einkaufsbummelZwei aktuelle Entwicklung haben den Versandhandelsmarkt in Deutschland in den vergangenen Tages bewegt.  So hat sich der Traditionsversender Klingel ein Stück vom Quelle-Kuchen gesichert – gleichsam aus zweiter Hand – und Amazon kauft sich einen eigenen Shopping-Club.

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Im Vergleich zur Warenhauskette Karstadt ist Quelle weitestgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Jetzt hat das Versandhaus Klingel, ein Konkurrent des ehemaligen Fürther Versandhändlers, Quelle wieder in das Licht der Fachöffentlichkeit gebracht.

Nach Informationen der Zeitschrift Textilwirtschaft hat Klingel die rund 120 Quelle-Eigenmarken  übernommen und zwar von einem aktuellen Konkurrenten: Dem Handelkonzern Otto in Hamburg. Die Quelle-Marke Privileg spielt jedoch bei diesem Deal keine Rolle, da Otto die Markenrechte daran bereits an den US-Elektrohersteller Whirlpool veräußert hat. Eine Stellungnahme der Otto Gruop zum Verkauf der Quelle-Eigenmarken gab es auf Nachfrage nicht.

Quelle-Adressen ja, Eigenmarken nein

Wirklich überrascht sind Branchenkenner jedoch nicht. Der (Weiter)Verkauf der Eigenmarken war Otto im Rahmen des Genehmigungsverfahrens durch die EU-Kommission auferlegt worden. Denn: Mit der Übernahme der Markenrechte an Quelle sicherte sich Otto auch den Bestand an Quelle-Adressen. Als Preis dafür durfte Otto die Quelle-Eigenmarken nicht behalten.

Schon damals kommentierte Martin Groß-Albenhausen, Chefredakteur des Branchenmagazins Der Versandhausberater diese Regelung wie folgt:

“Man könnte das quasi als eine Realteilung bezeichnen, wobei Quelle und Privileg sicher die Filetstücke sind. Als Käufer kommen angesichts der Markenbekanntheit im Universal-Versandhandel vor allem andere Sortimentsversender in Frage. Der kaufende Wettbewerber hat zugleich auch für ein Jahr die gleichen Rechte, Adressen der Quelle-Kunden für Werbezwecke zu nutzen. Die ursprüngliche Exklusivität der Adressnutzung ist kassiert – mit Sicherheit wird Otto hier einen Nachlass beim Quelle-Insolvenzverwalter verhandelt haben.”

Quelle.de lebt weiter

Das Interesse an den Unternehmensbestandteilen der Quelle zeigt, welchen Stellenwert die Marke noch im Markt zu haben scheint. So hat Otto vor wenigen Tagen bekannt gegeben, Quelle als Online-Marktplatz wieder aufleben zu lassen.

Als Geschäftsführer der neuen Quelle.de wurde Tim von Törne bestellt. Otto hatte die im Zuge der Quelle-Insolvenz die Markenrechte an dem Traditionsunternehmen übernommen. Von Törne soll quelle.de als Online-Marketplace mit Schwerpunkt in den Sortimenten Technik und Living aufbauen.

Amazon kauft sich einen Shopping-Club

Zuerst waren es nur Branchengerüchte, die durch einige Fachblogs und Branchenportale flatterten. Amazon habe ein Auge auf den Shopping-Club BuyVIP geworfen. Jetzt ist es eine felsenfeste Wahrheit: Amazon hat die Übernahme offiziell bestätigt. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

Im vergangenen Jahr hat BuyVIP einen Jahresumsatz von 70 Millionen Euro in Deutschland erwirtschaftet und belegt damit hinter Brands4Friends (85 Millionen Euro Umsatz in 2009) den zweiten Platz in der Rangliste deutscher Shopping-Clubs.

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Wirkliche Freude kommt ob dieser Meldung bei Marktbeobachtern jedoch nicht auf. Shopping2.0-Experte Jochen Krisch fragt sogar nach dem Sinn und Zweck einer solchen Akquisition und bezeichnet sie als aus der Not geboren, da seiner Ansicht weitaus lukrativere Kandidaten wie Vente-Privée oder Privalia nicht zum Verkauf stünden:

“Das einzige, was für BuyVIP spricht, ist, dass es in Europa vergleichsweise gut aufgestellt, wenn auch in den Kernmärkten Frankreich und Deutschland eher schwach vertreten ist. Im Grunde macht diese Übernahme nur Sinn, wenn sich Amazon jetzt auch noch Brands4Friends schnappen würde, das dann zumindest die Amazon-Märkte Deutschland und England besser abdecken würde.”

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