In den Anfängen des Onlinehandels waren es insbesondere die neue Bequemlichkeit beim Einkaufen und die Preise, die diesen neuen Vertriebskanal besonders attraktiv machten. Es war einfacher online einzukaufen und oft vielfach günstiger. Mit dem erstaunlichen Wachstum des E-Commerce und der einzigartigen Kombination aus 24h Verfügbarkeit in Kombination mit vergleichbar geringen Gemeinkosten fingen viele Shopbetreiber an zu glauben, Sie wären ihren Kollegen im stationären Handel weit voraus.
Was Online-Händler vom traditionellen Handel lernen können, erfahren Sie im folgenden Beitrag.
In vielen Bereichen mag die Behauptung von oben so stimmen, doch gibt es viele Bereiche, in denen sich Online-Händler etwas von Ihren Kollegen mit stationären Geschäften abschauen können. Immerhin hatte der stationäre Handel ein paar hundert Jahre Zeit, diese Art des Verkaufens zu vervollkommnen. SEO Experte Justin Palmer von Palmerwebmarketing.com hat einen interessanten zu diesem Thema verfasst, den wir für Sie ins Deutsche übersetzt haben:
Hier sind 7 Dinge, die Online-Händler vom stationären Handel lernen können:
1. Die Produktplatzierung ist entscheidend
Unzählige Stunden und viel Geld wurden investiert um das Produkt-Merchandising zu erforschen. Supermärkte verdienen sich eine goldene Nase mit den besten Plätzen in den Regalen. Im Bereich der Online-Shops ist der Prozess der Erforschung erfolgreichen Online-Merchandisings noch in vollem Gange. Wieviel Zeit haben Sie bisher investiert um sich Gedanken über die Platzierung Ihrer Produkte auf Kategorieseiten zu machen? Oder über die Anordnung der Kategorien in Ihrem Navigationsmenü? Besonders absurd erscheint es in diesem Zusammenhang wenn Kategorien im Shop einfach alphabetisch angeordnet werden. Sollten die Accessoires wirklich zuerst erscheinen wenn Sie bekannt für Ihre Jeans sind? Wahrscheinlich nicht.
2. Die Produktverpackung nutzen
Nur wenige Online-Händler machen sich Gedanken über die Produktverpackungen wenn Sie Ihre Produkte online verkaufen. Es gibt gute Gründe dafür, warum Firmen Millionen investieren, um Produktverpackungen zu designen und deren Wirkung bis ins Detail zu testen, bis optimale Ergebnisse erzielt werden. Es wäre zu Schade, wenn man sich diesen Umstand nicht auch im Online-Handel zu Nutze machen würde. Der Shop von Hometics hat dies bereits realisiert und präsentiert seine Produkte mithilfe einer Flashfunktion mit mehreren Tabs, bei denen stets auch eine Abbildung der Produktverpackung enhalten ist. Es existieren bereits zu viele extrem langweilige Produktseiten, die ein wenig mehr Leben gut gebrauchen könnten. Werden die Produktverpackungen zusätzlich zu den Produktbildern auf Produktseiten platziert, können so deren positiven Effekte genutzt werden und zusätzliche Informationen vermittelt werden. Wird ein Produkt als Geschenk gekauft, ist es vielen Kunden zudem oft wichtig zu wissen, wie das Geschenk in seiner Produktverpackung aussieht, wenn das Geschenkpapier entfernt wurde.
3. Gemeinsam shoppen
Einkaufszentren sind unter anderem deshalb so erfolgreich, weil das Einkaufen stets auch eine soziale Komponente beinhaltet. Während das Internet insgesamt mehr und mehr sozial vernetzt ist, hinkt das Online-Shopping immer noch ein wenig hinterher. Es existieren interessante Funktionen wie die von Shop together, die es Kunden ermöglicht, gemeinsam durch das Produktsortiment zu browsen und sich dabei über eine Chat-Funktion auszutauschen. Einfachere Webseiten-Funktionen wie ein “Meinung eines Freundes erfragen E-Mail Formular” sind ebenfalls ein, wenn auch kleiner Schritt in diese Richtung. Interessant sind in diesem Fall auch öffentliche Wunschlisten und die Möglichkeit der Kunden in einem Online-Shop eigene Profile anzulegen.
4. Was kaufen andere Kunden?
Niemand ist gerne der Erste, der ein bestimmtes Produkt erwirbt und ausprobiert. Wenn man sich die Produkte in einem stationären Geschäft ansieht, ist es nicht sonderlich schwer zu sehen, welche Produkte sich gut verkaufen und welche bereits Staub ansetzen. Wie finden Ihre Kunden heraus, welche Produkte in Ihrem Shop besonders gerne gekauft werden? Haben Sie eine Funktion in Ihrem Shop, die es erlaubt, die Produkte nach ihrer Popularität anzuzeigen?
5. Produkt Bundles
Gehen Sie einfach in ein stationäres Handelsgeschäft und schauen Sie sich an, wie die Produkte nicht nur nach Katgorien gemeinsam angeordnet werden, sondern auch nach ihrem Einsatzgebiet und Ihren Funktionen. Einige Online-Shops, die Kleidung und Modeartikel anbieten, verfügen über eine Funktion, mit der man sich komplette Outfits anzeigen lassen kann, in denen verschiedene Kleidungsstücke kombiert wurden. Produkte als Bundles zu präsentieren wirkt sich nicht nur positiv auf die allgemeine Größe der Warenkörbe in Ihrem Shop aus, es hilft den Kunden auch den praktischen Nutzen einer Kombination von Produkten zu erkennen. Was verkauft sich besser? Ein einzelnes T-Shirt oder ein passendes komplett neues Outfit, in dem man sich gleich am Wochende seinen Freunden präsentieren kann?
6. Es kommt auf den Standort an
Einen Top Standort für sein stationäres Geschäft zu finden ist oft schon die halbe Miete. Wie lässt sich dieser Umstand in die Online-Welt übertragen? Domain Name und Suchmaschinenplatzierung! Liegt Ihr Shop an einer belebten Ecke mitten in der Fußgängerzone (Google Platzierung Seite 1) oder weit ab vom Geschehen in einer ruhigen Gasse (Seite 29 der Google Ergebnisse)? Wird Ihr virtueller Standort klar kommuniziert und klingt er seriös? billige-notebooks.de mag einen tollen SEO Effekt haben, aber gelingt es mit dieser Domain einen guten Mund zu Mund Effekt bzw. guten Ruf aufzubauen?
7. Antworten sind wichtig
Haben Sie jemals eine größere Anschaffung in einem stationären Geschäft gemacht, ohne vorher einem der Angestellten mindestens ein Frage gestellt zu haben? Wahrscheinlich nicht. Es ist kaum abzuschätzen, wieviele Millionen Kunden Online-Shops schon wegen unbeantworteter Fragen durch die Lappen gegangen sind. (und Nein – FAQ sind nicht die Lösung!)
Wie wäre es, wenn sich Ihre Kunden Fragen im Shop gegenseitig mit Hilfe einer Frage und Antwort-Funktion beantworten würden wie bei backcountry.com? Viele Kunden helfen einander gern – das Problem ist, die meisten Shop lassen Ihre Kunden dies nicht tun.
Fazit:
Es gibt eine Menge vom stationären Online-Handel zu lernen. Die sieben oben genannten Punkte sind nur Beispiele für die vielfältigen Möglichkeiten sich als Online-Händler etwas vom stationären Handel abzuschauen. Also halten Sie beim nächsten Einkauf im Kaufhaus die Augen offen und lernen Sie!
Wie ist Ihre Meinung? Haben Sie selbst bereits Erfahrungen zu diesem Thema sammeln können? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar.
Sehr interessanter Vergleich. Da würde mir spontan noch folgendes einfallen:
– Wartezeit an der Kasse vs. komplizierter Checkout
– wenn allgemeines Sortiment (Supermarkt) dann ist Preis wichtig und nicht unbedingt die Marke bzw. spezialisiertes Sortiment: dann aber grosse Auswahl incl teureren Markenherstellern
Viele Grüsse
Thorsten
Punkt Nr. 7 scheint mir ganz besonders wichtig zu sein. Wir verkaufen online Busreisen, und von Kollegen aus stationären Reisebüros hören wir immer wieder das Gleiche: “Ihr macht es Euch ja leicht. Bei Euch buchen die Kunden ja einfach online, während wir einen riesigen Aufwand an Beratung haben, bevor ein Kunde bucht.” Wenn die wüssten! Der Beratungsaufwand ist ebenfalls extrem, und es buchen nur sehr, sehr wenige Kunden online, die vorher nicht per E-Mail oder Telefon Kontakt zu uns aufgenommen haben. Wer meint, sich mit einem Onlineshop die für manche scheinbar so lästigen Kunden vom Hals halten zu können, der wird sich schön wundern. Entweder man ändert seine Einstellung zum Thema “Onlineshop und Beratung” sehr schnell, oder die Kunden bleiben in der Tat fern – dann aber nicht nur auf die Weise, die sich der Shopbetreiber so wünscht, sondern auch in Form fehlender Bestellungen/Buchungen.
Ihr Artikel über “7 Dinge, die Online-Händler vom stationären Handel lernen können” hat mir sehr gefallen. Da ich selbst ein “reales” Fachgeschäft und einen Online-Shop betreibe, sind mir die von Ihnen beschriebenen Probleme vertraut. So habe ich von Anfang an darauf geachtet, meinen Online-Kunden möglichst denselben Service zu bieten, wie auch den Ladenkunden. Um den Kontakt zum realen Kunden nicht zu verlieren, werden meine Verkäuferinnen auch im Rotationsprinzip sowohl im Laden als auch im Servicebereich des Online-Shops eingesetzt.
Leider konnte ich zwei der von Ihnen beschriebenen Punkte in meinem Online-Shop nicht bedienen: meine Kundinnen und Kunden konnten bisher noch nicht zusammen mit ihren Freunden online einkaufen, und es war auch nicht möglich zu sehen, wofür die anderen Kunden sich gerade interessieren.
Dank Ihres Hinweises auch „ShopTogether“ habe ich diese Probleme aber lösen können – am 1. Dezember 2009 konnte Hautbalance – als erster Online-Shop in Europa – mit „ShopTogether“ an den Start gehen. Im Paket befindet sich auch die Option „Die beliebtesten Produkte“, die es meinen Kunden ermöglicht, in Echtzeit (Update alle 15 sec.) zu sehen, welche Produkte im Moment am meisten angesehen werden.