barrierefreies Online-Shopping80% aller behinderten Menschen in Deutschland nutzen das Internet. 50% von ihnen hindern komplizierte Texte, schlechte Kontraste oder Flashanimationen daran, es ohne Einschränkungen zu nutzen. Dabei versprechen barrierefreie Online-Shops Suchmaschinen-Optimierung und Kosteneinsparungen.

Lesen Sie Teil 1 unserer Serie zum barrierefreien Online-Shopping.

Was heißt barrierefreies Internet?

Eine Internetseite ist dann barrierefrei, wenn sie jeder uneingeschränkt lesen und bedienen kann – das heißt auch Senioren, Sehbehinderte und Blinde, Schwerhörige und Taube, Menschen mit Lese/Rechtschreibschwäche, Lernbehinderung und geistiger Behinderung.

Eine Internetseite sollte benutzerfreundlich und für jeden zugänglich und verständlich sein. Auch sollten die technischen Hürden vermieden werden, sodass eine Seite bei allen Browsern und Betriebssystemen funktioniert und von technischen Ein- und Ausgabegeräten, gelesen werden kann.

Eine genaue Definition ist im Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (§4 BGG) zu finden.

Auf welche Probleme stoßen behinderte Menschen?

Theoretisch gibt es zahlreiche technische Hilfen, sogenannte assistive Techniken, damit auch Anwender mit Handicaps sich problemlos im Internet zurecht finden. Großbildmonitore oder Lupen vergrößern die Inhalte für Sehbehinderte um ein Vielfaches. Braillezeilen und Screenreader ersetzen das Lesen und Schreiben für Blinde.

Lernbehinderte und Menschen mit geistiger Behinderung werden fast überall im Netz mit schwerverständlichen Texten konfrontiert. Daher ist es nicht überraschend, dass fast 70% von ihnen noch nie im Internet waren. Dies fand eine Umfrage im Rahmen der Aktion “Internet für alle” vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Jahr 2001 heraus.

Schwerhörige und taube Menschen schätzen vor allem Online-Videos, die in Gebärdensprache übersetzt werden.

Barrierefreiheit… generiert neue Absatzmärkte

8,1 Prozent aller Deutschen waren im Jahr 2001 Schwerbehindert, 38 Prozent waren im Alter von 50 bis 79, durch die demografische Entwicklung hierzulande ist die Tendenz steigend. Besonders Web-Shops, die Medikamente, Produkte aus dem Bereich der Krankenpflege, medizinische Geräte oder Behindertenbedarf vertreiben, verwehren ihrer größten Zielgruppe die Möglichkeit bei ihnen einzukaufen.

Aber ältere und behinderte Menschen wollen auch Bücher lesen, Musik hören oder Kleidung einkaufen. Vielen würde das Online-Shopping prinzipiell auch leichter fallen als das Einkaufen in der Innenstadt. Bequem von zu Hause bekämen sie alles mit nur wenigen Klicks und ohne fremde Hilfe.

Daher kann grundsätzlich jeder Online-Shop durch Barrierefreiheit seinen Absatzmarkt erweitern. Laut dem Online-Magazin Barrierekompass könnte bis zu 20% der Bevölkerung der Zugang zum Internet erleichtert oder überhaupt erst möglich gemacht werden.

Barrierefreiheit… verbessert die Platzierung bei Suchmaschinen

Dabei profitieren nicht nur Senioren und behinderte Menschen von barrierefreien Seiten. Suchmaschinen zum Beispiel lesen Webseiten ganz ähnlich wie ein “Screenreader”. Sie interessieren sich nicht primär für ein kreatives Layout, sondern wollen reine Informationen, die noch dazu gut strukturiert sind.

Daher ist es für einen Screenreader zum Beispiel wichtig, dass Überschriften auch als solche formatiert werden. Das Gerät würde sie sonst als normalen Text “vorlesen”. Einem Blinden und auch Google nimmt man dadurch die Orientierung auf der Website. Das ist ungefähr so als würde die Seite-1-Überschrift bei der Bildzeitung fehlen.

Mit Frames, Flashanimationen, Videos, Bildern und Grafiken verhält es sich ähnlich. Aus technischen Gründen kann ein Hilfsgerät sie nicht sehen. Auch Suchmaschinen sind blind dafür. Barrierekompass fasst kompakt zusammen:

“Je weniger verschachtelt und komplex die Seite ist, desto einfacher gelangen nicht nur Menschen an die Informationen, sondern eben auch Suchmaschinen.”

Barrierefreiheit… ist gleich Usability

Barrierefreiheit und Usability können im Prinzip auch Synonym verwendet werden. Sie fordern schließlich das Gleiche, nämlich dass

  • Online-Shops und ihre Navigation übersichtlich aufgebaut sind,
  • Texte leicht verständlich und gut strukturiert sind,
  • die Shops über jeden Internetbrowser gleich gut funktionieren,
  • Ladezeiten minimal sind.

Daher gewinnt man durch Barrierefreiheit nicht nur behinderte Menschen und Senioren als potentielle Kunden hinzu. Jeder, der im Internet einkaufen möchte, will schnell die Seite, auf der er sich befindet, verstehen und sie problemlos bedienen können.

Barrierefreiheit… ist zukunftsweisend

Mobiles Online-Shopping via Handy ist der neue Zukunftstrend. Ein Online-Shop, der alternative Ein- und Ausgabegeräte akzeptiert, kann auch problemlos von Menschen ohne Behinderung über das Handy und PDA genutzt werden. Warum also nicht benachteiligten Menschen helfen und mit seinem Shop am Puls der Zeit sein?

Nicht zuletzt suggeriert ein barrierefreier Online-Shop soziales Engagement und fördert ein positives Image. Große Konzerne haben das Potential der Corporate Social Responsability längst erkannt. Mit der richtigen PR kann auch ein kleiner aber barrierefreier Online-Shop hier punkten.

Lesen Sie nächste Woche Teil 2 unserer Serie zum barrierefreien Online-Shopping: 14 Kriterien für Ihren barrierefreien Online-Shop

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