otto-quelle LogosDer Ausverkauf beim insolventen Traditionsversandhaus Quelle läuft auf Hochtouren. Nicht nur im Onlineshop und den Technik-Centern. Der Otto Versand hat sich jetzt die Markenrechte für Quelle in Deutschland und weitere mittel- und osteuropäische Länder gesichert.

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Der Hamburger Otto-Versand hat sich bei seinem ehemaligen Konkurrenten Quelle noch einmal richtig gut eingedeckt und  übernimmt mit sofortiger Wirkung das vollständige Geschäft von Quelle Russland. Durch die Übernahme hat Otto seine Stellung im Wachstumsmarkt Russland deutlich ausgebaut und für die kommenden Jahre abgesichert. Darüber hinaus erwirbt die Otto Group die Rechte des Quelle-Markenportfolios für Deutschland und weitere Länder in Mittel- und Osteuropa.

Quelle, Privileg und mehr

Darüber hinaus erwirbt die Otto Group die Rechte an der Marke Quelle und deren Eigenmarken wie Privileg für Russland, Deutschland und weitere mittel- und osteuropäische Länder. Die erworbenen Kennzeichenrechte umfassen die Nutzung der Marken, Logos und der meisten Internet-Domains. Die Otto Group wird dafür Sorge tragen, dass die Abwicklung von Quelle Deutschland dadurch nicht beeinträchtigt wird. Des Weiteren ist die Otto Group gegenüber möglichen Investoren weiterer Quelle-Auslandsgesellschaften bereit, über die weitere Nutzung der Marken zu sprechen.

„Mit dem erworbenen Paket konnte sich die Otto Group in einem offenen Bieterverfahren gegen zahlreiche Konkurrenten durchsetzen“, betont der Verhandlungsführer Jürgen Schulte-Laggenbeck, Vorstand Finanzen und IT der Otto Group. Die Übernahme von Quelle Russland und den Markenrechten steht unter Vorbehalt der russischen und europäischen Kartellbehörden.

Ob die Marke Quelle in Deutschland am Leben gehalten wird und in welcher Form, darüber hat sich die Otto Gruppe bisher noch nicht geäußert. Dass die Quelle als Universalversender mit Katalog und Onlineshop wiederbelebt wird, ist unwahrscheinlich.

Versandhandels-Experte Martin Groß-Albenhausen zeichnet aber schon folgendes Szenario:

Über die weitere Nutzung der Marke Quelle in anderen europäischen Ländern will Otto mit anderen Investoren sprechen. Das könnte für zwei Unternehmen interessant sein: Für La Redoute und für Charles Vögele. Beide haben dem Vernehmen nach Interesse an der Übernahme der Quelle-Aktivitäten in der Schweiz und Österreich geäußert. Während La Redoute seine bestehenden Aktivitäten in beiden Ländern dadurch verstärken bzw. besser auslasten könnte, würde Vögele seinen geplanten Einstieg in den Versandhandel erleichtern. Allerdings erscheint dies ein noch sehr gewagtes Unterfangen.

Genannt wurde übrigens auch ein weiterer bekannter Name. Angeblich soll der ehemalige Geschäftsführer von Quelle Österreich und Interims-CEO von neckermann.de, Martin Lenz, mit privaten Investoren an einer Übernahme des profitablen Geschäfts in Österreich interessiert gewesen sein.

In jedem Fall müssen die einzeln verbleibenden Landesgesellschaften möglichst rasch wieder ein breites Sortiment zur Verfügung stellen können. Dies wäre sicherlich La Redoute eher möglich als Vögele.

Tod einer Legende

Im Zuge der Insolvenz des Handels- und Touristikkonzerns Arcandor war es den Verantwortlichen nicht gelungen, einen Investor für das angeschlagene Versandhaus zu finden. Die Arcandor AG ging 2007 aus der KarstadtQuelle AG hervor und meldete im Juni 2009 für sich und die Quelle Insolvenz an.

Trotz eines Massekredites in Höhe von 50 Millionen Euro durch den Bund und die Länder Bayern und Sachsen für den Druck des Herbst/Winter-Kataloges, musste Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg im Oktober 2009 die Abwicklung der Quelle GmbH bekannt geben.

Otto hatte bereits kurz nach Bekanntgabe der Quelle-Insolvenz sein Interesse an einzelnen Spezialversendern und an dem TV-Shopping-Sender HSE24 bekundet.  Wie Hans-Otto Schrader, Chef der Otto-Gruppe, gegenüber dem Handelsblatt bekannt gab,

bestehe weiterhin „Interesse an Einzelteilen aus Quelles Konkursmasse. Auch einen Einstieg in den Bereich Teleshopping schließe ich nicht aus.”

Seit einigen Tagen hat bei Quelle der Ausverkauf begonnen. Rund 18 Millionen Artikel sollen in einem Räumungsverkauf unter die Leute gebracht werden. Schon am ersten Tag der Aktion, brachen die Server des Quelle-Shops unter der Last des Käuferansturms zusammen.

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