Eindruck entstanden ist, dass man alleine durch den Einsatz von Magento quasi “safe in jeglicher Hinsicht” ist, was so natürlich nicht stimmt.
Zum Thema “Anpassung für den deutschen Markt” gibt neben dem von Olaf Groß bereits angedeuteten Market Ready Modul mit dem sog. German Shop Modul noch eine weitere Extension, die sich dieser Thematik annimmt.
Ich empfehle, ergänzend den Blog-Artikel aus September 2010 von Dirk Wieland “Welche Anforderungen sollte eine Shopsoftware für Multi-Channel-Versender erfüllen?” zu lesen. Eine exakte Definition der Anforderungen an die Shopsoftware im Vorfeld ist das A und O.
http://www.shopbetreiber-blog.de/2010/09/23/anforderungen-an-eine-shopsoftware-fur-multi-channel-versandhaendler/
“So werden z.B. Steuern grundsätzlich falsch berechnet. ”
Wo genau? Komisch, bei unseren Installationen* klappt das tadellos 🙂
*Produktpreise in Netto und Erweiterung auf 4 Stellen nach dem Komma bei der Berechnung.
Wir werden nach einem OS Commerce Shop jetzt auch einmal das Thema Magento in Angriff nehmen. Wir sind sehr gespannt auf den neuen Shop
Magento hat auf jeden Fall eine gute Marketingabteilung!
Nach lesen von 2 Büchern über die Software muss ich sagen das ganze ist mir wesentlich zu komplex aufgebaut für etwas eigentlich so simples wie einen Onlineshop.
Außerdem scheint es in Deutschland auch keinen wirklich großenMagento Shop mit richtig viel Traffic und mehr als 30000 Artikeln zu geben. Falls doch bitte mal posten, ich habe noch nichts gescheites gefunden.
Wie der gute Man von techdevison schreibt, sind Templates extrem schwer zu bearbeiten – deswegen verkaufen die wahrscheinlich auch so gut 🙂
Und nach Magento + xxx google ich mindestesn 20 x am Tag
@shopbetreiber:
Es kommt natürlich immer darauf an, was für eine Art von Onlineshop man betreibt. Bei größeren Lösungen ist die Komplexität von Magento erforderlich und hilfreich.
Was große Shops in Deutschland betrifft, so betreiben wir einen Magento Shop für einen TV Sender mit über 100.000 Artikeln. Soweit kein Problem.
da kann ich nur zustimmen