Der Onlinehandel boomt und trotz Finanz- und Wirtschaftskrise hat das Jahr 2009 wieder beeindruckende Zahlen geliefert. Laut bvh kauften 32,5 Millionen Bundesbürger online ein. Die Branche und die Shopbetreiber teilen sich aber zunehmend in zwei Lager aus Euphorie und Hysterie – aus Erfolg und Misserfolg, in Venture Capital Finanzierung und Nebenjob.
Was ist los in der Shoplandschaft, sind die fetten Jahre schon vorbei?
4 Thesen von Johannes Altmann – e-Commerce Experte bei Shoplupe®:
1. Konzeptlos heißt Chancenlos!
Zu viele Shopbetreiber sehen e-Commerce als eine technische Spielerei. Sie basteln, relaunchen, strukturieren hin und her und tauschen Teaser aus. Häufig aber ohne Konzept und Strategie. Wer dann neidvoll auf fahrrad.de, oder den kürzlich verkauften Kolibrishop sieht, muss feststellen, dass diese Shopbetreiber eine langfristige Strategie haben, den Shop nach allen Regeln des Marketings positioniert haben und auf hohem kaufmännischen Niveau arbeiten. Die fetten Jahre für Tüftler und Bastler sind vorbei!
2. Old Style kehrt zurück!
E-Commerce ist hip und in der Branche tummelt man sich gerne mal ohne Krawatte. Wer aber einem Investment Manager wie Michael Munz (The MediaLab, Holtzbrinck e-Lab) oder dem Geschäftsführer Ulf Wickop von Koffer-direkt.de über die Schultern schaut, muss feststellen, dass kaufmännisches Geschick und alte kaufmännische Tugenden wieder die Welt regieren. Der Gewinn liegt im Einkauf, der Handel lebt nur von der Marge, Kapitalbindung ist der Handelskiller… Die fetten Jahre sind vorbei, wenn jemand ein Versandhandelsunternehmen betreiben möchte aber kein Kaufmann sein will.
3. Verstand und Herzblut!
StartUp gründen, verkaufen und ab auf die Bahamas. Ja, das gibt’s – aber selten! Die meisten erfolgreichen Shopbetreiber haben vor Jahren angefangen und ihr Business ständig weiterentwickelt, optimiert und ausgebaut. Wie jedes andere Unternehmen braucht auch Versandhandel Zeit, um sich zu entwickeln. In dieser Zeit sind unternehmerischer Verstand, Herzblut und Durchhalten die Devise. Die fetten Jahre, in denen man seine Seite an den nächsten, völlig ahnungslosen Investor vertickt hat, sind vorbei.
4. Ernsthaftigkeit!
Besonders für traditionelle Händler und Hersteller gilt: Ernsthaftigkeit. Der Online-Shop ist kein Azubi- oder Praktikantenprojekt mehr. Wer erfolgreich sein will, muss investieren – in Zeit, Energie und Geld. Der Vertriebskanal „Internet“ muss mit derselben Ernsthaftigkeit verfolgt werden wie alle anderen Vertriebswege im Unternehmen. Die fetten Jahre sind vorbei, wenn keine Ernsthaftigkeit dahintersteckt.
Die Chancen sind immer noch groß, die Entwicklungen im Markt einzigartig und die Einstiegsbarrieren häufig überschaubar. Es kann immer noch funktionieren – aber die ganz fetten Jahre sind vorbei!
Über den Autor:
Johannes Altmann ist Gründer und Geschäftsführer der E-Commerce-Beratung Shoplupe GmbH. Altmann ist Spezialist für die Optimierung von Online-Shops hinsichtlich Nutzerfreundlichkeit. Durch innovativen Usability Services und Mystery Shopping durch verdeckte Testkäufer garantiert Shoplupe eine konsequente Qualitätssicherung sowohl für kleine Online-Shops als auch große Versandhändler. Auf Shoplupe vertrauen mehr als 400 Online-Shops, Versandhändler wie der Baur Versand, ProMarkt und Verlage wie Axel Springer, Vogel Burda, Holtzbrinck und die Motor Presse Stuttgart. Auch Quelle Neue Medien gehörte bis vor Kurzem zu seinen Kunden.
eCommerce ist hartes Business. Wer nicht schwitzen will, nicht zupacken kann, bei Kaufmann an die Komödie von Shakespeares denken muss und darüber hinaus nicht auch die das nötige, dicke Fell mitbringt, um sich durchzusetzen und Probleme mit Sachverstand anzugehen, der wird in kürzester Zeit die weiße Fahne schwenken. Insofern stimme ich dem Artikel zu.
4 Thesen und 4 richtige Aussagen. eCommerce professionalisiert sich immer mehr und neben der richtigen Shop-Software ist v.a. das Konzept entscheidend. Welche Zielgruppe spreche ich an, in welcher Nische habe ich Chancen, wo ist mein USP (und dies sollte keinesfalls rein der Preis sein). Die technische Aspekt ist – auch wenn sich natürlich alles weiterentwickelt – weitestgehend gemeistert und im Tagesgeschäft können Shop-Betreiber die meisten Aufgaben selbst übernehmen, ohne großen Zeitaufwand. Doch dies bedeutet nicht etwa, dass die eingesparte Zeit nicht stattdessen in Marketing, Einkauf, rechtliche Absicherung etc. investiert werden muss, um einen Shop dauerhaft konkurrenzfähig zu halten.
Dem Artikel stimme ich ebenfalls voll zu.
Ich bin seit 2001 im Onlinehandel tätig, die fetten und einfachen Zeiten sind schon lange vorbei.
War man früher noch ein Sonderling als Online Shop Betreiber, gelegentlich wurde man ja auch als Abzocker bezeichnet, betreiben heute unüberschaubar viele Leute Shops.
Allerdings haben viele immer wieder Probleme, weil Kaufmännische Selbstverständlichkeiten nicht beherzt werden.
Das sieht man besonders oft, wenn Anbieter parallel zu ihrem Shop auf Plattformen wie Amazon oder ebay anbieten, aber Preise machen, die nahezu beim EK liegen.
Man kann noch fette Jahre haben, allerdings, wie im Artikel schon dargestellt, nur mit Fleiss und Ausdauer.
Zuverlässigkeit, Freundlichkeit und Seriösität sind heute meiner Meinung nach die wichtigste Kriterien, an denen ein Webshop arbeiten sollte.
Der eigene Onlineshop ist kein Kinderspiel! Das wichtigste ist aber seine Zielgruppe zu kennen und sich auf diese hin einzustellen und zu optimieren. Ich führe nun seid fast 5 Jahren anka24.de und lerne noch jeden Tag. Wir planen jetzt nach 5 Jahren einen 2. Onlineshop rein für Möbel und können dort schon einmal einiges an Erfahrung mit einfließen lassen. Gruß Andreas Kappler
Ich glaube, der kaufmännische Aspekt ist der Wichtigste. Beinahe täglich steht einer auf und versucht die Markteilnehmer mit Preisen zu verdrängen, die er selbst nicht lange durchhält. Leider schadet er in der Zwischenzeit den korrekt geführten Betrieben.
Ein neuer Kunde monierte kürzlich unsere Preise für Klebefolien. Sein bisheriger Händler sei viel billiger gewesen. Auf meine Frage, warum er dort nicht einfach weiter kauft, anwortete er, der Händler sei Pleite.
Auf die Idee, dass die niedrigen Preise in Zusammenhang mit der Insolvenz stehen könnten, kam er nicht.
Ich kann allen Kommentaren gut zustimmen, am meisten jedoch dem von Herr Vieten. Ich bin nicht der geborene Kaufmann, hatte ursprünglich auch nie vor, ein Ladengeschäft zu betreiben bzw. einen Onlineshop, nicht mal die Selbstständigkeit war geplant, in das alles bin ich eher durch Zufall reingerutscht, ich bin also keiner von den “Ich mach mal eben nen Onlineshop auf und werd schnell reich” Leuten. Heute würde ich nichts anderes mehr machen wollen, mein Geschäft läuft, bis auf die üblichen Flautezeiten und dies liegt sicher auch mit daran, das ich nie zu Schleuderpreisen verkauft habe, ich verkaufe meine Artikel zu dem Preis, den sie tatsächlich auch wert ist, die UVP der Lieferanten deckt sich oftmals sogar mit meiner Kalkulation. Nur mit Preisen, von denen man auch selbst leben kann, entspr. Rücklagen bilden kann und mit denen man Verluste durch die ungerechten Seiten des Widerrufsrechts ausgleichen kann, ist heute ein Shop zu führen, dazu kommen Serösität, Engagement, Freundlichkeit und einfache Shopbedienung. Tagtäglich stürmen in meiner Nische, die eigentlich schon lange garkeine mehr ist, neue Shops auf den Markt, die ja auch so billig sind, nach kurzer Zeit ziehen diese aber auch die Preise an oder verschwinden wieder. Woran das wohl liegt? Erst jetzt, nach 3 Jahren und 4 Monaten kann ich das erste Mal sagen, das sich meine Selbstständigkeit lohnt, nach unendlich viel Arbeit, Fleiß und etlichen Nervenzusammenbrüchen…
Ja so ein onlineshop ist nun mal kein Wochenend Projekt oder mal ebend 2 Stunden jeden Tag nach Feierabend.
@Vieten hatte mal einen ähnlichen Fall da kam ein Kunde und fragte mich ob er eine Garantie über mich abwickeln könne weil der Shop wo er das Teil kaufte nicht mehr da sei. War so freundlich und habe es dem Hersteller eingeschickt, Gerät kam repariert zurück. Statt einen Kunden zu gewinnen durfte ich mir die Aussage ziehen Sie sind mit dem Gerät übrings wenn man es bei ihnen neukauft 3€ teurer UNVERSCHÄMT. Soll er doch wieder bei Pleitegeiern einkaufen die dann bei Garantiefällen nicht mehr da sind.
Warum so negativ?
E-Commerce steht erst am Beginn eines Booms!
Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit dem Aktienmarkt und seit 3 Jahren mit dem Onlinemarkt. Ich behaupte, wir stehen im E-Commerce am Beginn einer erfolgversprechenden Rallye.
Warum ich so denke?
Meine Schwiegereltern, beide noch nie etwas mit Computern am Hut, seit ein paar Wochen in wohlverdienter Rente, kaufen sich vor ein paar Tagen zuerst einen PC beim Discounter und dann eine nagelneue Waschmaschine im Internet :-))
Deswegen lautet meine Headline:
Wie bewältige ich effizient den bevorstehenden Ansturm der Onlineshopper in den kommenden Jahren?
Also der Rückblick ist wirklich interessant. Am Anfang, und der war bei mir vor knapp 6 Jahren, war wirklich alles noch viel einfacher. In dieser Zeit haben sich aber die Ansprüche der Kunden ( und des Gesetzgebers) an einen Onlinehandel extrem erhöht. Und das in allen Bereichen. Wer hier nicht mithalten kann oder will, fliegt tatsächlich irgendwann raus. Diese Ansprüche täglich zu erfüllen und auch allen anderen Anforderungen gewachsen zu sein, ist nicht einfach. Wenn ich zurückblicke, sehe ich Null Freizeit, Null Urlaub, 12-15 Stunden tägliche Arbeit, und Fleiß, Fleiß, Fleiß… Kein Ende in Sicht. Fast habe ich den Eindruck, daß es mittlerweile einfacher ist ein Ladengeschäft zu führen, als einen Online-Handel. Der Preisverfall ist natürlich in dieser Zeit auch zu beobachten und auch wir mußten an der Preisschraube drehen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Insofern sind die ganz fetten Jahren wirklich vorbei. Aber das Ende der Preisschraube ist ja mal irgendwann erreicht. Spätestens dann trennt sich die Spreu vom Weizen.
Auch für die Zukunft wird es viel Arbeit bleiben und es wird sicher auch noch härter in der Onlinewelt. Aber ich glaube, es wird sich auszahlen, wenn man service- und kundenorientiert arbeitet.
Herr Vieten spricht mir aus der Seele!
“…Beinahe täglich steht einer auf und versucht die Markteilnehmer mit Preisen zu verdrängen, die er selbst nicht lange durchhält. Leider schadet er in der Zwischenzeit den korrekt geführten Betrieben.
Ein neuer Kunde monierte kürzlich unsere Preise für Klebefolien. Sein bisheriger Händler sei viel billiger gewesen. Auf meine Frage, warum er dort nicht einfach weiter kauft, anwortete er, der Händler sei Pleite.
Auf die Idee, dass die niedrigen Preise in Zusammenhang mit der Insolvenz stehen könnten, kam er nicht.”
Ich kann davon ein Lied singen. Was bringt es, Ware unterm EK oder knapp überm EK Preis zu verkaufen?
Ich habe da nur folgende Argumente, die mir dazu einfallen:
– Man betreibt den Online Shop als Hobby nebenher, da man eh schon genug Geld hat oder.
– Man hat absolut keine kaufmännische Ahnung von allem
– Man versucht am billigsten zu sein um die meisten Kunden anzulocken
Bei Ebay ist es am extremsten finde ich! Das muss man sich mal durchrechnen?! Da müssen viele 100.000 Euro im Monat Umsatz machen, damit Ihnen am Ende vom Monat dann vllt. 2000 Euro Netto bleiben… Ist vllt. jetzt etwas übertrieben 😉 aber so siehts doch aus…