“Das Affiliate-Marketing hat ein Betrugsproblem.” Zu diesem Schluss kommt der Trendletter iBusiness.de. Mit Hilfe des IT-Dienstleisters Xamine hat iBusiness ermittelt, dass knapp jeder siebte Euro aus dem Affiliate-Marketing mit Fraud verdient wird.
So funktioniert die Masche.
Im Affiliate-Marketing müssen sich die Werbetreibenden derzeit fünf großen Herausforderungen stellen. Eine davon ist die zunehmende Anzahl von Betrugs-Fällen. Davon geht Joachim Graf, Herausgeber und Chefredakteur von iBusiness.de in München aus.
“In Euro gesprochen entstehen durch Ad-Hijacking Schäden von 82 Millionen Euro pro Jahr. Das ist mit einem Plus von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein Viertel mehr als 2010. Und das sind 15 Prozent des gesamten Affiliate-Umsatzes in Deutschland. Jeder siebte erwirtschaftete Affiliate-Euro wandert also in dunkle Kanäle.”
Nach Recherchen von iBusiness läuft der Affiliate-Betrug immer nach derselben Masche ab: Die Betrüger bauten die Suchmaschinenanzeigen von Brands nach und böten für die Kopien bessere Klickpreise als die Marke. Der ausgelieferten Anzeige werde dann ein Affiliate-Cookie untergejubelt, um die Provision zu kassieren.
Diese Methode treibe die Kosten für die Merchants um ein Vielfaches in die Höhe, weiß Peter Herold von Xamine, der gemeinsam mit iBusiness die Zahlen zum Affiliate-Betrug ermittelt hat.
Ruf nach wirksamen Kontrollen
Kein Wunder also, dass Graf hier dringenden Handlungsbedarf sieht. Ein Codes of Conduct beispielsweise brächte keine Lösung des Problems.
“Der Auftrag durch eine (möglichst große) Allianz von Branchenvertretern an eine Taskforce, bestehend aus Analytics-Anbietern und Rechtsanwälten wäre beispielsweise solch ein Schritt – quasi als eine Art digitaler Nationalgarde.”
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Natürlich kommen diese Zahlen und die “Studie” von der “neutralen” Fa. Xamine, damit man die eigene Software besser verkaufen kann, ein Schelm, wer da Böses denkt…;-) Es wird aber auch nicht besser, wenn man solche “Grundwerte” hochrechnet, leider sind gerade im deutschen Affiliate-Marketing viele selbsternannte Experten unterwegs.
Als einer der Top3-Netzwerke im deutschsprachigen Raum mit über 1 Million Affiliate-Partnern können wir von SuperClix weder diese Zahlen, noch den Anteil und selbst nicht die Entwicklung bestätigen, wir freuen uns aber über die ermittelten “Studienergebnisse”, die ja allen Netzwerken angeblich bereitgestellt werden soll. Zudem gibt es bei allen Netzwerken auch genügend Merchants, die SEM/SEA gestatten, dies wurde z.b. gar nicht berücksichtigt, und auch die Werte vom OVK zum Affiliate-Marketing in DE sind reine Schätzungen, und keine tatsächlich erfassten Daten, wie sonst üblich bei Branchenzahlen…
Grundsätzlich ist Affiliate-Marketing eine sehr wichtige Möglichkeit gerade für kleinere und mittlere Merchants/Partnerprogramm-Betreiber effektiv Werbung zu machen, und nur im Erfolgsfall diese Werbung bezahlen zu müssen. Einen solchen Vorteil haben alle anderen Werbearten nicht, und daher ist der Markt sehr wohl stark im Wachstum, auch wenn die OVK-Schätzungen nur einen kleinen Teil abbilden können und manche Netzwerke zwar Umsatz, aber auch Verluste einfahren, selbst mit den umstrittenen Methoden Postview und Retargeting.
SuperClix
Inh. und GF Marcus Lutz
Ein klein wenig übertrieben und leicht Thema verfehlt würde ich sagen.
Natürlich hast du Recht, dass wir im Affiliate Marketing immer wieder mit dem Probloem von adhijackern zu tun haben. Es ist ärgerlich, doch relativ einfach handzuhaben. Xamine (oben erwähnt) lebt schliesslich von diesen Problemen im Affiliate Marketing. Denn durch Angebote wie Xamine, die direkt Keywords national screenen, werden schnell Brandbidder und Adhijacker erkannt und man kann sie schnell aus dem Programm schmeissen, meist bevor es zu einem wirtschaftlichen Schaden kommt. Ich denke aber nicht dass wir eine Task-Force im Onlinemarketing brauchen. Ich bin eher der Meinung, dass die Netzwerke für die Merchants Lösungen anbieten sollten, um sie zu schützen… aber das wird wahrscheinlich nie passieren, schliesslich verdienen die Netzwerke an jedem Umsatz-Euro mit. Von einem generellen Fraudproblem zu sprechen finde ich relativ übertrieben. Mich würde gerne interessieren, wie die Schadenshöhe ausgerechnet wurde… mit welchen Zahlen hat man da gearbeitet?
Es gibt ja unterschiedliche Reaktionen auf die von iBusiness.de vorgestellten Zahlen. Die offiziellen wie obigen Kommentar:
Erstens: Es gibt kein Problem
Zweitens: Das Problem haben wir im Griff
Drittens: Die, die von dem Problem sprechen, lügen (weil sie etwas verkaufen wollen)
Viertens: Das ist Nestbeschmutzung. Am besten redet man nicht über Affiliate-Fraud
Und dann gibt es, diejenigen, die hinter vorgehaltener Hand sagen, dass das Betrugsproblem natürlich virulent ist.
Was haben wir getan?
1. iBusiness hat die seit Jahren in der Werbebranche akzeptierte Nielsen-Befragungen der Netzwerke, die vom OVK veröffentlicht werden, mit validierten Zahlen aus dem Nicht-Netzwerk-Umfeld kombiniert. Daraus ergibt sich ein Gesamt-Affiliate-Umsatz (der sicher eher zu hoch als zu niedrig angesetzt ist)
2. Wir haben eine Untersuchung eines Analytics-Anbieter SEINER EIGENEN KUNDEN genommen und dessen Marktanteil auf den Gesamtmarkt hochgerechnet
3. Aus einem durchschnittlichen Fraud-Prozess haben wir den Schaden ermittelt
Diese gesamte Rechnung haben wir komplett transparent und nachvollziehbar aufgeschrieben. Weil unsere Philosophie eher ist: Wenn eine zehn Jahre alte Branche (wie die Affiliate-Branche) ihre Zahlen nicht kennt oder nicht nennen will – dann müssen wir sie eben herausfinden. Nicht als Werbemassnahme. Sondern wir machen einfach unseren Job.
Was werden wir nun tun?
Ich habe allen Netzwerken angeboten, ihnen die erhobenen Daten für ihr jeweiliges Netzwerk zukommen zu lassen, damit ihre Techniker die ermittelten Fraud-Fälle nachvollziehen können. Und damit wir gegebenenfalls zu noch exakteren Daten kommen.
Bei einer halben Milliarde Euro und 80 Mio Schaden im Jahr (wobei 30 Mio. im Xamine-Netzwerk per Einzelfall gefunden wurde), ergibt sich ein Anteil von deutlich über zehn Prozent, wobei die einzelnen Netzwerke den Zahlen zufolge unterschiedlich stark betroffen sind. Wer will, kann hier nachlesen: http://www.ibusiness.de/aktuell/db/353665jg.html
Natürlich gibt es immer schwarze Schafe. Doch wer sich (quasi von A bis Z) auf die wichtigsten drei Anbieter konzentriert (nämlich Tradedoubler, Affilinet und Zanox) macht nichts falsch. Dort sind von allem Anfang an mindestens die Koordinaten der Advertiser UND Publisher klar, die Abläufe genauso wie die Zählung und Auszahlung gesichert und geregelt und die Kooperation trägt folglich Früchte.
Wenn sich auch mal ein Publisher zu Wort melden dürfte.
Ich kann ja verstehen, wenn die großen Shops Probleme mit erschlichenen Provisionen haben, aber was ist mit den tausenden kleinen Affiliates, die da draußen einen hervorragenden Job machen und denen trotz dessen Teilretouren komplett storniert werden oder die Affiliates, die zigtausende Euros mit nur einem gottgegebenen Urvertrauen täglich für die Shops umsetzen. Wo sind also die handfesten Kontrollen auf Publisher Seiten? Nicht nur, dass man ohne Mitspracherecht Teilbestellungen nicht vergütet bekommt, man muss sich zudem noch mit anonymen IDs zufrieden geben.
Damit es gerecht bleibt, ist meine Forderung deshalb, Kontrollen für beide Seiten einzuführen. Dies kann nur über die Netzwerke oder eine an die Netzwerke angeschlossene neutrale Stelle geschehen, die sich von der Gemeinschaft zu festen Sätzen finanziert! Auch spreche ich mich für die Bekanntgabe der Besteller in anonymisierter Form aus. Es würde doch schon ein Vorname mit einem Buchstaben als Nachnamen ausreichen, um mehr Vertrauen zu schaffen. Affiliate bedeutet nämlich Vertrauen durch Kontrolle! Warum ist dies nicht schon lange eingeführt? Nur weil es uns die Amis noch nicht vorgelebt haben?
Wir sollten vielleicht allesamt mal damit anfangen, das Web 2.0 auch als Solches zu verstehen und uns trauen gemeinsam neue Wege zu beschreiten. Dieses nebeneinander her arbeiten kommt nämlich immer mehr aus der Mode, da es einfach nicht genügend positive Anreize setzt. Der eine wird jetzt sagen:”Ja, aber du verdienst doch dein Brot, dann mach halt mehr Seiten auf!” Eine Antwort könnte lauten:”Ja, das Brot reicht mir auch, aber mir würde es noch besser bekommen, wenn ich wüsste was für Zutaten verarbeitet wurden”.
Was ich einfach sagen möchte ist, dass aufgrund der fehlenden Hand- und Stichfestigkeit die Qualität des Internets langfristig leiden wird. Dazu zähle ich auch solche Gaunereien wie im Beitrag beschrieben oder zahlreiche Andere. Diese wird es immer geben, aber diese Betrachtung als Alleiniges ist zu knapp bemessen. Wir alle sollten uns stets gesamtheitliche und gemeinschaftliche Ziele vor Augen halten.
Ich mache meinen Job gerne und bin auch nicht griesgrämig oder Sonstiges. Ich wollte bei dem Einen oder Anderen nur mal anregen, das gesamte Modell gedanklich zu verbessern.
Vielen Dank für die tollen Beiträge und Gruß an alle Shopbetreiber und nicht zu vergessen deren fleißigen Helferlein
P.s.: Irgendwer, der neue Kleider braucht? 🙂
Hallo,
nun ist die Studie und der entsprechende Artikel in der iBusiness schon fast ein Jahr alt – und “geistert” immer noch durch die Medien – unter anderem im Technik-Magazin t3n (http://t3n.de/news/betrug-affiliate-marketing-435746/ ) oder in der GRÜNDERSZENE (http://www.gruenderszene.de/allgemein/betrug-im-affiliate-marketing).
Und so gilt: Nichts ist so haltbar wie Zahlen, die nicht zu halten sind.
Unsere ganz individuelle zanox Auswertung der Xamine Zahlen hier:
http://blog.zanox.com/de/zanox/2013/02/04/trugerische-zahlen-uber-affiliate-betrug-ein-ausblick-auf-die-affiliate-tactixx-2013/
Das ist ja nicht wirklich Betrug und auch keine “Masche” in dem Sinn. Diese Methode ist schon seit Anfängen von Google bekannt und eigentlich sehr clever. Da hätte man am Anfang der Anzeigen richtig Geld verdienen können. Übrigens diese Methode und wie sie benutzt worden ist steht in dem Buch “Google Mitarbeiter Nr. 58”