Keine Öffnungszeiten, keine Schlangen an den Kassen oder Wurst-Theke und das lästige Tüten schleppen ist auch passé. Soweit die Theorie beim Online-Supermarkt. Doch bislang bleibt das Frische-Sortiment in einer Nische stecken. Auch die Ankündigung von Amazon Fresh, werde daran nichts ändern.
Obwohl der Online-Vertriebsweg in nahezu allen Sortimenten wächst, hat er sich beim Supermarkt-Sortiment noch nicht durchsetzen können. Warum ist das so? Branchenexperte Stephan Meixner ist dieser Frage einmal nachgegangen und hat drei wesentliche Hürden identifiziert, die auch Amazon Fresh erst einmal überwinden muss.
Zunächst ist aber einmal der Begriff Online-Supermarkt vom Online-Lebensmittelhandel zu trennen. Der Versand von Lebensmitteln auf dem Versandweg ist nicht neu. In jedem Quelle, Otto oder Neckermann-Katalog gab es eine kurze Lebensmittelstrecke. Diese bestand in der Regel aus haltbaren Fleisch- und Wurstwaren, Süßigkeiten und lagerfähigen Spezialitäten. Hinzu kamen Weine und Spirituosen.
Anders der Online-Supermarkt. Der Anspruch ist hier, ein vollständiges Sortiment anzubieten. Und dazu zählen unter anderem Frischwaren wie Obst, Gemüse, Fleische, Käse und Milchprodukte, aber auch Haushalts- und Kurzwaren sowie Convenience-Artikel und Getränke in breiter Auswahl.
Lebensmittelhändler im Web sind heute erfolgreich. MyMüsli, Chocri oder Gourmondo haben dies bewiesen. Auch Paul Schrader und Hawesko, beides Veteranen aus der Katalogzeit, verkaufen ihr Sortiment auch im Netz mit Erfolg. Anders hingegen erging es den Online-Supermärkten. Im Dezember 2012 ging Supermarkt.de das Geld aus und auch Froodies.de musste Insolvenz anmelden.
Hürde 1: Fehlende Lebensmittelkompetenz
Schaut man sich Erfolgsgeschichten aus dem Ausland an, so sind diese Shops die digitalen Ableger etablierter Filialisten aus dem stationären Handel mit einer zum Teil seit vielen Jahrzehnten vorhandenen Kompetenz in Sache Lebensmittel.
Mit Ausnahme des Online-Pureplayers Ocado ist der britische Online-Lebensmittelmarkt in der Hand von Filialisten wie Asda, Tesco oder Waitrose. In der Schweiz ist LeShop zwar als Online-Pureplayer gestartet, wurde aber Ende 2002 nur durch den Einstieg der Migros-Gruppe vor der Insolvenz gerettet und mit dem Migros-Shop verschmolzen.
Hürde 2: Fehlender USP
Bislang ist es den Online-Supermärkten nicht gelungen, einen USP zu entwickeln. Der Einkaufsprozess sei vielen Shoppern zu kompliziert und Portokosten jenseits der vier Euro schreckten ebenfalls viele Kunden ab, so eine Untersuchung der Unternehmensberatung Ernst & Young. Auch das Thema schnelle Lieferung verliere in Deutschland aufgrund der hohen Dichte an Supermärkten in urbanen Gebieten schnell seine Wirkung. Denn in der Regel ist der nächste Supermarkt nur wenige Minuten von der eigenen Haustür entfernt.
Hürde 3: Knallharter Preiskampf
Kaum ein Markt ist so heiß umkämpft, wie der Supermarkt. Der Preiskampf wird bei den Discountern mit härtesten Bandagen geführt. Aldi, Lidl oder Netto setzen ihre ganze Marktmacht dazu ein, um die Preise für ihre Produkte immer weiter zu drücken. Und auch die hochwertigeren Supermärkte wie Rewe oder EDEKA machen diesen Preiskampf über ihre Handelsmarken mit. Schon Otto sprach 2003 von einem “runiösen Preiskampf” und ebnete seinem Online-Supermarkt nach nur drei Jahren den direkten Weg ins Nirvana.
“Statt der Goldmedaille in einem lukrativen Markt bleibt Amazon voraussichtlich nur der Gewinn der Goldenen Gurke – der Trostpreis für besonders großen Mut.”
Naja, ich würde nie auf die Idee kommen, Frischwurst, Fleisch, Obst, Gemüse, Käse etc. online zu kaufen, da man solche Produkte doch sehr nach Sicht einkauft. Ein Beispiel: Ich will keinen Schinken mit dickem Fettrand, ich suche mir deshalb immer die Packung mit dem schmalsten Fettrand raus. Sowas geht online garnicht, da kriegt man eben, was geliefert wird. Schön, dass der Onlinehandel boomt, aber für gewisse Sortimente ist dieser einfach mal garnicht geeignet, was ja auch durch die ganzen Online-Supermarkt Insovenzen im Artikel bestätigt wird.
Erstens, sind die Kosten für Lagerung und Kühlung frischer Lebensmittel einfach zu hoch und der Kunde nicht bereit den Aufschlag & Versandkosten zu tragen. Und die Waren von den großen Herstellern zu beziehen ist das schwierigste, da Abnahmemenge enorm sind für eine direkt Belieferung. Das ist den großen Vorbehalten.
Lokal im Gebiet kann dies durchaus gut funktionieren.
In Tirol haben wir ein Projekt mit einer Supermarktkette (tantem.at). Neben dem Einkauf im Onlineshop mit direkter Lieferung gibt es als weiteren USP noch Filialen welche mit einem Drive-In erweitert wurden um die z.b. vorher im Büro online Bestellte Ware auf dem Heimweg fertig gepackt abzuholen.
Amazon Fresh soll im September 2014 starten. Was viele nicht ahnen, mit Lebensmitteln will Amazon gar kein Geld verdienen, sondern die Kunden noch häufiger zum quasi täglichen Kaufen abhängig machen. Und dadurch margenträchtigere Produkte mitverkaufen. Quasi frische Lebensmittel für höhere Bestellfrequenz. Denn jeder Experte oder einigermaßen schlaue Mensch weiß, dass man mit einem reinen online Supermarkt bei den winzigen Margen in Deutschland garantiert in den kommenden 20 Jahren keine schwarze Null schreiben kann.