Letzte Woche führte amazon den DashButton in Deutschland ein. Aus rechtlicher Sicht ein totaler Flop. Aber mit den Verstößen gegen das Gesetz hat amazon erst einmal nur selbst ein Problem. Der DashButton stellt aber auch eine Gefahr für andere Online-Händler dar, da es hier zu einem massiven Verdrängungswettbewerb kommen kann.
Die rechtliche Analyse des DashButton habe ich bereits vorgenommen. Alle Details dazu können Sie hier noch einmal nachlesen. Die Verbraucherschützer haben amazon mittlerweile auch abgemahnt.
Diese rechtlichen Probleme können anderen Online-Händlern aber zunächst egal sein, weil sie nicht davon betroffen sind. Probleme könnte hier höchstens amazon selbst bekommen, wenn es sich nicht an geltendes Recht hält.
Online-Händler sollten aber ganz andere Probleme sehen.
Bequemlichkeit und fehlende Preistransparenz
Da der Kunde bei der Bestellung über den DashButton gar nicht erfährt, was das Produkt kosten wird, wird er auch keine Preise mehr vergleichen.
“Oh, Kaffee ist fast leer.” -> Knopf drücken, Bestellung kommt.
Ohne DashButton würde der Kunde zunächst vielleicht Preise vergleichen und sich für ein günstigeres Produkt entscheiden. Das entfällt jetzt.
Stellt der Kunde nach Abgabe der Bestellung erst fest, dass das Produkt vielleicht ein Bisschen zu teuer war, wird ihn oft die Bequemlichkeit davon abhalten, von seinem Widerrufsrecht Gebrauch zu machen. Zumal die Ausübung des Widerrufsrechts bei amazon auch nicht gerade einfach ist.
Kundenbindung und Verdrängung von Wettbewerb
Durch diese “bequeme” Bestellmöglichkeit erhöht amazon natürlich die Kundenbindung der Nutzer. Warum sollte der Verbraucher noch zehn Minuten in eine Produktsuche investieren, wenn er mit einem einfachen Kopfdruck schnell und einfach bestellen kann?
Das führt dazu, dass andere Online-Händler in den entsprechenden Produktsegmenten in der Wahrnehmung des Kunden verschwinden. Vielleicht nicht bei allen, es mag Kunden geben, die dennoch Preise vergleichen werden. Aber das wird sicher nicht die große Masse sein.
Das führt nicht nur dazu, dass diese Produkte mittel- bis langfristig für den Verbraucher teurer werden, sondern dass andere Anbieter vom Markt verdrängt werden.
Dagegen können Online-Händler auch nicht mit SEO- oder SEA-Maßnahmen ankämpfen. Denn der Kunde wird nach den entsprechenden Produkten gar nicht mehr wirklich außerhalb von amazon gucken.
Auch die Markenbindung des Kunden wird deutlich gesteigert. Der DashButton ist immer nur für ein Produkt da. Wenn der Kunde diesen als auf Rasierklingen der Firma X eingestellt hat, wird er nur selten dazu neigen, sich in Zukunft Rasierklingen der Firma Y zu kaufen.
Prime-Mitgliedschaft ist Pflicht
Hinzu kommt, dass nur Verbraucher den DashButton nutzen können, die Prime-Kunde sind. Das verstärkt die Kundenbindung an amazon natürlich noch einmal mehr. Ein Prime-Kunde wird durch die Vorteile der Mitgliedschaft (z.B. kostenfreie Lieferung) eher dazu geneigt sein, auch andere Produkte lieber bei amazon zu kaufen als in anderen Online-Shops.
Auswertung der Daten
Über den DashButton erhält amazon natürlich auch viel genauere Daten über das Kaufverhalten des Kunden. Wie oft braucht der Kunde in der Regel Waschmittel? Wie oft Kaffee? Was lassen sich daraus für Rückschlüsse ziehen?
So lässt sich auch relativ genau die Haushaltsgröße ermitteln. Durch andere Daten können dann schnell die Gewohnheiten des Verbrauchers ermittelt und er gezielt mit Werbung angesprochen werden.
Vorsprung durch Rechtsbruch
Letztlich erlangt hier amazon denn klassischen “Vorsprung durch Rechtsbruch”, den § 3a UWG verhindern und sanktionieren will. Es bleibt abzuwarten, ob Händler oder die Verbraucherzentralen von ihren Möglichkeiten Gebrauch machen werden und so den DashButton verhindern.
Ihr artikel liefert alle Gründe u Vorteile , warum amazon den Button eingeführt hat und warum Kunden den Dash Button kaufen werden: kundenbindung u Bequemlichkeit. Was ist daran schlecht? Was genau meinen sie mit “Zumal die Ausübung des Widerrufsrechts bei amazon auch nicht gerade einfach ist.”? Ich kenne keinen Shop in dem die Stornierung / retoure einfacher wäre.
Auch ihr Argument, dass der Button den Kunden gläserner macht, ist falsch: Rückschlüsse auf das bestellverhalten kann jeder online Shop jetzt schon ziehen.
Ich wundere mich ehrlich gesagt, warum die Einführung des s.g. “Dash-Buttons” nicht für viel mehr Aufregung sorgt. Der Button bzw. was dahinter steckt ist nicht nur aus rechtlicher Sicht äußerst zweifelhaft, sondern eigentlich für jeden Händler eine Katastrophe. Leider befürchte ich ebenso wie Herr Rätze, dass einige Kunden aus reiner Bequemlichkeit heraus davon Gebrauch machen warden. Ich denke und hoffe aber es wird nicht die große Mehrheit der Kunden sein. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man sich seine Wohnung mit diesen Knöpfen vollklebt. Für mich ganz persönlich ware so ein Button jedenfalls ein no-go! Nicht nur, weil ich in meinem privaten Umfeld keine Werbeschilder mit Knopf haben möchte, sonder auch deshalb nicht, weil ich mich weder an Amazon, noch irgend einen anderen Händler binden möchte.
Amazon Prime Kunden, hat man meiner Erfahrung nach, eh schon als Kunden verloren. Die werden sich nur noch selten aufmachen und nach Alternativen suchen.
Ich sehe das im Bekanntenkreis schon jetzt, dafür benötige ich nicht einmal eine Markt-Analyse.
Der normale Konsumer-Markt wird für kleinere Anbieter in relativ kurzer Zeit verloren sein. Und das nicht nur für online Händler.
Die Entwicklung wird immer mehr hin zu automatischen Bestellungen gehen. Das kann niemand aufhalten.
Braucht man sich ja auf den Technikmessen nur mal umschauen, wo es hin geht. Der Kühlschrank der automatisch nachbestellt und bequem die Essensplanung für die nächsten Tage übernimmt ist doch auch nur noch eine Frage der Zeit. Schön fände ich es allerdings wenn das eher in Richtung elektronischer Einkaufszettel gegangen wär und wenn man den Supermarkt und Händler um die Ecke da mit einbinden könnte. Wichtig wäre das hier schnell reagiert wird und “white buttons” oder eben so etwas wie ein elektronische Einkaufszettel kommt. Kundengruppen sind völlig gegensetzliche Fraktionen:
Fraktion 1: mir alles egal ich drück den Amazon Button, bin ja eh Primekunde.
Fraktion 2: heuchelt: ich achte auf die Umwelt, ich kaufe Bio und Regional und drückt dann trotzdem den Button.
Fraktion 3: Kauft wirklich Bio & Regional und ist froh das es noch ein paar Geschäfte um die Ecke gibt.
Fraktion 3 möchte sicher auch die Bequemlichkeit wählen wenn es denn mit seinen Ansichten vereinbar ist. Und warum nicht, dann das Toilettenpapier oder die Rasierklingen per Knopfdruck aus dem Drogeriemarkt um die Ecke liefern lassen, anstatt es noch einmal separat durch die Lande karren zu lassen. Ich sehe hier in erster Linie ein großes Umweltproblem. Das sollten man mal lieber angehen und zwar vor allen anderen Kritikpunkten.
@Boris:
> Was ist daran schlecht?
Wenn Sie zu Amazon gehören – gar nichts.
Wenn nicht … haben Sie die Ausführungen in diesem und dem vorangegangenen Artikel gelesen und verstanden?
@Boris: “Ich kenne keinen Shop in dem die Stornierung / retoure einfacher wäre” als bei Amazon …
Naja. Ich habe vor einiger Zeit einmal etwas widerrufen wollen. Zunächst musste ich mich im Kundenkonto anmelden, dann die Bestellung suchen, die zugehörige Rechnung aufrufen und die zu widerrufenden Artikel markieren. Dann wollte Amazon die Gründe für den Widerruf wissen. Als ich endlich fertig war (es handelte sich um eine umfangreiche Auswahl-Bestellung mit entsprechend vielen zu retourenierenden Artikeln) stürzte der Browser ab. (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.)
Also habe ich die ganze Prozedur wiederholt, um dann endlich den Vorgang abschließen und den Retourenaufkleber erhalten zu können.
Einfach und Unkompliziert geht anders. Widerruf erklären und Rücksendeaufkleber erhalten. Fertig.
Bei Amazon muss jedoch sogar darauf geachtet werden, die Ware an das jeweils “richtige” Lager zu retournieren, da sonst die Rücksendung nicht bearbeitet werden könne. Außerdem müssen die Amazon-eigenen Rücksendelabel verwendet werden, da sonst die Retoure nicht korrekt zugeordnet werden kann.
Insofern stimme ich dem Autor dieses Beitrags voll und ganz zu: „Zumal die Ausübung des Widerrufsrechts bei amazon auch nicht gerade einfach ist.“
Was das Problem mit dem Dash-Button betrifft: Amazon hat sich noch nie viel um Gesetze geschert. Das ist bekannt. Amazon ist ein amerikanisches Unternehmen, dass am liebsten auch in Deutschland amerikanische Standards in Bezug auf Handel und Mitarbeiterrechte hätte. Ein Gesetzesverstoß hier, einer dort … Wen kümmert es schon? Die kleinen Händler kommen gegen Amazon ohnehin nicht an und wenn die erst einmal weg sind – hat Amazon sowieso freie Hand. Wettbewerb adé