Rasierklingen für Gillette-Rasierer bestellen, ohne dafür einen Online-Shop ansurfen zu müssen? Gleichsam per Knopfdruck vor dem heimischen Badezimmerspiegel. Die Gillette-Box ermöglicht genau das. Wir erklären was hinter dem “Internet der Dinge” steckt.

Das Internet der Dinge – dieser Begriff beschreibt Gegenstände, die über das Internet kommunizieren und beispielsweise autark Waren-Bestellungen ausführen, Maschinen in Bewegung setzen usw. Das klassische Beispiel ist der sich selbst befüllende Kühlschrank.

Die Gillette-Box

Gemeinsam mit der Shopping-Plattform Perfect Shave bringt Gillette eine interaktive Ablage (die “Gillette-Box”)  für den Nassrasierer Gillette Fusion ProGlide auf den Markt. Per Knopfdruck können die Nutzer dann die passenden Rasierklingen bei Perfect Shave bestellen, ohne den Online-Shop besuchen zu müssen.

Dazu muss der Anwender die Box einmalig registrieren und seine Liefer- und Zahlungsdaten hinterlegen. Jede Bestellung durch die Box muss per Klick auf einen Link, den der Nutzer per E-Mail erhält, autorisiert werden. Die Vernetzung der Box erfolgt über eine GSM-Anbindung, für die die Deutschen Telekom verantwortlich zeichnet.

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Ob sich das wohl lohnt?

Die Box ist sicherlich für alle Beteiligten ein Test und noch kein ausgereiftes neues Vertriebskonzept. Bei PerfectShave frage ich mich, ob das System überhaupt kostendeckend sein kann. Denn bei einer Bestellung wird nur eine Verpackungseinheit der zuvor festgelegten Rasierklingen versendet. Auch ohne die konkreten KPIs zu kennen, lässt sich sagen: Ja, es kann sich lohnen.

Ein Blick in den Online-Shop zeigt, dass die Preisspanne bei Ersatzklingen für den Fusion ProGlide zwischen 16,99 Euro für 4 Klingen und 73,80 Euro für 24 Klingen liegt. Die Sortimentsbreite ist hier sehr klein. Mehr als 15 unterschiedliche Klingensorten mit nahezu identischem Handling wird auch Gillette nicht anbieten. Dies spreche für einen einfachen und unkomplizierten Lager- und Packprozess, analysiert Ingmar Böckmann, Referent für E-Commerce, IT-Sicherheit und Logistik beim Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland.

Logistikexperten wie Florian Hammermeister vom Fullfillmentdienstleister Versandmanufaktur schätzt, dass der Anteil der Logistikkosten, wie Lagerhaltung, Pick und Pack, bei schätzungsweise 2,00 Euro bis 3,00 Euro liegen dürften. Mit diesem Wert rechnet auch Ingamr Böckmann. Es ist also genügend Luft nach oben zu vermuten, um selbst bei einpöstigen Sendungen kostendeckend zu versenden.

Da es sich bei Rasierklingen um shnelldrehende Verbrauchsgüter handelt, dürften Rücksendungen kaum ins Gewicht fallen. Bedenkt man zudem, dass praktisch keine oder nur sehr geringe Kosten für Werbung anfallen dürften, dann könnte sich die Box für Perfect Shave sehr schnell bezahlt machen.

Die Herausforderung für die Zukunft

In nicht allzu ferner Zukunft wird das Internet der Dinge auch den Gesetzgeber beschäftigen. Denn das neue Verbraucherrecht ist nach Ansicht von Dr. Carsten Föhlisch, Leiter der Rechtsabteilung von Trusted Shops, nicht auf diese Art des Handelns ausgerichtet. So wird unter anderem zu klären sein, wie bei automatisch durchgeführten Bestellungen die Informationspflichten und Buttonlösung überhaupt umgesetzt werden können.

“Sofern es sich nicht um einen Abonnement-Vertrag über die regelmäßige Lieferung gleichartiger Waren mit vorheriger Registrierung handelt, müssten jeweils pro Verkauf allein 16 Fernabsatzinformationen erteilt werden. Hier erstickt derzeit das geltende Recht innovative Modelle im Keim.”

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