Online-Händler laufen Sturm gegen das Internet-Vertriebsverbot einiger Markenhersteller. Im Internet hat sich die Initiative “Choice in eCommerce” formiert, die mit Hilfe einer Petition diese Verbote kippen möchte. Die Petition werde sowohl an Bundesministerien als auch die EU-Kommission weitergeleitet, so Oliver Prothmann, Sprecher der Initiative.
Wird aus einer kleinen Meldung eine große Bewegung? Ob sich die in der Initiative Choice in eCommerce organisierten Online-Händler mit ihrer Petition gegen ein Vertriebsverbot im Internet werden durchsetzen können, bleibt abzuwarten.
Sprecher der Initiative ist Oliver Prothmann, ehemaliger Mitarbeiter von ebay und Paypal und jetzt im Dienstleistungssektor für E-Commerce-Unternehmen unterwegs. Er sieht Vertriebsbeschränkungen durch Markenhersteller als ein Problem, von dem Händler in ganz Europa betroffen seien. Viele Händler würden es jedoch vermeiden offene ihre Ablehnung solcher Vertriebsverbote zu kommunizieren, aus Angst auch von anderen Herstellern nicht mehr beliefert zu werden.
“Viele Händler befürchten, dass noch mehr Hersteller nicht mehr mit ihnen zusammenarbeiten werden, wenn sie mit dem Thema Vertriebsbeschränkungen an die Öffentlichkeit gehen.”
Markenhersteller wie Deuter, Mammut und Lowa hatten ein Vertriebsverbot ihrer Produkte über das Internet verfügt, da unzureichende Beratung und schlechte Produktepräsentation dem Markenimage schaden würden. Auch Adidas hatte zuvor den Vertrieb seiner Produkte über das Internet an einen Katalog von Bedingungen geknüpft.
Webinar: Zulässigkeit von Hersteller-Beschränkungen
Gemeinsam mit dem Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) hält die Anwaltskanzlei HÄRTING am 02. August ein Webinar zur Zulässigkeit von Hersteller-Beschränkungen ab. Durch die Veranstaltung führt shopbetreiber-blog-Autor Dr. Martin Schirmbacher.
Im Webinar angesprochen werden:
- Vorgaben für den Preis – Zwischen UVP und Preisdiktat
- Beschränkung des Vertriebs über Online-Plattformen – Zulässige Markenpflege oder Einmischung in Händlerbelange?
- Vorgaben für das Online-Marketing – Welche Maßnahmen muss der Händler dulden?
Weitere Informationen zum Webniar finden Sie hier.
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Es geht hier nicht um ein allgemeines “Vertriebsverbot im Internet”. Das ist schlichtweg falsch und rechtlich überhaupt nicht zulässig. Zumindest nicht gegenüber Händlern mit stationärem Ladenlokal. Es geht um Einschränkungen bezüglich des Verkaufs auf Internetplattformen wie Amazon und um den Ausschluss von “reinen Online-Händlern”.
Eine Petition ist hier meiner Meinung nach sowieso das falsche Mittel, richtig wäre es das Bundeskartellamt bzw. die EU-Kommission die Verträge der Markenhersteller prüfen zu lassen.
Wir verkaufen auch nicht an Onlinehändler, die keinen eigenen Warenbestand haben und Kunden nicht beraten, sondern nur einen anonymen Onlineshop haben.
Gerade bei hochpreisigen Produkten kaufen die meisten Kunden gezielt nach Marke. Da findet er auch den Weg in unseren eigenen Shop, wenn er es beim nächsten Onlineverramscher nicht bekommt. Ebay, Amazon und Co. schließen wir auch komplett aus.
Notfalls wird so ein Händler einfach keine Ware mehr bekommen oder Preise, die es für ihn unattraktiv machen.
Spieß umdrehen… wir sind bei einigen Produkten einer der größten Händler. Nach einer erneuten Gängelung haben wir den Vertrieb deutscher Waren komplett gestoppt und nur noch die EU Ware des Herstellers vertrieben. Es hat keine Woche gedauert, da kam der Hersteller angekrochen und hat den Vertrag zerrissen und uns wieder volle Handlungsfreiheit gelassen. Je nach Branche wo es geht sollten Händler eine Marke einfach mal komplett ignorieren und EU Ware vertreiben.
Bei 0815 Händlern kaufen die meisten Kunden eh nur einmal und dann nie wieder. Diese Händler sind auf Dauer kein Problem. Das Problem liegt doch eher bei rein stationären Händlern die das Internet noch als Teufelswerk sehen.
Als seriöser und kompetenter Fachhändler braucht man einfach beides.
Ich musste gerade erstmal Google bemühen, um zu wissen, wer denn überhaupt Deuter, Mammut und Lowa sind :-), bzw. was für Artikel die haben. Heißt es, es dreht sich in 1. Linie um Marken aus dem Bereich Sportbekleidung und Zubehör bzw. allgemein Bekleidung?
Die Aussage ist ja nicht eindeutig, wenn nur die Rede von Markenherstellern ist. Abgesehen davon, finde ich, sollte es dem Käufer schon selbst überlassen werden, ob er beraten werden möchte oder nicht. Wenn jemand keine Beratung benötigt, was soll er dann damit?
Hallo zusammen,
ich persönlich finde ein Verbot bei unzureichender Beratung oder Information seitens der Vertreiber gut, da ja der Hersteller somit das Leid trägt diese verschiedenen Fehltritte seiner Distributoren zu kaschieren!
@Poster: Nach der Logik müsste der Vertrieb in sämtlichen Flächenmarkten verboten werden. Kompetente Beratung ist dort ein Fremdwort. Verkäufer verstecken sich vor Kunden und sollte man einen erwischen erweist sich dieser oft inkompetenter als der 5 jährige Neffe.
Wenn es den Herstellern wirklich um die Beratung gehen würde wären Mediamarkt, Saturn, MediMax und Co. LEER.
Also ich kann dem Verbot eigentlich nur zustimmen, vielleicht mit ein paar Einschränkungen aber generell finde ich es gut.
Wer das Internet aufmerksam beobachtet, kann schnell feststellen, dass viele Markenartikel, auch hochpreisige, sehr oft schlecht erklärt und zu Billigpreisen verramscht werden.
Verständlich ist zwar, dass bei dieser kleinen Marge der (Wohnzimmer-) Onlineshop keine vernünftige Beratung mehr liefern kann, traurig ist aber auch das somit viele Produkte dem Preisverfall in sehr kurzer Zeit (manchmal weniger als 1 Jahr) geopfert werden. Und es ist ja wohl klar, dass die dann fehlende Beratung meist im Einzelhandel eingeholt wird, ohne das dort ein Verkauf stattfindet.
Vielleicht wäre es aber auch eine Überlegung wert, dass die Hersteller Ihre Einzelhändler besser prüft. Die kann ja z.B. im Einzelgespräch und damit verbundene Auflagen erfolgen.
Denn wenn unkontrolliert die Ware an jeden X-beliebigen (Wohnzimmer-) Händler rausgeschickt wird, wäre es auch sehr blauäugig anzunehmen, dass ein qualifizierter Verkauf zu vernünftigen Preisen stattfindet.
Also Augen auf bei der Wahl des Vertriebspartners!
Die genannten Marken argumentieren ja das der Internethandel keine Beratung bietet so wie der stationäre Handel dies kann…aber das ist und das wissen wir alle ein vorgeschobenes Argument. Warum? Weil es eigentlich um die Preisgestaltung geht, denn im Moment werden auch Händler in der Outdoor-Branche “aussortiert” die “offline” sehr Preisaggressiv vorgehen. Ein guter Online-Händler wird aber weiter beliefert wenn er sich an die UVPs “hält” und zudem am Telefon gut beraten kann…schon längst werden von den genannten Herstellern die guten Online-Shops regelrecht hofiert, da diese sehr gute Umsätze machen, darauf möchte man selbstverständlich nicht verzichten.
und ja…die Probleme zur Zeit wurden von den Herstellern selbst herbeigeführt…den, wie auch schon in weiteren Kommentaren genannt wurde in den letzten Jahren zu wenig geprüft wer eigentlich alles Ware erhält…
Das Verramschen vom Markenprodukten bei eBay und Amazon ist auch für den seriösen Online-Händler ein Problem, der würde seine Artikel auch gern zum empfohlenen Preis verkaufen, aber Plagiat-Händler verderben den Preis und wenn die Markenhersteller Ihre Produkte bei eBay und Co. zurückziehen, ist das eine Kapitulation gegenüber den Plagiaten, denen man damit Tor und Tür öffnet. Der Onlinemarkt wird dann zum türkischen Basar!
Aber nicht nur bei eBay wird verremscht, sondern auch bei Real-Märkten, oder inzwischen auch Marktkauf. Sollte man etwa alle großen Märkte, egal ob online oder stationär, verbieten? Ich kann mich nicht erinnern, in einem stationären Laden mal richtig beraten worden zu sein,” jeder Krämer lobt seine Ware”, das ist das Beratungsprinzip. Freier Handel oder diktatorische Planwirtschaft, das ist hier die Frage. Früher wurde in der DDR von den Kommunisten der Preis diktiert, heute versuchen es die Konzerne.
Es ist doch online wie offline gleich:
Es gibt schlechte/keine Beratung offline mindestens genauso oft, wie online.
Noch schlimmer sind oft die Hersteller selbst. Versuchen Sie da mal zusätzliche Informationen zu deren Produkten zu ermitteln. Da gibt es doch oft sehr große Schwierigkeiten in einem ordentlichen Zeitfenster überhaupt an Informationen zu gelangen 😉
Die Frage ist doch nicht, ob jemand Hersteller, stationärer Händler oder Versandhändler ist, sondern ob er professionell arbeitet.
Die Hersteller haben vollkommen Recht. Ich ärgere mich sehr darüber, wenn die hochwertigen Marken, die ich in meinen Shop führe in “Billigshops” verramscht werden. Das Umfeld in solchen Shops oder Plattformen entspricht in keiner Weise dem Image dieser Produkte. Außerdem besteht die Gefahr, dass diese Produkte für den speziellen Käuferkreis auf Dauer ihren Reiz verlieren, wenn sie ihre Exklusivität verloren haben.
Und die hier bereits erwähnten Wohnzimmer-Shops, ebay, Amazon u.s.w. bieten keinen entsprechenden Rahmen.
Diese Aktion ist ein Witz der Hersteller, Ihrerer Grosshändler,Distributoren, die Ihre Händler. Wo kommen denn die Händler EK´s her, können doch nur von der eigenen Handelsstruktur kommen. Sind wohl die eigenen Händler die Lagerhaltung habe ich nicht, also zum EK+ minimal raus. Es liegt doch wohl an der eigenen Struktur, wo meine Ware hin verkauft wird. Sind wohl immer die Anderen. Man will doch verkaufen und alle Wege nutzen dann doch bitte gesunder wettbewerb und Vorteil dem Fleissigen.
Man muss hier unterscheiden zwischen den Herstellern, die kategorisch Online-Handel ablehnen (Deuter) und die, die Auflagen für den Online-Handel haben (Mammut).
Es gibt sowohl unter den Offline- wie den Online-Händlern schwarze Schafe, die Preisdumping betreiben und kaum Beratung bieten. Und es gibt ebenfalls die “Guten”, Fachhändler mit Kompetenz, für die Kunde und Produkte im Mittelpunkt stehen. Gute und persönliche Beratung geht sehr wohl auch online. Gute Produktbeschreibungen und Bilder, Kaufberatungsseiten, einfacher Kontakt zu kompetenten Ansprechpartnern über Mail, Chat und Telefon, schnelle Abwicklung, usw.
Der Online-Vertriebskanal wird in jedem Fall fortbestehen.
Insofern ist die Pauschalisierung der erstgenannten Hersteller kontraproduktiv und kann eigentlich nur eine Übergangslösung sein. Die zweite Gruppe Hersteller hingegen, geht das Problem beim Online-Fachhandel an und sorgt damit dafür, dass der Kanal besser wird. Das ist meiner Meinung nach der einzig gangbare Weg!
Als freier Händler aller dieser genannten Marken sei hier einmal etwas angemerkt:
Ihr Kollegen, die Ihr hier darüber trauert, dass Ihr von möglichen Beschränkungen betroffen seid,
Ihr könnt Euch doch auch aussuchen, an wen Ihr Eure Produkte verkauft. Wenn Ihr also keine Lust habt, Artikel an wen auch immer zu verkaufen, dann könnt Ihr diese Person ausschließen. Nur die Hersteller, deren Markenruf u. U. auf dem Spiel steht, sollen sich dies nicht aussuchen dürfen?
An der Disco heißt es manchmal: “Du kommst hier nicht rein!” Die genannte Petition oder das Geschrei nach den Wettbewerbshütern ist doch genau das Gleiche wie an der Disco-Tür, hier sprechen die, die nicht reingelassen werden.
Eines geht hier aber völlig unter.
Sicherlich ist es gut & richtig, daß der Hersteller sich sein Vertriebsnetz mal genauer anschaut. Es ist auch richtig, das dem Verramschen aktueller und u.U. hochpreisiger Waren ein Ende gemacht werden muß.
Die Argumente, mit denen das jetzt durchgezogen werden soll, sind allerdings mehr als fadenscheinig.
Hier geht es nicht hauptsächlich um “schlechte Bildqualität”, “Produktpräsentation” und “Markentreue”. Das könnten sich die beteiligten Hersteller mit Shop-in Shop-Lösungen sowohl bei Ebay als auch bei Amazon jederzeit nach eigener CI selbst gestalten (lassen).
Hier geht es ausschließlich um das Ausdünnen des Händlernetzes, künstlichen Hoch-Preiserhalt und nicht zuletzt um das Ankurbeln des eigenen Markenshops – und damit um das Kassieren der Händlermarge.
Die Händler (und damit der Verkauf) machen die Marke, der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.
Ansonsten gebe ich Gerda & Carsten recht.
Wer ein gut organisiertes Fachhandelsnetz betreibt, sollte nicht so dumm sein, das durch einen Online-Handel mit günstigeren Verkaufspreisen als im Geschäft seines Fachhändlers zu torpedieren. Das gilt auch für Keller-Händler, die online nur den Markt abgreifen, den der Fachhändler in der Fläche aufgebaut hat.
Online-Handel, ja gerne! Aber nicht, wenn der Fachhändler die Beratung, Teststellungen und Kataloge liefert…
Wer danach aus Bequemlichkeit online einkauft, vernichtet Arbeitsplätze vor Ort und bündelt diese in “Billig-Jobs” bei Großkonzernen oder bei Lagerbuden.